Mord Wirft Lange Schatten: Mitchell& Markbys Dreizehnter Fall
trommelnden Geräusch.
Damaris streckte die Hand nach dem Lichtschalter aus und stieg vorsichtig die Treppe hinunter nach unten. Die Wohnzimmertür stand offen, und sie konnte sehen, dass der Fernsehschirm immer noch geistlos flackerte. Der große Flur wurde am anderen Ende erhellt vom Licht aus der Küche, das durch die offene Tür fiel. Direkt neben der Tür, ein kleines Stück weit im Flur, lag ein zerbrochenes Glas, und ein Wasserfleck breitete sich aus. Was den Aufprall anging – es war der kleine Telefontisch gewesen, der umgestürzt auf der Seite lag, daneben das Telefon, der Hörer am Ende der Schnur auf dem Gesicht und stumm. Daneben lag Jan und wälzte sich am Boden.
Er lag auf dem Rücken und starrte sie aus hervorquellenden Augen an. Er hatte sich übergeben, und sein Mund war blutig. Er hatte die Lippen zurückgezogen wie ein wildes Tier, das die Zähne bleckt. Sein Gesicht war vor Schmerz und ungläubigem Schock verzerrt. Seine Hände waren in den ausgetretenen Teppich verkrallt, die Knie an den Leib gezogen, und Damaris erkannte, dass das trommelnde Geräusch von Jans Hacken auf dem hölzernen Dielenboden herrührte. Er schien sie zu erkennen, als sie sich über ihn beugte, und versuchte angstvoll zurückzuweichen. Er schien etwas sagen zu wollen, doch seine Zunge gehorchte ihm nicht.
»Damaris?«
Es war die Stimme ihrer Schwester von oben. Damaris eilte zurück und die Treppe hinauf. Florence durfte dies unter keinen Umständen sehen.
»Geh wieder zu Bett, Liebes. Du erkältest dich noch. Jan geht es nicht gut. Ich denke, ich werde einen Notarzt rufen.«
»Was ist denn los?« Florences graues Haar war zu einem dünnen Zopf geflochten, der über ihre Schulter hing. Sie hatte die Arme um den Leib geschlungen und schien in ihrem dünnen Nachthemd zu frieren.
»Ich weiß es nicht, aber der Notarzt wird sich um alles kümmern. Geh wieder zu Bett und schlaf, versprich mir das, Florence.« Sie schob ihre Schwester sanft vor sich her, während sie sprach, zurück in ihr Schlafzimmer, und schloss hinter der immer noch protestierenden Florence die Tür. Sie hoffte, dass Florence dort bleiben würde. Sie war immer eine fügsame Person gewesen. Damaris eilte zurück zu Jan und nahm die beiden Hälften des Telefons hoch. Ihr dämmerte, dass aus dem Hörer eigentlich ein Freizeichen kommen müsste. Sie legte ihn auf die Gabel zurück und hob ihn wieder ab, doch es gab immer noch kein Freizeichen. Damaris starrte den Apparat ratlos an. Dann glitt ihr Blick an der Schnur entlang zum Anschluss in der Wand, und sie sah, dass er herausgezogen war. Jan hatte den Stecker bei seinem Sturz herausgerissen. Sie stöpselte ihn wieder ein, und zu ihrer Erleichterung erhielt sie endlich das Freizeichen. Sie wählte die Notrufnummer und forderte einen Krankenwagen an. Man versprach ihr, dass der Notarzt innerhalb der nächsten Viertelstunde bei ihr wäre. Bis dahin sollte sie den Patienten in eine stabile Seitenlage bringen, wurde ihr mitgeteilt. Damaris legte den Hörer zurück, und weil der Telefontisch immer noch auf der Seite lag, schob sie das Telefon durch eine Lücke im Geländer und stellte es auf einer Treppenstufe ab. Sie kämpfte ihren Abscheu nieder und zwang sich, so lange an Jans hingestreckter Gestalt zu ziehen und zu zerren, bis sie ihn auf der Seite liegen hatte. Die Anstrengung raubte ihr den Atem und erschöpfte sie, doch sie würde Florence nicht um Hilfe rufen. Sie brachte Jan in die richtige Position mit zwei Telefonbüchern als Kopfstütze und zog sich dann am Treppengeländer hoch und auf die Beine. Für einen Augenblick spürte sie Befriedigung, weil sie es geschafft hatte, doch dann erkannte sie voll Abscheu, dass die Bewegung weitere Flüssigkeit aus seinem offenen Mund hatte treten lassen. Sein Gesicht war merkwürdig angelaufen, bläulich mit braunen Flecken. Damaris stieß einen Laut des Ekels aus und wich stolpernd zurück. Der Krankenwagen kam kurze Zeit später. Die Sanitäter, verblüfft von dem Anblick, der sich ihnen bot, arbeiteten rasch und effizient und wirkten – soweit das unter den gegebenen Umständen möglich war – beruhigend auf Damaris ein. Jan wurde auf eine Bahre geschnallt und in die Nacht davongefahren. Müde und erschöpft stieg Damaris die Treppe hinauf und ging zu Florences Zimmer, um ihr zu sagen, dass alles in Ordnung war und Jan in ein Krankenhaus gebracht worden wäre. Wahrscheinlich eher in die Leichenhalle eines Krankenhauses, dachte sie. Sie zweifelte nicht
Weitere Kostenlose Bücher