Mord Wirft Lange Schatten: Mitchell& Markbys Dreizehnter Fall
von den Oakleys. Ich kenne die beiden alten Mädchen schon mein ganzes Leben, Herrgott noch mal! Es sollte kein Problem darstellen, eine angemessene Wohnung für den Lebensabend der beiden zu finden, während ich für andere Klienten nach passenden Immobilien Ausschau halte.«
»Sie sind wirklich ein liebes Mädchen«, sagte James Holland.
»Es ist ausgesprochen nett von Ihnen, den OakleySchwestern behilflich zu sein.«
»Ich bin nicht Ihr liebes Mädchen«, erwiderte sie kampfeslustig.
»Ich bin niemandes liebes Mädchen! Versuchen Sie nicht, mir gönnerhaft zu kommen, James!«
»Wie könnte ich das?«
»Falls Sie sich für viktorianische Giftmorde interessieren, James …?«, unterbrach Geoffrey den sich anbahnenden Streit.
»Du wirst ihm jetzt doch wohl nicht von dem Fall Oakley erzählen, Geoffrey?«, unterbrach ihn Juliet.
»Meinst du nicht, dass man die Sache besser auf sich beruhen lassen sollte?«
»Ah, der mysteriöse Tod von Cora Oakley«, sagte Alan Markby.
»Ich bin mit diesem Fall vertraut … doch ich möchte Ihnen nicht den Spaß verderben, falls Sie die Geschichte erzählen wollen, Geoffrey.«
»Ich kenne den Fall nicht«, sagte James Holland.
»Ich auch nicht«, fügte Meredith prompt hinzu.
»Es ist eine grässliche Geschichte«, warf Juliet ein.
»Erzähl sie nicht, Geoff. Bitte nicht!«
»Aber James und Meredith sind interessiert«, beharrte Geoffrey störrisch.
»Nun ja, wenn ich sie nicht erzählen darf – ich habe reichlich Notizen über diese Geschichte. Falls Sie meine Notizen zum Lesen ausleihen möchten …? Sie wissen wahrscheinlich, dass ich vorhabe, eines Tages ein Buch über kontroverse Gerichtsverfahren vergangener Zeiten zu schreiben? Falls ich jemals die Zeit dazu finde, heißt das. Denken Sie nur, ich erhalte keine Hilfe von der Familie. Man hat mir sehr energisch klar gemacht, dass man nicht beabsichtigt, die Toten für mich in ihrer Ruhe zu stören. Trotzdem … rein zufällig habe ich erst gestern meine Nachforschungen über die Oakleys wieder ausgepackt. Sie liegen in meinem Büro auf dem Schreibtisch. Möchte einer von Ihnen sie mitnehmen, wenn Sie nach Hause gehen? Ich habe alles auf Diskette gespeichert.« Meredith und James Holland wechselten einen Blick.
»Ladies first«, sagte der Vikar schließlich galant.
»Geben Sie mir die Unterlagen, wenn Sie damit durch sind, Meredith.« Geoffrey strahlte die beiden an.
»William Oakley wurde wegen Mordes an seiner Frau Cora angeklagt. Er kam frei, aber er hatte verdammtes Glück. Viele wurden aufgrund wesentlich schwächerer Beweise zum Schafott verurteilt.«
»Ich habe ein Porträt von William gesehen. Es hängt schamhaft versteckt in einem staubigen Hinterzimmer auf Fourways«, sagte Juliet unerwartet.
»Ich habe es entdeckt, als Damaris mich herumgeführt hat. Sie war sehr verlegen. Sie sagte nur steif, dass es ein Bildnis ihres Großvaters sei, und ging eilig weiter. Ich bin zurückgeschlichen und hab es mir noch einmal angesehen, als sie mir den Rücken zudrehte. Auf dem Bild sieht William aus wie die Sorte Mann, die damals als attraktiv galt. Jede Menge schwarzer Locken und ein schicker Schnauzbart, und er sieht aus, als würde er gerne einen über den Durst trinken!« Juliet illustrierte ihre Beschreibung mit einer Geste der linken Hand und schnitt eine ironische Grimasse. Dann errötete sie unvermittelt, als alle sie ansahen.
»Schon gut«, räumte sie ein,»ich gebe ja zu, ich war interessiert! Ich habe nicht gesagt, dass es keine interessante Geschichte ist, oder? Nur, dass sie schrecklich ist. Außerdem muss man William Oakley nur ansehen, um zu wissen, dass er zu der Sorte Mann gehört, die ihre Frauen umbringt.«
»Die kriminelle Contenance«, sinnierte Markby.
»Früher einmal eine weit verbreitete Theorie, aber heutzutage als unsinnig widerlegt. Ich frage mich, was nach der Gerichtsverhandlung aus William wurde? Nach einem Skandal wie diesem war er in der einheimischen Gesellschaft wohl kaum noch willkommen?« Geoffrey zuckte die Schultern.
»Ich würde Ihnen ja gerne erzählen, dass er ein passendes Ende gefunden hat, aber das kann ich nicht. Niemand weiß, was aus ihm wurde. Es gab natürlich eine Menge Gerede, und die Leute mieden ihn. Nachdem sein Ruf am Boden lag, machten beide Seiten der Familie ihm klar, dass er weggehen und wegbleiben sollte. Er ging ins Ausland und kehrte nie wieder zurück. Es war die Art und Weise, wie man damals mit Skandalen in der Familie umging. Sein Sohn wuchs
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