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Mord zur besten Sendezeit

Mord zur besten Sendezeit

Titel: Mord zur besten Sendezeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Valerie Frankel
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Geschichte noch einmal an. Es stand da, die Bullen seien hingefahren, um die Leiche abzuholen, die aber am Tatort nicht aufzufinden gewesen sei. Der Fall werde weiter untersucht. In der Zwischenzeit sollte sich die Öffentlichkeit vor dem Times-Square-Khat-Killer in acht nehmen. Ich fühlte mich einigermaßen sicher. Die Bullen würden sich kaum auf mich zierliches, weibliches Wesen stürzen. Und sie würden auch Alex, der ja ausgesprochen lebendig neben mir stand, nicht verdächtigen, die fehlende Leiche zu sein. Und mein Haar ist ja schließlich auch keine Perücke.
    »Vielen Dank für den Hinweis«, sagte ich, »und sobald Sie mir die ausstehenden zweihundert bezahlt haben, sind wir dann quitt.« Ich dachte mir, man könnte es ja mal versuchen.
    Sie sagte: »Ich bin mir ganz sicher, daß wir sechshundert vereinbart hatten.«
    »Hatten wir auch.« Das war mein zweiter Versuch.
    »Ich halte hier Ihre Quittung in Händen, und da steht drauf: Betrag dankend erhalten.« Ich konnte mir nicht vorstellen, daß ich ihr eine Quittung gegeben hatte. Das sah mir gar nicht ähnlich. »Benjamins Zeiten im Schwimmbad heute morgen waren übrigens großartig«, teilte mir Mrs. Savage noch mit. »Ich vermute, er produziert im Moment jede Menge Adrenalin.« Ich überprüfte meine Uhr. Es war gerade neun Uhr dreißig. Und Benjamin war im Schwimmbad gewesen und schon wieder zurück. Ich war richtiggehend erleichtert, daß ich keine athletischen Talente hatte.
    Wir legten auf, nachdem sie mir versprochen hatte, ihre Freunde bei Bedarf zu mir zu schicken. Ich wandte mich an Alex. »Sie sagt, ich hätte ihr eine Quittung gegeben.«
    »Das sieht dir aber gar nicht ähnlich«, sagte er. »Warte mal, ich erinnere mich, wie du das Geld gleich eingesteckt hast, als sie gegangen ist. Am nächsten Tag hast du mich ausbezahlt.«
    »Fluch-Fluch«, murmelte ich. Ausgetrickst von einer Supermutter. Ich reichte Alex den Artikel über den Khat-Killer. Als er sich endlich wieder eingekriegt hatte, bedauerte er mich. Ich ignorierte ihn und dachte darüber nach, was ich in einer neuen Nachricht auf dem Anrufbeantworter sagen könnte. Das Telefon klingelte.
    Es war Patty Delorean.
    »Sie sind spät dran«, zischte ich, was mir sofort leid tat. Ich schrieb es meinen Entzugssymptomen zu. In Zukunft würde ich mein gesamtes schlechtes Benehmen dem Entzug zuschreiben können. Ich fragte mich, wie lange ich auf dieser sehr praktischen Schiene würde fahren können.
    »Es hat in unseren Plänen eine kleine Änderung gegeben«, informierte mich Patty. »Sinclair Singer — er ist der Vorstandsvorsitzende des Senders und auch sein Eigentümer — hat für die Mittagszeit eine Pressekonferenz und dann eine außerordentliche Belegschaftsversammlung einberufen. Damit nichts passieren kann, sollten wir uns um halb zwölf im Channel 6 zur Pressekonferenz treffen. Ich werde in der Zwischenzeit Sabrina vor Unbill bewahren.« Sie gab mir die Adresse des Senders und sagte, sie würde den Empfangsleuten meinen Namen durchgeben. Ich sagte, daß ich einen Partner mitzubringen gedächte. Sie wollte auch Alex’ Namen durchgeben.
    »Kann ich mal kurz mit Lola sprechen, bitte?« sagte ich.
    »Das geht nicht — sie schläft gerade in Sabrinas Zimmer. Ich möchte den Traumzyklus der beiden nicht stören. Das kann ihre mentale Aufmerksamkeit während des ganzen restlichen Tages behindern«, sagte sie. »Und heute ist ja schließlich ein wichtiger Tag.« Wir sagten auf Wiedersehen und legten auf.
    Ich wandte mich Alex zu und sagte: »Wir sind für nichts und wieder nichts um acht Uhr morgens aufgestanden.«
    »Ich stehe jeden Morgen um acht Uhr auf«, erinnerte er mich. Ein weiteres Konfliktthema von früher.
    Wir änderten die Nachricht auf dem Anrufbeantworter und machten uns so schnell wie die Erntehelfer beim Feierabend vom Acker.
    Jeder Mensch in New York weiß, daß die Familie Singer im Penthouse des Singer Plaza wohnt, einem goldbemalten Gebäude voller Eigentumswohnungen, dessen Erscheinungsbild die Zeitschrift Town and Country als »unglücklich« bezeichnet hat. Es befindet sich auf der East Sixty-fifth Street und blickt auf den Central Park. Wie ein englischer Millionär solch einen protzigen Geschmack haben konnte, war den Gesellschaftsreportern von New York ein Rätsel. Ich war nicht gar so erstaunt. Es mußte ja schließlich einen Grund geben, warum er nach Amerika gekommen war. Alex und ich machten uns mit dem Taxi auf zum Goldschloß, um uns dort mit unserem

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