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Mord Unter Segeln

Mord Unter Segeln

Titel: Mord Unter Segeln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Franke
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vorgewarnt sind. Unterschwellig schwang immer noch etwas zwischen uns. Irgendwann hat sich das mit den Mails und Telefonaten ergeben. Keine Ahnung, wer damit angefangen hat, aber es war etwas ganz Eigenes. Das nur funktionierte, wenn wir nicht miteinander in einem Raum waren. Es war total irre. Wir haben uns mit unseren Stimmen überall berührt. Haben uns gestreichelt, geliebt, geküsst, geneckt, auch mal geschlagen. Sagt Ihnen der Begriff ›Dirty Talk‹ etwas?« Schöneberg geriet derart ins Schwärmen, dass es Christine unangenehm wurde. »Es war einfach phantastisch. Und all das dann per Mail auszudrücken, schwarz auf weiß, es immer wieder lesen zu können … das war einfach …« Schöneberg machte eine kurze Pause, »… geil. Ich kann es nicht anders bezeichnen.«
    Christine schluckte. Da stand sie mit einem Leihfahrrad am Straßenrand auf einer der Inselstraßen und führte ein Telefonat, das schier unglaublich war. »Wir sprechen also von Telefonsex?«, fragte sie dementsprechend zurückhaltend.
    »Was haben Sie gesagt? Ich hab Sie nicht verstanden.«
    »Telefonsex?«, wiederholte sie lauter.
    Ein vorbeifahrender Radfahrer, der offensichtlich unter dreißig war, drehte sich um und hielt an. »Klar. Haste 'ne Nummer für mich?«
    »Hau'n Sie ab«, empfahl Christine und legte dabei die Hand dahin, wo sie das Mikro ihres Handys vermutete. »Ich bin von der Kripo und führe hier grad ein dienstliches Telefonat.«
    »Ja, nee, schon klar.« Der Radfahrer grinste. »Aber wenn du mal wieder so ein ›Dienstgespräch‹ führen möchtest, dann sag Bescheid. Hätt ich auch Bock drauf.«
    Bevor Christine einen entsprechenden Kommentar abgeben konnte, klingelte ihr Handy. Mist. Offenbar hatte sie das Gespräch mit Schöneberg aus Versehen unterbrochen.
    »Bestimmt Kundschaft«, johlte der Radfahrer und trat lachend wieder in seine Pedale.
    Christine sah auf das Display und nahm das Gespräch an. »Ja, Nieksteit? Was gibt's?«
    ***
     
    Peter Gerjets wusste, dass es falsch war, was er in diesem Moment machte. Draußen saßen seine Tochter und seine Schwägerin, er müsste dabei sein. Gemeinsam müssten sie über Simone reden, Erinnerungen aufkommen lassen, lachen, traurig sein. Doch er konnte es einfach nicht. Weil er Simone geliebt hatte. Weil sie ihn vorgeführt und auf der Insel zum Hahnrei gemacht hatte. Am schlimmsten daran war, dass er das über lange Zeit überhaupt nicht gemerkt hatte.
    Er wusste, Simone hatte Tagebuch geschrieben. Das hatte sie schon als Teenager getan, wahrscheinlich war es das Einzige, was sie seit ihrer Kindheit konstant betrieben hatte, das Einzige, dem sie treu geblieben war. In diesen Tagebüchern würde er Antworten finden. Doch im Nachttisch seiner Frau war keines. Er öffnete den Kleiderschrank. Irgendwo mussten diese verdammten Tagebücher doch sein. Hatte die Polizei sie mitgenommen? Aber das hätte man ihm mitteilen müssen. Nein, sagte der Teil in ihm, der sonntagabends gern »Tatort« guckte, nein, die müssen dir gar nichts sagen, in so einem Mordfall ist eine Menge erlaubt. Dennoch gab Peter nicht auf. Irgendwo mussten zumindest die alten Dinger sein. Die würde er finden. So lang war die Polizei ja gar nicht da gewesen, als dass sie alles hätten finden können, was eine findige Frau wie Simone versteckt hatte. Groll erfüllte ihn. Groll, wo Trauer hätte vorherrschen sollen. Aber es ließ sich nun einmal nicht verhehlen, dass ihre Ehe in den letzten Jahren keine wirkliche Ehe mehr, sondern eher eine Zweckgemeinschaft gewesen war. Doch all die Jahre hatte er Gerüchte, dass Simone auch gern mit anderen Männern zusammen war, als Neid und Missgunst böswilliger Schandmäuler abgetan. All die Jahre.
    Bis Sophie krank geworden war.
    Bis er sich als Knochenmarkspender hatte testen lassen.
    Und dadurch erfahren hatte, dass er nicht Sophies Vater war.
    ***
     
    »Tja, Herr Tapken, wer könnte außerdem Zugang zur ›Luzifer‹ gehabt haben, wenn Dr. Harpstedt nun eindeutig ausfällt?« Seit einer knappen halben Stunde saßen Oda und Lemke erneut mit dem Hooksieler Hafenmeister zusammen, diesmal in dessen Büro oberhalb des Restaurants. Tapken hatte erschüttert zugehört, als sie ihm berichteten, was Wolf Harpstedt zugestoßen war.
    »Mannomann«, sagte er, »da merkt man mal wieder, wie schnell was passieren kann. Damit hab ich überhaupt nicht gerechnet. Davon geht man ja auch nicht aus. Dr. Harpstedt ist doch erst so um die sechzig. Oh nee.« Tapken schüttelte immer noch

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