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Mord zur besten Sendezeit

Mord zur besten Sendezeit

Titel: Mord zur besten Sendezeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Valerie Frankel
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eines Aufzugs auch nicht, und das Bedürfnis, das zu tun, bekämpfte ich ebenfalls gerade.
    Die Photographen gingen wieder weg, und die beiden kluckten kurz zusammen und schwebten dann zu dem großen GAP-Menschen hinüber. Er stand am Buffet und fraß maschinengefertigtes Fleisch in sich hinein. Ich stieß Alex in die Rippen. Von ferne beobachteten wir, wie er einige Wurströllchen, in die Schmelzkäse gespritzt worden war, verschlang — Cannolis für Proleten. Ich konnte ein Würgen gerade noch verhindern. Nach Sherris Gesichtsausdruck zu urteilen war sie ähnlich angeekelt.
    Aber selbst in ihrer Abscheu noch beschwingt, sprudelte sie hervor: »Du wirst das noch die nächsten fünf Jahre zu verdauen haben, Ringo.« Ringo Schwartz. Ich erinnerte mich an den Namen vom Nachspann der Show. Er war der Produktionsleiter.
    »Laß mich doch einmal mit deinem ganzheitlichen Scheiß zufrieden.« Für einen so langen Menschen war Ringo einigermaßen kurz angebunden zu Sherri.
    »Sherri ist eben eine Dame.« Das war der ewig lächelnde Woody. »Hast du mit S.S. schon wegen After Midnight gesprochen?« Ich fragte mich, ob sein ewiges Augenzwinkern eigentlich ein nervöses Gesichtszucken sein könnte.
    »Bist du verrückt geworden? Sehe ich etwa lebensmüde aus?«
    »Du mußt nur weiter so essen«, mahnte Sherri.
    »Wenn ich S.S. gegenüber auch nur entfernt etwas erwähnen würde, was mit Geld zu tun hat, würde er mich sofort in den Glaskasten einsperren.« Den Glaskasten? Aus einer Entfernung von fast zwei Metern strengte ich mich enorm an, mitzuhören. Mit Lippenlesen hat man nur begrenzt Erfolg.
    »Wir haben schon von anderen Sendern Angebote bekommen«, drohte Woody mit einem strahlenden Lächeln. Seine Lippen zitterten dabei etwas. Er log.
    »Du hast sie ja nicht alle«, erwiderte Ringo. »Welcher andere Sender wird schon zwanzig Millionen Dollar in die hundertste spätabendliche Talkshow stecken? Ihr braucht die Sendezeit von Party Girls, sonst seid ihr aufgeschmissen.«
    »Willst du damit sagen, daß du nicht mehr mitmachst?« fragte Sherri mit einem strategisch eingesetzten Lippenschürzen.
    Plötzlich machte Woody die gesamte Unterhaltung kaputt, indem er über den Tisch hinweg seinen Arm ausstreckte. Er strahlte mich an, reichte mir die Hand zum Schütteln und sagte: »Hallo!« Ich lächelte dumm zurück und schüttelte seine warme, trockene Hand. Seine Augen waren wirklich so blau. Ich sah Sternchen.
    Alex trat mir auf den Fuß. Er sagte: »Ich muß mich für dieses Starren entschuldigen. Sie ist ein großer Fan von Ihnen.« Woody strahlte. Sherri blickte erwartungsvoll. »Und von Ihnen natürlich auch, Ms. Tigre«, fügte Alex klugerweise hinzu.
    Ringo sagte: »Und wer zum Teufel sind Sie?«
    »Alex Beaudine.«
    »Und?«
    »Und das ist Wanda Mallory.«
    »Und?« fragte Ringo noch einmal, noch irritierter.
    »Und wir freuen uns sehr, Sie kennenzulernen«, versuchte ich. Er würde schon noch früh genug herausfinden, mit wem sie es zu tun hatten. Wenn Sabrina den Leuten im Studio nicht über den Weg traute, dann sollte ich das besser auch nicht tun. Patty Delorean beobachtete die Szene von ihrem Platz in den Rängen aus. Ich erwiderte ihren Blick, und sie sah rasch wieder fort.
    Ringo sagte: »Ihre Besucherscheine, bitte.« Ich grub in meiner Handtasche nach meinem herum, wobei meine Hand beruhigend Mama berührte. Alex fand seinen zuerst. Auf beiden Besucherscheinen stand, daß wir Sabrina Deloreans Gäste waren. Ringo grunzte, aber ihm gefiel die ganze Sache nicht. Er sah auf seine Uhr, murmelte irgend etwas und marschierte von dannen, wobei seine extrem langen Gliedmaßen weite Schritte abmaßen. Woody und Sherri standen dicht aneinandergedrängt und flüsterten. Alex und ich brachten Patty das Glas Perrier.
    Sie stand auf, während wir uns ihr näherten. »Wir müssen jetzt in Mr. Singers Büro«, sagte sie zickig. Sie hielt inne, um sich wieder zu fassen. »Habe ich Sie nicht gebeten, sich im Hintergrund zu halten? Keine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen? Jetzt wissen doch alle hier, daß Sabrina Ärger hat. Verstehen Sie das denn nicht? Das ist doch genau das, was alle wollen.«
    Das roch ja gewaltig nach Verfolgungswahn. Ich fragte mich, ob Patty wohl auch vor kurzem aufgehört hatte zu rauchen. Ich sagte: »Alle werden uns sowieso bei der Mitarbeiterversammlung bemerken, Patty. Sie haben Singer doch auch gesagt, daß wir da sein werden.«
    »Ja.« Patty wirkte jetzt beunruhigt. »Lassen Sie uns einfach in Mr.

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