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Mord zur Bescherung

Mord zur Bescherung

Titel: Mord zur Bescherung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean G. Goodhind
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bezahlt. Sie hatte ihn gestern nicht finden können, um ihm einen Drink zu spendieren, weil er das Green River für die Weihnachtsfeier gebucht hatte.
    »Es tut mir leid, wenn ich was Falsches gesagt habe. Ich war nur davon ausgegangen …«
    »Mr. Scrimshaw hat gewisse Standards. Er ist ein Mann, der sich weder beim Essen noch beim Trinken gehenlässt.«
    Oder bei sonst was, überlegte Honey. Sie war zu dem Schluss gekommen, dass Mrs. Finchley, Typ leicht verbitterte geschiedene Frau, die leise Hoffnung hegte, Mr. Scrimshaw würde sich mal mit ihr gehenlassen.
    Die Höflichkeit verlangte, dass sie sich zu einer Erklärung aufraffte. »Nun, es ist ja gestern recht spät geworden. Vielleicht wollte er heute einfach ausschlafen. Wenn Sie schon ins Frühstückszimmer gehen möchten, dann schicke ich ihn zu Ihnen hinein, sobald er hier erscheint. Wie wäre das?«
    Mrs. Finchley kniff den Mund zusammen. »Ich bin mir gar nicht sicher, dass er überhaupt zur Party gekommen ist. Vielleicht ist er in seinem Büro eingeschlafen. Er hat in letzter Zeit so viel gearbeitet, und ich habe mir Sorgen gemacht, als ich gesehen habe …«
    Honey beschloss, dass sie jetzt keine Zeit für solche Überlegungen hatte. Es waren noch Müllsäcke zu füllen. Sie sah schon vor ihrem geistigen Auge, dass sie sogar beim Servieren des Frühstücks noch ab und zu ein Brötchen aus dem Weg kicken musste.
    »Na, da haben wir’s doch. Wahrscheinlich fand er das Bett so bequem, dass er beschlossen hat, die Gelegenheit zu nutzen. Jeder braucht mal eine Pause.«
    »Können Sie das nicht überprüfen lassen? Könnten Sie auf seinem Zimmer anrufen? Ich muss mit ihm über eine sehr wichtige Angelegenheit sprechen.«
    »Ich kann anrufen, wenn Sie das wünschen, möchte Sie aber darauf hinweisen, dass er vielleicht nicht sonderlich erfreut darüber sein wird. Sie haben ja selbst gerade gesagt, dass er schwer gearbeitet hat. Ist es da nicht wahrscheinlich, dass er einmal ausschlafen möchte?«
    »Das stimmt.« Mrs. Finchley ruckte mit dem Kopf, was man als Nicken interpretieren konnte, aber glücklich wirkte sie nicht. Sobald sie durch die Doppeltür im Frühstückszimmer verschwunden war, stellte Honey das Schild »Bitte läuten« auf den Empfangstresen und ging mit Anna zusammen in Richtung Bar. Da wollte sie sich doch lieber das totePferd anschauen, als sich mit einer zum Scheitern verurteilten Liebe beschäftigen zu müssen.
    »Die arme Dame«, sagte Anna. »Sie sieht sehr unglücklich aus.«
    »Die arme Dame ist ein ungepflücktes Blümchen«, merkte Honey an.
    Anna schaute verwirrt. »Gepflückt? Sie ist wie eine Blume?«
    »Genau wie eine Blume. Kein Mann hat sie gepflückt – jedenfalls nicht in letzter Zeit.«
    »Ich wurde gepflückt«, sagte Anne und lächelte freudig.
    Honey warf einen raschen Blick auf Annas Bauch. »Ja, das wurdest du ganz bestimmt.«

Neun
    Die Bar war weihnachtlich geschmückt und menschenleer. Es hing der schale Geruch des Vorabends in der Luft, ein Gemisch aus dem Duft von Tannennadeln und Schokolade, unterlegt von dem nach zertretenen Erdnüssen und abgestandenem Bier. Unter ihren Füßen knirschten auf den Teppich heruntergefallene Chips. Alles also ziemlich normal.
    Das einzig Ungewöhnliche inmitten der Stechpalmen, Efeuranken und roten Samtschleifen war das lila Pferd mit den großen gelben Tupfen.
    Anna stand da und hatte die Hand in das gestemmt, was von ihren Hüften noch übrig war – nicht viel, da sie im neunten Monat schwanger war.
    »Sehen Sie?« Sie deutete anklagend mit dem Finger darauf.
    Das Hinterteil des Pferdes saß auf einem Chesterfieldsofa. Die vordere Hälfte hing auf dem Boden, der Kopf ruhte auf dem gegenüberliegenden Sofa. Es war eindeutig ein Pferd – ein Pferd aus dem Weihnachtsmärchen. 2
    Die Farben passten gar nicht zu dem traditionellen Dekor der Bar, dem dunklen Holz und den grünen Polstermöbeln. Das schrille Lila stellte sogar die glänzenden Weihnachtskugeln und das Lametta in den Schatten.
    »Ich muss jetzt staubsaugen«, verkündete Anna. »Das Pferd muss raus. Es ist mir im Weg.«
    Honey war ganz ihrer Meinung und sagte ihr das auch. Anna war eine fleißige junge Frau, die gern rasch mit ihrer Arbeit vorankam. Obwohl sie wieder schwanger war, hatte sie darauf bestanden, bis zwei Wochen vor ihrem errechneten Geburtstermin zu arbeiten. Honey fühlte sich verpflichtet, ihr das Leben so leicht wie möglich zu machen. Vor allem kam es darauf an, das Pferd loszuwerden. Dazu musste sie

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