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Mord Wirft Lange Schatten: Mitchell& Markbys Dreizehnter Fall

Mord Wirft Lange Schatten: Mitchell& Markbys Dreizehnter Fall

Titel: Mord Wirft Lange Schatten: Mitchell& Markbys Dreizehnter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
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wasserdichten Cape und beaufsichtigte in düsterem Schweigen die fortschreitenden Arbeiten. Zu seinen Füßen befand sich eine offene Kiste mit Gläsern darin. Von Zeit zu Zeit blickte der Constable auf die Kiste hinab, als wollte er sichergehen, dass niemand sie heimlich stehlen konnte. Die letzte Person in dieser Gruppe war ein brillentragender kleiner Mann, der bewaffnet mit einer kleinen Schaufel und einem Glas, das aussah wie die anderen in der Kiste, um die Totengräber herumtanzte. Im Gegensatz zum mürrischen Schweigen der Arbeiter äußerte er regelmäßig protestierende Rufe wie:
    »Einen Augenblick bitte, ich muss eben eine Probe nehmen! Ich sagte einen Augenblick bitte, warten Sie!«

    »Hören Sie, Wood!«, rief der größere der beiden Männer beim Mausoleum. Durch das weite Cape und den großen Seidenhut, den er unpassenderweise dazu trug, wurde seine Größe noch stärker betont.
    »Können diese Leute nicht ein wenig schneller arbeiten? Bald machen sich die ersten Leute auf den Weg zur Arbeit, die Sonne geht auf, und dann haben wir eine gaffende Menge hier herumstehen!«

    »Jawohl, Sir Herbert«, sagte sein Begleiter, der einfach gekleidet war mit einem Ulstermantel und einem Bowlerhut, den er sich bis weit über die Ohren gezogen hatte. Er hatte außerdem die kluge Vorsichtsmaßnahme ergriffen, sich einen Wollschal mehrere Male um den Hals und über das Kinn zu schlingen. Als Ergebnis kam seine Stimme undeutlich und dumpf aus den Falten des Schals.
    »Es ist der wissenschaftliche Gentleman, der uns immer wieder aufhält, Sir.«
    Sir Herbert murmelte etwas Unverständliches. Er akzeptierte das behutsam vorgebrachte Argument. Die Verantwortung für die Verspätung lag nicht bei den einheimischen Arbeitern oder Beamten, sondern bei dem Geologen, der die Bodenproben nahm und zusammen mit Sir Herbert aus London angereist war.
    In diesem Augenblick schlug die Kirchenuhr die Viertelstunde.
    »Hören Sie?«, sagte Sir Herbert übellaunig.
    »Es ist bereits Viertel vor sechs!«
    Wood blieb die Mühe erspart, zu antworten, denn zu ihrer Rechten erlitt jemand einen lauten Hustenanfall.
    »Und dieser Bursche geht mir auf die Nerven!«, fügte Sir Herbert verärgert hinzu. Beide wandten sich in die Richtung des Hustens und starrten strafend zu einem schwarz gekleideten Gentleman.
    »Ich habe eine Erkältung!«, rief dieser sich rechtfertigend und mit hörbar zugeschwollener Nase. Wie um die Tatsache zu untermauern, zückte er ein großes weißes Taschentuch und begann sich lautstark zu schnäuzen. Sir Herbert murmelte eine empörte Antwort.
    »Wir müssen den Totengräber dabeihaben«, erklärte Wood mit besänftigender Stimme.
    »Er muss den Sarg identifizieren, sobald wir ihn freigelegt haben.« Wood warf einen angespannten Blick zu den Männern mit den Schaufeln, die erneut von dem Wissenschaftler aufgehalten wurden, als dieser ein weiteres Glas mit einer Bodenprobe füllte.
    »Ich weiß selbst sehr wohl, wozu dieser Bursche hier ist!«, fauchte Sir Herbert.
    »Jedoch nach den Geräuschen zu urteilen, die er von sich gibt, liegt er selbst bald unter der Erde!« Der Totengräber hatte die beleidigenden Worte aufgeschnappt und stellte sich weiter abseits. Er zitterte vor Empörung. Inzwischen war es merklich heller geworden. Ringsum lösten sich Schatten aus dem Dämmerlicht und erweckten den Eindruck, dass die von Sir Herbert befürchtete Menge von Gaffern sich bereits in der Gestalt von Steinengeln und Cherubim versammelt hatte. Marmorhände, die sich vor Entsetzen rangen, und pupillenlose Augen, die die Entweihung der Toten verfolgten und die Lebenden anstarrten, die dafür verantwortlich waren. Der bleiche Streifen am Horizont war zu einem rötlichen Lichtschein geworden. Roter Himmel am Morgen bringt schlechtes Wetter und Sorgen, dachte Wood. Er hoffte, dass es kein schlechtes Omen darstellte. Er war genauso begierig wie der Mann vom Home Office, endlich von hier wegzukommen. Wood mochte Friedhöfe nicht, ganz besonders nicht die großtuerischen Skulpturen ringsum. Er hatte seiner Tochter Emily einmal, halb im Scherz, gesagt, dass er nur einen einfachen Grabstein mit einer einfachen Aufschrift wollte, wenn die Zeit gekommen wäre, ihn beizusetzen:
    Hier ruhet in Frieden Jonathan Wood. Auch wenn er ein paar böse Dinge getan, so war er doch hauptsächlich gut.
    Emily hatte es nicht mit Humor aufgenommen. Tatsächlich war sie so untröstlich gewesen, dass er sich vielfach entschuldigt und darauf bestanden

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