Mord zur besten Sendezeit
über vierzig, die sich noch traut, mit einem rosa Haarband rumzulaufen, schwebt in Gefahr, dass die Modepolizei sie lyncht. Guter Geschmack, nur leider von vorgestern.«
»Du bist nur neidisch. Wenn ich dich so reden höre, dann könnte dieses Verbrechen etwas mit Leidenschaft zu tun haben, aber Habgier als Motiv können wir auch nicht von der Hand weisen. Adam Rolfe hatte finanzielle Probleme und Schwierigkeitenin der Ehe, und jetzt ist er untergetaucht. Andererseits hat sich Arabella nicht gerade bei den Leuten beliebt gemacht, mit denen sie zusammengearbeitet hat. Da sind wir uns ziemlich sicher. Und gesellschaftlich … auch da spüre ich eine gewisse Abneigung der Damenwelt gegen unsere Fernseh-Berühmtheit.«
Honey führte seine Analyse noch weiter aus und bestätigte ihm, dass sie insgesamt ziemlich genau zuzutreffen schien. Ohne die Frau persönlich gekannt zu haben, merkte Honey schon, dass sich ihr beim Gedanken an Arabella die Nackenhaare sträubten und dass sie ihre Krallen wetzte. Arabella Rolfe war der Typ Frau, der Frauen auf den Wecker und Männern auf den Sack ging – Letzteres wörtlich genommen. Wie viele Männer sie auf ihrer Trefferliste hatte, war der Spekulation überlassen; es gab jede Menge Gerüchte. Wie viele Frauen sie verärgert hatte, war völlig klar. Alle.
»Hast du schon das mit dem persönlichen Trainer gehört?«, fragte sie und freute sich darauf, Doherty ein wenig Klatsch auftischen zu können.
Doherty hatte seinen Toast aufgegessen und sich eine große Tasse schwarzen Kaffee eingeschenkt. »Erzähl mal.«
»Es geht das Gerücht, dass er mit ihr mehr als nur gründliches Fitnesstraining gemacht hat. Sie wollte einen tollen Körper, da hat sie sich seinen genommen und ihren dabei gleich ein bisschen aufgemöbelt.«
Doherty langte zu ihr herüber, um ihr weitere Krümel vom Kinn zu wischen. »Höre ich da eine Spur Neid heraus, oder ist es puritanische Empörung?«
Sie hörte sofort auf zu essen. Wie immer wenn Doherty sie berührte und seine Stimme samtweich wurde, rückte die Nahrungsaufnahme an die zweite Stelle. Es war eine ganz natürliche Reaktion ihres Körpers.
»Weder noch«, erwiderte sie und gestand sich ein, dass sie leicht rumzukriegen war, wenn Doherty es drauf anlegte. »Es ist nur Klatsch und Tratsch.«
»Und per Definition muss Klatsch und Tratsch ja saftig sein.« Seine Augen blitzten fröhlich. Er genoss die Sache sehr.
»Und wo Klatsch und Tratsch ist, da ist auch immer mehr«, fuhr Honey fort.
Obwohl der übliche Dreitagebart Dohertys Kinn zierte, war bei ihm kein einziger Krümel hängengeblieben. Honey nahm sich vor, ihre Kinnhaare zu checken. Vielleicht waren die länger geworden als seine Bartstoppeln?
»Hm.« Doherty strich sich übers Kinn. Es klang, als würde grobkörniges Sandpapier über Holz schleifen. Dohertys Bart hatte seinen ganz eigenen Sound. Der war ein bisschen rau, aber Honey wusste es besser. Diese Borsten konnten ausgesprochen sanft streicheln. Das konnte sie aus Erfahrung bestätigen. Im Augenblick streifte sein Knie unter dem Tisch ihr Knie. Das fühlte sich auch ziemlich gut an.
»Der Mann hat also die Gattin nicht zur feinen Feier der Makler begleitet. Du hast ihn nicht gesehen.«
Honey schüttelte den Kopf. »Sie schien allein gekommen zu sein, und ich meine, jemand hätte mir erzählt, er wäre nicht da, weil sie gerade einen Umzug zu bewältigen hätten. Was wir natürlich wussten. Die beiden haben ja in Cobden Manor gewohnt, das ich in ein Landhaushotel umwandeln wollte.«
»Ich nehme an, du hast es dir noch mal überlegt?«
»Na klar. Wer will schon in einem Hotel übernachten, in dem ein Mord geschehen ist?«
Doherty schüttelte den Kopf. »Honey Driver. Du bist einmalig, das ist mal sicher. Alle anderen, die sich ein altes Haus ansehen, das sie vielleicht kaufen wollen, finden schlimmstenfalls Holzwurm oder Feuchtigkeit in den Wänden. Nur du musstest unbedingt eine Leiche entdecken.«
Honey schnitt eine Grimasse und überdachte die Lage noch einmal aus dem Blickwinkel einer Geschäftsfrau. »Ich denke, es könnte trotzdem funktionieren. Wie wäre es mit Krimiwochenenden? Wer war der Mörder und so? So was ist doch heutzutage beliebt.«
Eigentlich hielt sich Honey für eine ziemlich taffe Person, aber sie hatte ja auch noch nie zuvor eine Leiche gefunden, jedenfalls kein Mordopfer, das sie einige Abende zuvor noch sehr lebendig hatte Cocktails schlürfen sehen. Das konnte man ihr wahrscheinlich an der
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