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Mord zur besten Sendezeit

Mord zur besten Sendezeit

Titel: Mord zur besten Sendezeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Valerie Frankel
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Turbogeschwindigkeit. Verrückt grinsend ließ ich provokativ die Hüften schwingen, während ich an den Matrosen vorbeiging. Nichts geschah. Ich drehte mich um und schwang in die andere Richtung zurück. Nichts. Ich marschierte hin und her wie eine eingesperrte Tigerin. Die Matrosen starrten mich an und bewegten sich dann langsam von mir fort. »Was ist denn los mit mir?« fragte ich. »Ist dieser Hintern weniger wert, beklapst zu werden, als andere?«
    »Was ist denn Ihr Problem, Lady?« fragte ein Matrose mit einem Nasenring. Nur ein Scherz — er trug keinen Nasenring. »Haben Sie Ihre Tage oder was?«
    Ich steckte die Hand in meine Handtasche und zerrte Mama heraus. Ich richtete sie auf ihn und ließ die Sicherung zurückklicken. »Vielleicht habe ich das. Und vielleichtwerde ich dich und deine Freunde umlegen, nur um zu beweisen, warum eine Frau vor den Wechseljahren niemals zur Präsidentin gewählt werden sollte.«
    »Sie sind ja verrückt, Lady.« Der Matrose schüttelte mitleidig den Kopf. Er taumelte mit seinen Freunden rückwärts in das Kino, um dort Schutz zu suchen. Ich versenkte Mama wieder in meine Handtasche und wandte mich um zu Alex. Eine kleine Menschenmenge stand hinter ihm und glotzte mich an. Die vielen Augen stachen mir wie Nadeln in die Haut.
    »Na, was gibt’s denn da zu glotzen?« bellte ich.
    Es ertönte ein Chor von »Nichts besonderes«, und die Menge löste sich auf.
    Alex legte seinen Arm um meine Schultern. »Fünfundvierzig Minuten bis zum endgültigen Nervenzusammenbruch.«
    Sphinxähnliche Löwen bewachten den Eingang zur New York Public Library auf der Forty-second Street und Fifth Avenue. Ein Graffitikünstler hatte ihnen schwarze Schnurrbärte und rote Zungen auf die steinigen Gesichter gemalt. Das fand ich super.
    Im Lesesaal auf der dritten Etage saßen Bücherwürmer hinter grünen Lampen an Holztischen. Und das um neun Uhr morgens, an einem Sonnabend. Ich bin immer skeptisch in bezug auf das, was in Frauenzeitschriften steht, und ich hätte niemals der Behauptung Glauben geschenkt, daß zwischen diesen staubigen Stapeln und Reihen altgedienter Nachschlagewerke irgendwelche süßen Typen herumlungern könnten. Die Microfilmleseapparate waren allerdings leicht zu finden. Die Strategie, alte Ausgaben des Daily Mirror durchzugehen — eine übriggebliebene fixe Idee aus meinen Zeiten als Recherche-Assistentin bei der Softporno-Zeitschrift Midnight — , erschien mir der beste Zugang.
    Patty hatte gesagt, der Zwischenfall in der U-Bahn habe sich vor ungefähr einem Jahr ereignet. Wir holten uns die Spulen des vergangenen Jahres und setzten uns an zwei Lesegeräte. Ich gab Alex die zweite Jahreshälfte und nahm mir selbst die ersten sechs Monate vor. Ich sagte, er solle nach allem schauen, was mit einem U-Bahn-Unfall in der Nähe von Bloomingdale’s, ob springend oder geschubst, zu tun hätte. Nicht etwa, daß ich Sabrinas Geschichte nicht glaubte. Ich wollte nur eine
    Bestätigung haben. Mein Instinkt sagte mir, ich sollte mich lieber vergewissern.
    Wir führten in allen Ausgaben, die ein Jahr zurücklagen, einen Scan nach dem Namen Buster Singer durch. Diese alten Geräte brauchten einfach ewig, dachte ich, während Bilder über den Schirm huschten. Ich fragte mich, ob mein Nikotinentzug mich etwa hatte ungeduldig werden lassen.
    »Ich frage mich nur eine Sache«, sagte Alex. Seine Augen waren träumerisch in die Ferne gerichtet. Er grinste koboldhaft.
    »Was?«
    »Sabrina Delorean. Meinst du, daß sie unten auch so rot ist?«
    »Als ob ich sie schon einmal nackt gesehen hätte.«
    Er sah enttäuscht aus, daß ich das nicht wußte.
    »Sie wohnt noch mit ihrer Mutter zusammen«, sagte ich.
    »Du sagtest doch, ihre Mutter sähe auch super aus, oder?«
    »Halt den Mund und schalte endlich den Scroll-Modus ein.«
    In der Bibliothek herrschte striktes Rauchverbot. Ich zündete mir trotzdem meistens eine auf dem Klo an. Ich hatte heute keine Zigaretten bei mir. Ich fragte mich, ob irgendjemand in der Nähe welche hatte. Ich fragte mich, wie ich das wohl herausfinden könnte.
    »Dreißig Minuten, der Count-down läuft«, bemerkte Alex, ohne in meine Richtung zu schauen.
    »Ach guck mal, da ist ja deine Mutter!« Ich wies auf eine Kakerlake. Zu traurig — sogar in öffentlichen Bibliotheken traten die jetzt schon auf.
    »Glaubst du, daß der Nikotinverzicht dein Hirn dazu bringen wird, sich zu regenerieren, oder ob es weiter degeneriert?« fragte er.
    »Wir können gleich im

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