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Mord zur besten Sendezeit

Mord zur besten Sendezeit

Titel: Mord zur besten Sendezeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Valerie Frankel
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glaubte wirklich daran.
    Singer dagegen nicht. »Das Blut dieses Jungen ist auf meinem Set«, brüllte er.
    »Aber der Reinigungsservice hat doch Stunden darin zugebracht, S.S.«, entgegnete Marnie verwirrt.
    »Ich meine, an seinem Tod bin ich ganz und gar... nun ja, es ist ja nicht eigentlich meine Schuld. Aber ich bin wohl dafür verantwortlich. Es sei denn, ich könnte jemand anders dafür verantwortlich machen. Könnte ich nicht einfach jemanden feuern?« Singer kratzte sich am Hals.
    »Du kannst uns natürlich alle feuern, S.S.«, sagte Ringo. Woody leckte sich die Lippen.
    »Angesichts der Einschaltquoten würde ich lieber die ganze Show stornieren, als das Risiko einzugehen, daß der gesamte Sender darunter leidet.«
    »Es ist meine Schuld. Ich hätte die Gegend nach Scharfschützen absuchen sollen«, unterbrach ihn Marnie. Ihre Beine waren übereinander gekreuzt, ein Fuß im Cowboystiefel pumpte auf und nieder. »Die sinkenden Einschaltquoten sind auch meine Schuld. Es liegt alles an mir. Meine Schuld.«
    »Halt den Mund, Marnie.« Das war Ringo.
    »Warum ist Sabrina eigentlich nicht hier?« fragte Sherri mit mehr als nur einer Andeutung von Eifersucht in der Stimme.
    »Sie ist auf dem Weg hierher«, verteidigte sie Patty.
    Singer drückte auf einen Knopf an seinem Telefon. Das Summen des Freizeichens füllte den Raum. Er wählte drei Nummern. Wir hörten es klingeln. Jemand hob sofort ab. Es gab ein Kichern, und dann »Ja?« Es war Lola.
    »Sabrina, bitte«, bat Singer geduldig.
    Noch mehr Kichern. »Hallo?« Das war Sabrina.
    »Liebling«, sagte Singer. »Wir warten hier oben alle auf dich.«
    »Ich hasse es, auf Lautsprecher geschaltet zu sein«, sagte Sabrina. Wir hatten so vieles gemeinsam.
    »Darling, wir diskutieren gerade die Zukunft der Show. Deine Anwesenheit ist unerläßlich.«
    Gedämpftes Kichern. »Wir machen hier gerade die Fanpost auf.«
    »Das könnt ihr auch später erledigen.«
    »Es sind nur noch ein paar Päckchen übrig. Lola, hör auf damit. Warte mal.« Der Hörer wurde zugehalten. »So, da bin ich wieder.« Ich blickte in Pattys versteinertes Gesicht. Alle anderen wirkten genervt, außer Singer, der eine engelsgleiche Geduld an den Tag legte.
    »In Ordnung«, sagte er, »wir machen hier einfach schon weiter.«
    »Ach, warte doch noch eine Sekunde«, kam es aus dem Lautsprecher. Der Hörer wurde wieder zugehalten, aber es war trotzdem schallendes Gelächter zu hören. Ich dachte, ich hätte Ringos Namen gehört. Er offensichtlich auch, und er schien außer sich vor Wut. »Macht ruhig weiter.« Ich hörte das Geräusch von reißendem Papier, das dann zerknüllt wurde.
    »Das ist doch Scheiße«, bemerkte Ringo. Woody und Sherri nickten unisono. »Wieso wird die eigentlich so bevorzugt behandelt?«
    »Weil sie der Grund ist, daß diese Show überhaupt weitertingelt«, sagte Singer.
    Ringo sagte: »Und wer hat die kleine Göre entdeckt? Wer hat überhaupt das ganze Konzept für diese ganze dämliche Show entworfen?«
    Das setzte einen riesigen Streit zwischen Ringo und Singer in Gang, die sich trotz ihrer deutlichen Worte dennoch offensichtlich großen Respekt entgegenbrachten. Ich nahm die Gelegenheit wahr, um mich auf Lola und Sabrina aus dem Lautsprecher zu konzentrieren. Sabrina bat Lola um eine Schere, vermutlich, um ein weiteres Päckchen von einem Fan zu öffnen. Mein Magen schlug einen Purzelbaum. Ich spürte etwas — meine Fähigkeiten der parapsychischen Wahrnehmung waren plötzlich wieder aufgelebt und voller Energie. Der Streit Ringo/Singer schwand aus meinem Bewußtsein, als ob er unter Wasser versänke. Aber das Schnipp, Schnipp einer Schere durch Pappkarton donnerte in meinen Ohren. Es folgte ein Moment des Schweigens. Und dann explodierte das Telefon von lautem Schreien.

Wilde Nächte

    Der Schrei hätte Tarzan aus Afrika herbeiholen können. Er brachte jedenfalls Jane ins Zimmer, Singers Empfangsdame. Sie rannte mit einer Dose Selbstverteidigungsspray herein und zögerte dann, in welche Richtung sie eigentlich sprühen sollte. Als sie gewahr wurde, daß das Kreischen aus dem Lautsprecher der Telefonanlage kam, drückte sie einmal fest auf die Dose. Der Schrei ging jedoch weiter. Ich war die erste, die sich aus dem Staub machte — meine sorgsam geschliffenen Reflexe gehen schneller als die der meisten anderen Menschen los. Alex war mir auf den Fersen. Wir rasten durch den Flur, wobei mein Mantel von Donna Karan hinter mir herwehte. Abgesehen davon, daß ich keinen

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