Mord zur besten Sendezeit
er.
»Hier. Geh duschen. Dann fühlst du dich gleich besser.«
Sie reichte ihm den Schlüssel zu einem der Zimmer und eine Flasche Duschgel mit Fichtennadelgeruch.
Er wanderte los, ohne seine gewöhnliche Energie, einfach nur froh, dass er aus den Kleidern steigen und sich von einem Strom warmen Wassers überspülen und reinigen lassen konnte.
»Das kann er nicht mehr machen, wenn wir in dieses Landhaushotel ziehen«, meinte Lindsey.
»Ich bin mir gar nicht sicher …«, hob Honey an.
»Das ist gut«, sagte Lindsey rasch dazwischen. »Ich war mir von Anfang an nicht sicher.«
»Woher wusstest du, was ich sagen würde?«
»Du bist meine Mutter«, antwortete Lindsey und klatschte einen Stapel Broschüren auf den Empfangstresen. »Du setzt dir was in den Kopf, das eigentlich gar nicht zu dir passt, aber du musst erst selbst drauf kommen. Nur so geht’s.«
Wenn Honey Zweifel über ihre Zukunft gehegt hatte, so waren die nun alle beseitigt. Wer weiß, was hätte sein können? Die Schuld trug ganz allein Arabella Nevilles Mörder.
»Es hätte toll werden können«, murmelte sie. »Warte nur, wenn ich den in die Finger kriege, der das getan hat.«
»Mach ihn zur Schnecke«, sagte Lindsey und ging fort. Sie sah wesentlich fröhlicher als in letzter Zeit aus. Komisch war nur, dass Honey nicht bemerkt hatte, wie unglücklich ihre Tochter gewesen war. Lindsey hatte recht: Honey hatte sich eingeredet, dass die Renovierung eines Landhauses und der Umbau zu einem Hotel eine tolle Idee wäre, ohne zu sehr in die Einzelheiten der Planung einzusteigen.
Wäre es eine tolle Erfahrung gewesen?, überlegte sie. Hätte sie sich drauf eingelassen? Schwer zu sagen, wenn auch höchst wahrscheinlich. Es war ein Mord notwendig gewesen, um sie in ihrem Schwung zu bremsen.
Doherty tauchte wieder auf und roch gut, wenn er auch immer noch reichlich zerknautscht aussah. Sein Hemd war zerknittert, die Jeans faltig, die Haare sauber, aber ungekämmt,die Lederjacke hatte er über die Schulter geworfen. Dieser lässige Straßenschick wirkte bei Detective Chief Inspector Doherty ganz natürlich. Es war sein ganz persönlicher Stil, er passte zu ihm, und Honey passte er auch.
Er hatte sich auf dem großen braunen Sofa im Speisesaal niedergelassen. Hier genossen die Hotelgäste einen Aperitif vor dem Essen, ehe sie an ihren Tisch geführt wurden. Doherty hatte sich der Länge nach draufgelümmelt, stützte den Ellenbogen auf die Armlehne und den Kopf mit der Hand.
»Du siehst aus, als wärst du gerade aus dem Bett gefallen«, sagte sie zu ihm.
»Hast du Lust, mit mir wieder nach oben zu gehen und mich ordentlich herzurichten?« Diese Frage stellte er mit einem vielsagenden Blick und hochgezogener Braue.
Ehe sie antworten konnte, war er schon bei ihr und presste seine Lippen auf ihren Mund, während er hinter ihrem Rücken nach einem Stück gebuttertem Toast angelte.
»Ich bin kurz vorm Verhungern«, sagte er, sobald er sie wieder freigegeben hatte. Er bediente sich weiter am Frühstücksbüfett. Die zahlenden Hotelgäste hatten bereits gefrühstückt, aber es war noch genug übrig. Immer viel auftischen, dann gab es keine Beschwerden. Das war Honeys Mantra für die erfolgreiche Führung eines Hotels.
»Wann hast du zuletzt was gegessen?«
»Gestern Mittag.«
»Nicht gesund.«
Doherty seufzte. »Zu viel Arbeit, zu wenig Zeit. Ich habe auch noch versucht, ein bisschen Training dazwischenzuquetschen.«
»Was macht der Rücken?«
Langsam breitete sich ein Grinsen auf seinem Gesicht aus. »Keine Probleme, aber eine kleine Massage wäre nicht schlecht.«
»Sei brav und iss dein Porridge.«
Da sie die einzigen Personen im Speisesaal waren, zogen sieihre Stühle gleich ans Frühstücksbüfett und bedienten sich. Der Duft gegrillten Specks war besonders betörend. Die Würstchen schmeckten köstlich, die Tomaten waren bereits ein wenig matschig, und der Toast war ein bisschen trocken, schmeckte aber immer noch gut.
»Sag mal, dieses rosa Stück Stoff, war das ein Haarband oder ein Chiffonschal?«
»Ich bin mir nicht sicher. Ich muss das überprüfen. Hat das was zu bedeuten?«, fragte Doherty.
Honey nickte. »Als ich sie neulich am Abend im Römischen Bad gesehen habe, hat sie ein rosa Haarband und einen Chiffonschal getragen. Ich kann mich nicht erinnern, ob sie die auch noch hatte, als sie gegangen ist, aber sie hat sie sicherlich während der Party getragen.«
»Bei diesem Streit, den du mit angehört hast, hast du da wirklich die
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