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Mord zur besten Sendezeit

Mord zur besten Sendezeit

Titel: Mord zur besten Sendezeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Valerie Frankel
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Sport-BH trug, war mein einziges Problem, daß ich keinen Schimmer hatte, wo sich Sabrinas Garderobe befand.
    Nach einigem Hin und Her stießen wir auf Patty, die ungeduldig an den Aufzügen wartete. Wir nahmen den Aufzug. Es war eine kurze Strecke in den dritten Stock. Das Set von Party Girls befand sich in demselben Geschoß. Patty führte den Sprint an, der durch ein Labyrinth von Korridoren und abgeteilten Räumen zur Garderobe ihrer Tochter ging. Wir liefen eine halbe Ewigkeit. Meine Lunge kam mir schon wesentlich gesünder vor. Das Rauchen aufgegeben zu haben, hatte allerdings eine nicht annähernd so unmittelbare Wirkung auf meine Beinmuskulatur, jedenfalls bislang.
    Patty hielt endlich vor einer goldlackierten Tür inne. Ein silberner Stern, auf dem Sabrinas Name stand, hing daran. Die benachbarten Garderoben gehörten anscheinend Woody und Sherri. Deren Sterne waren kleiner. Patty brüllte: »Ich bin schon da, Schätzchen« und donnerte durch die Tür. Alex und ich drängelten uns hinter ihr hinein. Es gab nicht sehr viel Platz in der Garderobe. Die im übrigen den Namen Saustall eher verdient hätte. Leere Umschläge und Packpapier waren überall verstreut. Volle Aschenbecher und eine dünne Lage von Asche und Staub bedeckten jede freie Fläche. Unter einem Haufen zerknüllter Kleider (viele mit Pailletten, manche aus Seidentaft) war die Couch zu sehen, deren goldener Bezug Risse und Zigarettenlöcher aufzuweisen hatte. Ich sah einen Streifen Feuchtigkeitscreme, der über den Bildschirm des eingebauten Fernsehers verlief. Es gab noch mehr davon an der Wand darüber. Anscheinend hatten sich Lola und Sabrina gerade eine Schlacht mit zwei Cremetuben geliefert. Ich konnte mich nicht erinnern, daß ich als Kid auch jemals so einen Spaß gehabt hätte. Zwei Sacksessel aus goldenem Leder schienen willkürlich auf den Teppich geworfen.
    Sabrina und Lola waren in ihnen versunken, wobei Sabrina weinte und ihre Knie umfaßt hielt, während Lola die roten Haare ihres Idols glattstrich. Sabrina trug Jeans, angemalte Fußnägel und ein rotes tief ausgeschnittenes Hemdchen, in dessen Ausschnitt frech eine dünne Kette aus Indianerperlen baumelte. Lola trug denselben Look, allerdings war zu ihrem Hemdchen das nicht mitgeliefert worden, was der Ausschnitt eigentlich offenbaren sollte. Als sie uns in der Tür stehen sahen, pellte sich Lola von Sabrina ab, die daraufhin in einem Meer von braunen Umschlägen und parfümiertem Briefpapier auf dem Boden zusammenbrach. Lolas Blick traf meinen. Das rosarote Telefon war immer noch ausgehängt, und ich streckte die Hand über das Sofa aus und legte den Hörer auf.
    Patty war durch den Müll zu Sabrina gewatet. Sie versuchte, ihre Tochter zu umarmen, aber Sabrina schob sie mit beachtlicher Gewalt von sich. Patty sah leichtverletzt aus und steckte dann die Hand in die Tasche ihrer eleganten karierten Kostümjacke, aus der sie eine Flasche mit winzigen gelben Pillen nahm. Sie drückte Sabrina eine davon in die Hand. Sabrina warf sich ohne zu zögern die Pille ein. Innerhalb von Sekunden saß sie wieder aufrecht und hörte auf zu weinen. Diese neu-modischen Antidepressiva (oder in diesem Fall ein Mittel zur Befreiung von Zwangsneurosen) wirkten schnell, das wußte ich wohl. Aber angesichts dieser rasanten Verbesserung mußte ich mich fragen, ob diese Dinger süchtig machten und wie viele davon einer Überdosis gleichkämen.
    »Ich verlange, darüber informiert zu werden, was hier vor sich geht«, dröhnte Mr. Singer, der plötzlich hinter uns auftauchte. Er hechelte derartig, daß ich mir um seine Gesundheit wirklich Sorgen machte. Im schmeichelnden warmen Licht des Raumes sah er keinen Tag älter aus als neunundsechzig.
    Sabrina, die nun vollkommen — fast schon gespenstisch — ruhig war, sagte: »Ich habe nur einen gruseligen Fanbrief bekommen, Sinclair. Es geht mir gut. Es ist lieb, daß du dir Sorgen gemacht hast.« Sie klimperte mit den Augenlidern und wand sich eine rote Strähne ihres Haares provozierend um den Finger.
    Singers Gesichtszüge beruhigten sich und gingen auf ein harmloses Feuerrot zurück. Er atmete langsamer und glättete seinen Anzug. Er sagte: »Du solltest Marnie deine Fanpost erledigen lassen.« Ich sah Marnie an, die hinter Singer stand und verzweifelt versuchte, einen Blick ins Zimmer zu erhaschen. Sie hechelte wie ein erschrockener Chow-Chow. Ihr Mund zuckte leicht. Ich dagegen atmete ganz ruhig. Also konnte ich mit großer Sicherheit sagen, daß ich in

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