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Mord zur besten Sendezeit

Mord zur besten Sendezeit

Titel: Mord zur besten Sendezeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Valerie Frankel
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Singers Büro gehen, ja? Sabrina weiß ja von der Besprechung. Ich bin mir sicher, daß sie schon oben ist.« Ohne weitere Umschweife verließ Patty das Set. Wir folgten ihr durch das Labyrinth hinter den Kulissen zu den Aufzügen, um dann in den sechsten Stock hochzufahren. Keine Stummel in den Aschenbechern zu sehen.
    Während wir den Gang zu Singers Kommandozentrale entlanggingen, fiel mir die außerordentliche Kargheit der Umgebung auf. Der Korridor, der auf Singers Bürokomplex zuführte, war mit grauem Teppich ausgelegt und hatte graue Wände. Gerahmte Bilder der Stars des Senders hingen an den Wänden, inklusive einer Reiz-Aufnahme von Sabrina in Lederhosen, die zu ignorieren Patty sich große Mühe gab. Eine Sekretärin saß vor Singers Suite. Auf ihrem Namensschildchen stand Jane Jones. Sie war jung und ordentlich und hatte das Gesicht eines Mopses. Es war allenthalben in tratschinteressierten Kreisen bekannt, daß Singer seine erste Frau in die Wüste geschickt hatte, um seine Sekretärin zu heiraten. Ich fragte mich, ob wohl die Ex-Sekretärin, Nunmehr-zweite-Frau irgendeinen Einfluß darauf genommen hatte, wer ihre Nachfolgerin sein sollte. Sobald das Mopsgesicht Patty sah, klickte sie elektronisch die Holztüren zu Singers Büro auf.
    Das Zimmer war vollgestellt mit einer Grundausrüstung von Nullachtfuffzehn-Möbeln. Ich hätte gewettet, daß alle Büros in dem Gebäude mit demselben Eichenschreibtisch-mit-zwei-Schubladen, schwarzem Plastikchefsessel, schwarzen Plastiksofas, gläsernen Kaffeetischen auf Aluminiumbeinchen und einem industriell gefertigten Bild einer Gruppe von Fischen ausgestattet waren. Der Teppich war in Industrie-Grau gehalten, wie im Flur. Selbst der Stifthalter und das einzige ledergebundene Buch schienen wie Standardversionen. Entweder wollte Singer sich selbst keine VIP-Behandlung zukommen lassen, oder er bewahrte seine Extravaganzen für zu Hause auf und ließ sie nicht ins Büro gelangen. Der richtige Freund für Ross Perot.
    Mr. Sinclair Singer saß hinter seinem Schreibtisch. Woody und Sherri saßen händchenhaltend auf der einen Couch. Ringo Schwartz saß auf einem Aluminiumstuhl in der Nähe einer interessanten Frau, die ich nicht erkannte.
    Ihr Gesicht war von einer Unmenge weißer Haare umgeben, sie trug eine rosa getönte Brille und hatte einen weich aussehenden Satz von Mollies unter einem Jeanshosenanzug verborgen. Die Beine der Hose waren sehr ordentlich in weiße Cowboystiefel gesteckt. Sie trug glitzernde Ohrringe, und billige Armreifen klimperten an ihrem Handgelenk. Ihre Nägel waren knallrot lackiert, und auf jedem prangte in der Mitte ein silbernes Sternchen. Ihr Make-up — orange- und pinkfarbene Töne auf Wangen, Augen und Lippen — biß sich auf das heftigste. Um das Ganze zu vollenden, trug sie einen rosa Strohhut mit breiter Krempe, auf dessen einer Seite Federn festgesteckt waren. Auf dem Schoß hatte sie einen Notizblock. Sie stellte sich als Marnie O’Shea vor, die Produktionsassistentin. Als Alex und ich uns Mr. Singer vorstellten, schrieb Marnie sich unsere Namen auf.
    Singer erklärte, Alex und ich seien Spezialagenten, die für die Show eingestellt worden seien. »Patty hat mir erzählt, daß ihr beide psychologische Experten seid und euch auf Scharfschützen spezialisiert habt. Sie sagt, ihr wärt die Einzelkämpfer gewesen, die diesen Verrückten aus dem Glockenturm der Ohio State University wieder heruntergeholt hätten.«
    »Es war eigentlich Idaho State«, sagte ich, wobei ich nicht genau wußte, ob es in Idaho überhaupt eine Universität gibt.
    Singer murmelte: »Ach so, ja, selbstverständlich.« Er eröffnete die Besprechung. Ich fragte mich, was Sabrina wohl so lange machte. »Ich werde euch den ganzen Müll ersparen«, sagte er. »Die Show kann sich einen Rechtsstreit nicht leisten. Wenn diese dicke Italienerin den Sender verklagt, wird Party Girls eine derart schlechte Presse haben, daß wir die Show dichtmachen können.«
    »Aber wir haben doch eine Einschaltquote von zwölf Prozent, S.S.«, brach es aus Marnie heraus. »Unsere Teilnehmer sind die zufriedensten Teilnehmer in der gesamten Geschichte der Gameshows.« Sie wandte sich zu uns, und ihre Brille spiegelte das Sonnenlicht wider. »Die anderen Shows mit solch einem Thema haben bestenfalls eine Einschaltquote von einem halben Prozent. Wir bringen die Menschen zueinander. Wir haben schon zwei Dutzend Ehen gestiftet.« Sie wandte sich Singer zu. »Wir sind doch wichtig.« Sie

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