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Mord zur Bescherung

Mord zur Bescherung

Titel: Mord zur Bescherung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean G. Goodhind
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Mutter sie umarmte und einen Schatz nannte. Es musste wohl daran liegen, dass bald Weihnachten war. Wenn das Pferdekostüm eine solche Wirkung hatte, warum sollte sie ihr das Ding dann nicht überlassen.
    »Hinten in ein Taxi wird es schon reinpassen«, fuhr Gloria unbeirrt fort und legte ihren Kopf ein wenig schief. »Ich rufe meinen Taxifahrer an. Der kommt es abholen.«
    Gloria Cross ging in Richtung Tür, blieb dort stehen und wandte sich noch einmal um.
    »Und Honey … bitte zu Weihnachten keine Pralinen. Ich habe im House of Fraser ein Seidentuch von Hermès gesehen. Darauf ist die Mona Lisa abgebildet, in Rot, Blau, Grün und mit einer Spur Gold. Das wäre ein wunderbares Geschenk.« Und schon war sie weg.
    Ein Seidentuch von Hermès. Honey verzog das Gesicht. Pralinen und ein schöner weihnachtlicher Blumenstrauß wären entschieden billiger gewesen.
    Nachdem sie sich endlich ganz aus dem Kostüm befreit hatten, standen Smudger und Dick nun mit gesenkten Köpfen und hängenden Schultern da.
    »Und jetzt zu euch beiden!« Honeys anklagender Blick folgte den Köchen bis zur Tür. »Mit euch rede ich später.«
    Irgendwie schaffte sie es mit Hilfe des Barmanns, Galopper zusammenzurollen und hinter einem Sofa zu verstauen. Der Pferdekopf schaute noch über die Lehne, aber daran konnte sie nichts ändern.
    Gary, ihr Barmann, trug eine Nadelstreifenweste über einem strahlend weißen Hemd und enge schwarze Hosen.
    Galopper, das Theaterpferd, schaute aus schwarzen Glubschaugen mit unendlich langen Wimpern über die Sofalehne.
    Die beiden beäugten einander wie Desperados bei einem Duell auf einer mexikanischen Dorfstraße.
    Schließlich brach Gary das Schweigen. »Ich nehme an, irgendjemand wird das da wiederhaben wollen.«
    »Das denke ich mir auch. Das Ding muss doch jemandem gehören.«
    Gary verschränkte die Arme und seufzte. »Aber was ist, wenn niemand kommt? Was dann? Ich frage mich, was passiert mit den Theaterpferden, wenn erst alle Weihnachtsspiele vorbei sind?«
    Honey warf den Kopf in den Nacken, schloss die Augenund wünschte sich von ganzem Herzen, das Pferd würde verschwinden. Leider war die gute Fee wohl im Urlaub irgendwo im Sonnenschein auf einer Karibikinsel, denn als Honey die Augen wieder öffnete, war Galopper immer noch da.
    Honey seufzte aus tiefster Seele. »Behalte es einfach hier, bis das Taxi kommt. Mehr verlange ich gar nicht von dir.«
    Sie erwähnte nicht, dass sie sich, entgegen den Wünschen ihrer Mutter, doch mit der Polizei in Verbindung setzen wollte. Beim Fundbüro brauchte sie wohl nicht anzurufen. Sie würde einfach mit Doherty sprechen und ihn bitten, nachzusehen, ob jemand den Verlust eines Theaterpferdes gemeldet hatte.
    Die Schicksalsfee machte vielleicht doch nicht Ferien in wärmeren Gefilden. Denn ehe Honey ihre Absicht in die Tat umsetzen konnte, rief Doherty sie an.
    »Ich muss mit dir sprechen.«
    Das hörte sich an, als wollte er gleich zur Sache kommen. Er wollte bestimmt fragen, ob Lindsey schon von seinem Heiratsantrag wusste. Honey kam ihm zuvor.
    »Ich hab’s ihr noch nicht gesagt.«
    »Es geht jetzt nicht um Privatangelegenheiten. Soweit ich weiß, haben die Angestellten von Mallory und Scrimshaw von gestern auf heute bei euch übernachtet. Sind sie noch da?«
    Sofort trat die Absicht, ihm den gegenwärtigen Aufenthaltsort von Galopper zu melden, in den Hintergrund.
    »Nun, ja. Mit Ausnahme ihres Chefs.«
    »Der kommt auch nicht mehr. Der sitzt an seinem Schreibtisch fest – sozusagen.«

Zehn
    Verstört, erschrocken und verkatert hockten die zehn Mitarbeiter von Mallory and Scrimshaw in kleinen Gruppen in der Bar. Doherty wollte die ersten Befragungen vornehmen, solange die Spur noch heiß war. Der Leichnam von Clarence Scrimshaw war allerdings bereits eiskalt.
    David Longborough massierte mit Daumen und Zeigefinger seine Nasenwurzel.
    »Muss das jetzt sein? Wir haben alle viel zu tun.« Seine Ungeduld war deutlich sichtbar.
    »Ja, das muss jetzt sein.«
    Dohertys Tonfall war scharf. Normalerweise war er so lässig und entspannt wie nur möglich, aber wenn es um seine Arbeit ging, wurde er todernst und erbarmungslos.
    Obwohl die Eichentäfelung der Bar sonst eine warme, gemütliche Atmosphäre verlieh, verbreiteten nun die Angestellten des verblichenen Clarence Scrimshaw eine ziemlich ungemütliche Stimmung im Raum, beinahe eine Art melancholisches Schuldbewusstsein.
    Honey stand an der Tür und beobachtete die Mitarbeiter von Mallory und Scrimshaw, die

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