Mord zur Bescherung
Inneneinrichtung bezog und sagte mit stolzgeschwellter Brust: »Habe ich mitentworfen.«
»Oh, das ist nett.« Die junge Frau schaute ein wenig verwirrt.
Honey war enttäuscht, wenn sie sich auch damit tröstete, dass die Dame, nach ihrer Kleidung zu urteilen, nicht gerade auf höchstes Niveau eingestimmt war.
Einer der jungen Männer aus der Gruppe klatschte die flache Hand auf den Empfangstresen und grinste. »Unsere Samantha ist ein bisschen überwältigt – eigentlich sind wir das alle. Für uns ist das hier eine absolute Premiere, denn bisher hat der Chef an Weihnachten nie so tief in die Tasche gegriffen, dass es für eine Feier gereicht hätte. Schon mal was von Scrooge 1 gehört?«
»Oder vom Gespenst seines Geschäftspartners Marley?«
»Ja, natürlich auch von ihm«, behauptete Honey, der der Name dieses Gespenstes eigentlich entfallen war. »Und wann dürfen wir Mr. Scrimshaw erwarten?«, fragte sie fröhlich.
»Der kommt bald.«
»Und Mr. Mallory?«
»Der ist tot.«
Der überaus selbstsichere junge Mann war sich völlig bewusst, dass all seine Kolleginnen und Kollegen ihm an den Lippen hingen. Er plusterte sich beinahe zu doppelter Größe auf, während er weitererklärte.
»Aber unser Ebenezer Scrooge ist Wirklichkeit und noch wohlauf – glauben wir zumindest.«
Die kleine Gruppe nickte einhellig mit dem Kopf. Witzige Bemerkungen und bissigere Kommentare flogen hin und her. Honey vernahm Worte wie Geizkragen, knauserig und raffgierig.
Sie lächelte nur und hörte zu. Auf keinen Fall würde sie irgendeine Meinung äußern. Was sie betraf, so war Mr. Clarence Scrimshaw von Mallory und Scrimshaw in Ordnung. Er hatte ein Fünf-Gänge-Menü bestellt und Zimmer gebucht, so dass die Mitarbeiter, die sicher reichlich dem Alkohol zusprechen würden, hier übernachten konnten. Außerdem war ein Weihnachtsessen für den ersten Feiertag bestellt. Ein Geizkragen? Keine Spur!
»Ich weiß nicht, was in den alten Pfennigfuchser gefahren ist«, sagte der selbstbewusste junge Mann, der sich als David Longborough eingetragen hatte.
»Vielleicht hat er seinem Herzen einen Stoß gegeben?«, schlug Honey vor.
Die blonde junge Frau schniefte verächtlich. »Wusste gar nicht, dass der eines hat.«
Die Bemerkung wurde mit zustimmendem Lachen quittiert. David tätschelte der jungen Dame den blonden Kopf.
»Komm schon, Samantha. Du bist mit dem alten Knacker doch immer ganz gut klargekommen.«
Honey, die erfahrene Hotelbesitzerin, hob den Blick nur ein wenig von den Anmeldeformularen und beobachtete alles, ohne dass es jemand bemerkt hätte. Sie sah, dass Röte auf die Wangen der jungen Frau stieg, und zog daraus den offensichtlichen Schluss, dass der gute alte Scrooge wohl ein Faible für mindestens eine seiner Angestellten hatte.
Gesprächen zuzuhören, während man völlig unbeteiligt wirkte, diese Fertigkeit entwickelte man in der Hotelbranche.
»In Ihren Zimmern können Sie auch Tee oder Kaffee zubereiten«, sagte sie, während sie einem durchgefrorenen Mitglied der Gruppe nach dem anderen das Meldebuch und einen Kugelschreiber unter die Nase hielt.
»Genießen Sie Ihre Party. Ich wünsche Ihnen viel Spaß. Schließlich ist ja bald Weihnachten, Zeit für ein Wohlgefallen für alle Menschen«, sagte Honey fröhlich.
David Longborough lachte glucksend. »Da liegen Sie richtig, Schätzchen. Wir werden es uns richtig gutgehen lassen. So was wird’s vielleicht nie wieder geben.«
»Ja«, stimmte ihm eine Frau mit schwarzem Haar und dick aufgetragenem Make-up zu. »Es muss ja einen Grund geben, warum sich unser Chef so völlig untypisch verhält. Wenn ich mir auch wahrhaftig nicht vorstellen kann, worin dieser Grund bestehen könnte.«
Sechs
Mr. Clarence Scrimshaw war viel zu klein für seinen Schreibtisch. Der war außerordentlich reich verziert und aus tiefdunkelrotem Mahagoni, ein Erbstück, das von seinem Großvater, Mr. Percival Charles Scrimshaw, stammte.
Sein Großvater hatte das Unternehmen im Jahr 1898 mit hundert Pfund gegründet, die er, wie die Familiengeschichte berichtete, durch seine Heirat mit einer gewissen Daphne Beatrice Moore, der Tochter eines Bischofs, bekommen hatte. Weitere hundert Pfund waren dazugekommen, als sein Partner, Eamon Mallory, zum Unternehmen stieß.
Das Unternehmen veröffentlichte hauptsächlich Bücher von lokalem Interesse, nostalgische Sachbücher mit Titeln wie »Die Korbrollstühle von Bath und Invaliden im 19. Jahrhundert«, »Eine Geschichte des Bahnhofs
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