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Mord zur besten Sendezeit

Mord zur besten Sendezeit

Titel: Mord zur besten Sendezeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Valerie Frankel
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Dollar gegeben, damit er den Mund hielt. Ich versuchte nachzudenken — wo hatte ich das Zeug eigentlich verstaut? Ich ließ meinen Laserblick durch das Büro streifen und hoffte dabei inständig, mein Gesicht würde mich nicht verraten. Wenn ich noch Raucherin wäre, dann würde ich genau jetzt die Hand nach einer Zigarette ausstrecken, dachte ich. Ich verfluchte mein ödes Nichtraucherinnenleben. Ich legte meine Hände übereinander, und was soll’s, ich kreuzte auch die Beine unter dem Schreibtisch. Mein Fuß stieß auf Widerstand. Die Erinnerung traf mich wie eine Ohrfeige. Ich hatte das Khat zur Fußablage umfunktioniert. Wenn die Bullen nach unten blickten, würden sie den Ballen sehen. Mein Hirn raste wild, um eine Methode zu ersinnen, wie ich das verbergen könnte. Ich könnte natürlich ehrlich sein und Dick und Bucky erzählen, was an dem Abend wirklich passiert war — was der Obdachlose nicht tun würde, weil er dann wegen der Pisserei sitzen müßte. Aber selbst wenn die Bullen mir das alles glaubten, hatte ich immer noch zehn Pfund eines verbotenen Betäubungsmittels in meinem Büro herumliegen.
    »Meint ihr diesen großen, haarigen, hundertfünfzig Kilo schweren Transvestiten?« fragte ich und riß die Augen weit auf. Ich hätte nie gedacht, daß ich mich noch einmal über diese Beschreibung freuen würde.
    »Der Penner sagt, es wäre eine weiße weibliche Person gewesen — rotes Haar, ein bißchen dicklich.« Dicklich, dachte ich voller Wut. Ich atmete tief durch. Dick und Bucky beobachteten mich genau, immer auf der Hut, wie ich reagierte. Ich mußte unbedingt ihre Blicke oben halten.
    Ich stand auf. »Und was wollt Ihr nun von mir?« fragte ich, während ich um meinen Schreibtisch herumging.
    »Informationen«, sagte Dick. »Du kennst doch die Gegend hier. Der Berber sagte, diese Mörderin hätte sich eindeutig prima am Times Square ausgekannt. Er sagt, sie hätte versucht, ihn mit fünf popligen Dollar zu bestechen. Kannst du dir vorstellen, einen Mord mit einem Bestechungsgeld von fünf Dollar vertuschen zu wollen? Ich bin der geizigste Arsch bei der ganzen Polizei, und selbst ich hätte da zwanzig abgelatzt.«
    »Zahlst du das sonst immer?« fragte ich.
    »Halt den Mund, Mallory, oder wir sacken dich ein«, warnte Bucky.
    »Der Penner sagt, der Tote sei ungefähr eins achtzig groß gewesen, mit braunen Haaren und dünnen Beinen«, sagte Dick. Er blickte sich lässig im Büro um. Mein Herz klopfte wild. »Wo steckt eigentlich die Bohnenstange in letzter Zeit?«
    »Alex arbeitet ebenfalls am Party Girls- Fall.« Die konnten doch nicht im Ernst glauben, daß Alex das Opfer gewesen war! »Ich im übrigen auch. So sehr ich euren Besuch zu schätzen weiß, würde ich doch lieber schmutzige Socken kauen. Wenn ihr also nichts dagegen habt«, sagte ich und wies ihnen die Tür.
    »Wir haben was dagegen, Mallory, und wenn du glaubst, daß wir dir nicht auf die Schliche kommen, dann bist du nicht so schlau, wie du aussiehst. Ich meine, dann bist du dümmer, als du aussiehst. Ich meine, du bist schlau, siehst aber dumm aus.« Das war Bucky. Er träumte davon, einmal in seinem Leben ein richtig tougher Bulle zu sein.
    »Man hat mir tatsächlich schon des öfteren bestätigt, daß ich wie eine Intelligenzbestie aussehe.« In Wirklichkeit hatten sie »Busenweib« gesagt.
    »Der andere Zeuge ist ein Knabe aus Uptown«, sagte Dick. »Sein Vater ist ein reicher Typ, der zufälligerweise ein guter Freund des Bürgermeisters ist. Und der Bürgermeister hat meine Eier in der Zange.« Ein grausiges Bild.
    »Als ob mich das interessieren würde«, sagte ich.
    Dick knabberte an seinem Lakritz. Er sagte: »Es wird dich schon noch interessieren, wenn demnächst dein Hintern schmort. Und für den werden wir wahrscheinlich gleich mehrere Zangen brauchen.«
    Nachdem sie mir diese eher unerfreuliche Aussicht bereitet hatten, gingen sie von dannen. Ich knallte die Tür hinter ihnen zu und sehnte mich wie nie zuvor nach einer Zigarette. Ich stopfte das Khat in meine Tasche. Es paßte kaum hinein. Ich mußte dieses Zeug dringend loswerden. Und dann würde ich Mrs. Savage anrufen und ihr mitteilen, daß das Spiel aus war. Ich rauschte ebenfalls von dannen.
    Die Sicherheitsmaßnahmen im Channel 6 waren erstaunlich lax. Der Wachposten reichte mir eine Liste, in die ich mich eintragen sollte. Nach einem kurzen Blick über das Blatt kritzelte ich Sherri Tigres Namen. Der Wachmann überprüfte in seinem Computer den Namen, stellte

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