Mord Unter Segeln
habe nur übers Telefon und per Mails stattgefunden.«
»Auch als er mit seiner Frau in der Pension gewohnt hat? Der muss ja ganz schön abgebrüht sein.«
Christine hörte, dass ein Lkw an Odas Auto vorbeifuhr, und wartete einen Augenblick, bevor sie weitersprach. »Keine Ahnung, vielleicht haben sie in der Zeit ja auch ne Telefonpause gemacht. Habt ihr schon was von der Spurensicherung? Wenn Schöneberg gelogen hat und doch mit der Gerjets in ihren Räumen intim war, dann müssen sie seine DNA gefunden haben. Auf ihrem Bett, in irgendwelchen Klamotten. Die haben doch die Vergleichsmuster aus dem Zimmer, das Schöneberg mit seiner Frau bewohnt hat.«
»Ja, ich hab mit Manssen telefoniert. Er schickt uns die Ergebnisse natürlich noch schriftlich, aber wir haben tatsächlich was. Sehr reinlich scheint die Gerjets nicht gewesen zu sein, was ihren Privatbereich betraf.«
»Bitte?«
»Die Frau muss ein ziemlich ausgeprägtes Lustbedürfnis gehabt haben, um das mal so auszudrücken.« Christine hörte, dass Oda breit grinste.
»Das heißt?«, fragte sie.
»Sie hat die Bettwäsche der Gäste öfter gewechselt als ihre eigene.«
»Und?«
»Auf dem Laken hat man verschiedene Spermaspuren gefunden.«
»Ihhhh.« Christine schüttelte sich und hoffte, dass ihr ein Herpesbläschen an der Lippe erspart bliebe, so sehr ekelte sie sich bei der Vorstellung.
»Blödmann! Pass doch auf.« Kurze Sendepause, dann sagte Oda: »Sorry, da war so ein Opa mit Hut und Prostatabeschwerden vor mir. Der hat wohl seine Brille zu Haus gelassen. Jedenfalls haben wir die DNA ihres Mannes separiert. Und die eines anderen Mannes.«
»Kann das die von Horst Schöneberg sein?«
»Nein«, kam es nun von Lemke. »Schöneberg ist es nicht. Es muss noch einen anderen geben.«
»Toni Surwold?«, tippte Oda.
»Könnte sein. Oder es gibt noch einen Mann, den wir bislang nicht kennen.«
»Manssen hat übrigens auch die Spuren auf dem Schiff weitestgehend ausgewertet. Er hat verschiedene Fingerabdruckspuren gefunden, darunter eine, die quasi überall zu finden war. Das wird die des Eigners sein, den wir heute auch ausfindig gemacht haben.«
»Tatsächlich?« Christine hörte aufmerksam zu, als Oda und Lemke von ihren Gesprächen mit Tapken, Harpstedt und Schneider berichteten.
»Ach übrigens, Christine, der Typ von der Werft sagte, sie hätten den Namen des Bootes nicht entfernt«, sagte Oda schließlich.
»Dann wird es der Täter gewesen sein. Ich knöpf mir jetzt jedenfalls noch mal Ilka Friedrichsen vor. Nieksteit hat nämlich vorhin angerufen. Er hat die Telefonlisten weiter zurückverfolgt und herausgefunden, dass die Gerjets neben ihrer Vorliebe, nach dreiundzwanzig Uhr lange Gespräche mit fremden Herren zu führen, in den letzten drei Monaten intensiven Telefonkontakt zu ihrer Schwester aufgenommen hatte. Nieksteit sagte, das sei fast schon ein Bombardement von Anrufen gewesen. Einmal pro Tag wurde mindestens vom Anschluss der Pension aus bei der Friedrichsen angerufen.«
»Das ist ja interessant. Möchte wissen, was die dazu zu sagen hat«, meinte Oda.
»Tja, vielleicht kommen wir der Sache endlich näher. Wenn es stimmt, was die Spusi herausgefunden hat, dann ging es in diesen Gesprächen vielleicht um Simone Gerjets' Liebhaber. Irgendetwas muss schließlich vorgefallen sein, dass sie auf diese Art umgebracht wurde.«
»Jo, alles klar. See you .«
»Tschüs«, rief auch Lemke, bevor Oda die Verbindung unterbrach.
***
Peter Gerjets stand neben seiner Schwägerin in der Haustür und sah Sophie nach, die sich mit den Worten »Ich geh noch mal schnell rüber zu Anna-Lena« verabschiedete. Gemeinsam winkten sie Sophie hinterher, die mit ihrem bunten Tuch auf dem Kopf und der breiten Tasche an langen Bändern über der Schulter loszockelte. Peter freute sich, seine Tochter in diesem in der letzten Zeit nicht wirklich üblichen guten Gesundheitszustand zu sehen. Das machte vieles einfacher. Die Tatsache allerdings, dass sie den Tod ihrer Mutter so … gleichgültig hingenommen hatte, beschäftigte ihn sehr. Und doch hatte ihn ihr Satz, dass er hier auf Erden und Simone im Himmel auf sie aufpassen würde, dass, egal was mit ihr geschah, ein Elternteil für sie da war, sehr bewegt. Seine Tochter hatte sich offenbar intensiver mit dem Tod auseinandergesetzt, als er dachte.
»Ich muss mit dir reden«, sagte er jetzt zu Ilka und fühlte sich auf eine eigenartige Weise unwohl.
Sie blickte ihn fragend an, drehte sich um und sagte:
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