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Mord Wirft Lange Schatten: Mitchell& Markbys Dreizehnter Fall

Mord Wirft Lange Schatten: Mitchell& Markbys Dreizehnter Fall

Titel: Mord Wirft Lange Schatten: Mitchell& Markbys Dreizehnter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Granger Ann
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befürchtet habe. Sein Verstand hat sich rechtzeitig eingeschaltet. Jan ist niemand, der sich seine Pläne durch einen unnötigen Zwischenfall selbst durchkreuzt. Er ist ein Denker, unser kleiner Pole. Trotzdem, je schneller er im Flugzeug nach Hause sitzt, umso besser.«
    »Und was machen wir nun?«, fragte Juliet niedergeschlagen.
    »Vielleicht sollten wir noch einmal mit Laura reden. Sie fragen, ob sie sich nicht mit ihm befassen kann? Ich habe alles getan, was in meiner Macht steht. Jetzt muss jemand anders Jan zur Vernunft bringen.«
    Damaris und Florence Oakley hatten einen langen Nachmittag in Bamford verbracht. Abgesehen vom Supermarkt war Florence beim Friseur gewesen, um sich ihren halbjährlichen Schnitt zu holen, und Damaris war Unterwäsche kaufen gegangen. Glücklicherweise gab es in Bamford immer noch einen kleinen Laden, wo man anständige Knicker und Unterhemden kaufen konnte. Während Damaris darauf wartete, bedient zu werden, betrachtete sie voll faszinierter Befremdung eine Schaufensterpuppe, die nur den hauchdünnsten Fetzen von Material trug, um die Scham unterhalb des Bauchs zu bedecken, und irgendein drahtiges Dings, um die Brüste zu stützen. Die Puppe trug hauchdünne schwarze Nylons dazu, die ohne Strapse hielten.

    »Hier, bitte sehr, Miss Oakley«, sagte die ältere Verkäuferin zu Damaris und zeigte ihr eine paar weit aussehende engmaschig gestrickte Damenunterhosen mit langem Bein, die sie auf der Glastheke vor Damaris ausbreitete. Der Stil dieser Unterwäsche nannte sich unerklärlicherweise nach einer französischen Epoche, Directoire.

    »Was? Oh, bitte entschuldigen Sie«, sagte Damaris.
    »Ja, die sind sehr gut.« Der Blick der Verkäuferin wanderte verächtlich zu der Schaufensterpuppe in ihren fadenscheinigen Dessous.
    »Ein albernes Ding«, sagte sie.
    »Aber wir müssen all die modernen Sachen auf Lager halten. Die Mädchen tragen heutzutage nichts anderes mehr.«
    »Das kann doch unmöglich warm halten«, bemerkte Damaris. Aber wenn man jung ist, merkt man die Kälte nicht, dachte sie. Das Blut ist heiß, die Haut prickelt, und man ist lebendig.
    »Später bezahlen sie mit Rheuma dafür«, sagte die Verkäuferin tröstend. Draußen vor dem Laden standen zwei junge Mädchen und unterhielten sich. Damaris schätzte sie auf sechzehn oder siebzehn. Eins der Mädchen trug Jeans und eine Männerjacke aus Tweed, ziemlich alt und wahrscheinlich von einem Flohmarkt. Sie hatte lange dunkle Haare, die zu zahlreichen Ringellöckchen aufgedreht waren, wie ein Beau aus der Zeit der Restauration. Das andere Mädchen hatte im Gegensatz dazu kurzes feuerrotes Haar, das mit Pomade oder etwas in der Art zu Stacheln frisiert war. Es trug einen fließenden schwarzen Rock mit einem Muster aus roten Mohnblüten und darunter schwere Stiefel. Die beiden lachten ausgelassen über irgendwas. Ich glaube nicht, dass ich je wirklich jung war, dachte Damaris erschrocken. Oh, jung an Jahren, sicher, aber gefühlt habe ich mich nie so. Wir Oakley-Mädchen wurden gut erzogen. Wir durften niemals Anlass für einen Skandal oder Geschwätz sein. Wir Oakleys durften nie einen Mangel an Moral zeigen. Erst als sie älter geworden war, ein ganzes Stück älter sogar, bereits weit im mittleren Alter, hatte Damaris die zwanghafte Besessenheit ihrer Eltern begriffen, ihre Bemühungen um Respektabilität, um Etikette und Verlässlichkeit. Es war ein notwendiger Schleier, um die Wahrheit zu verhüllen, nämlich dass Fourways House und die Familie der Oakleys gebrandmarkt waren, gebrandmarkt durch ein grausames, ungesühntes Verbrechen. Sie lebten im Schatten eines Mordes. Sie mussten den Preis dafür bezahlen, sie alle und solange sie lebten, jeder Einzelne zahlte den Preis für Williams Sünde. Und so wurde den Töchtern gelehrt, dass Frivolität einen schwachen moralischen Willen verriet. Ihnen wurde eingebläut, dass sie sich wegen gar nichts schämen mussten, solange sie sich anständig benahmen und ihre Pflicht erfüllten. Es war Unsinn! Damaris fühlte sich, als wären ihr Schuppen von den Augen gefallen, und nun, viel zu spät, hatte sie die Wahrheit hinter dieser Doktrin erkannt. Sie und ihre Schwester waren die Opfer einer hinterlistigen Täuschung gewesen, dazu geschaffen, sie zu kontrollieren. Bei mir hat es funktioniert, so viel steht fest!, dachte Damaris in hilfloser Wut. Ich habe nie etwas Unbesonnenes gemacht. Ich bin nie irgendein Risiko eingegangen. Ich habe nie die Regeln guten Benehmens verletzt. Ich

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