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Mord zur besten Sendezeit

Mord zur besten Sendezeit

Titel: Mord zur besten Sendezeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Valerie Frankel
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dachte ich. Ich kann noch nicht einmal erkennen, wie sich Schlösser voneinander unterscheiden. Also begann ich, die Dietriche in das Schloß zu stecken, einen nach dem anderen. Das Schloß muß von ziemlich mieser Qualität gewesen sein, denn es ließ sich öffnen, ohne daß ich überhaupt auch nur das geringste bißchen mit dem Metallgerät hatte herumfummeln müssen. Alex hatte mir gesagt, das müsse man, um eine genaue Freigabe des Zylinders zu bekommen — was auch immer das heißen mochte.
    Die Tür ging also mit einem sanften Klicken auf. Selbst von meiner niedrigen Position aus konnte ich sofort eine Packung Zigaretten, die auf einem Glas voller Hershey’s Kisses lag, erkennen. Gleich ein doppelter Volltreffer. Ich bin ein Naturtalent, dachte ich, schon als Detektivin auf die Welt gekommen.
    »Einbruch und unbefugtes Betreten bringen dreißig Jahre«, sagte jemand hinter mir, »aber ich habe immer große Freude daran, eine Frau auf den Knien zu sehen.«
    »Schnauze, Schleimer«, sagte eine andere Stimme. »Steh auf, Schätzchen.« Die Stimme kannte ich.
    Ich stand auf und drehte mich zu ihnen um. Die Detectives Dick O’Flanehey und Bucky Squirrely lehnten beide im Rahmen meiner Bürotür. Dick hatte wie immer einen Lakritzstab aus seinem Mund hängen, gleich unter dem Schnurrbart, der ihn aussehen ließ wie ein Kinobösewicht. Bucky pusselte mit einer Büroklammer in seinen Zähnen herum.
    »Besitzt ihr Jungs eigentlich noch andere Klamotten? «Ich war ihnen schon so oft begegnet, aber ich hatte sie noch nie ohne ihre Polyesteranzüge gesehen. Die Zigaretten und Schokoladenbonbons kreischten förmlich meinen Namen. Ich fragte mich, ob die Bullen das auch hören konnten.
    »Mach die Tür zu«, sagte Detective Dick. Er hatte es also gehört.
    »Die Leute von dem Büro haben mich beauftragt, ihr Sicherheitssystem zu überprüfen«, log ich. »Und wenn Ihr mich jetzt entschuldigen wollt, ich habe hier zu arbeiten.« Ich machte einen Schritt auf Suzys Schreibtisch zu. Dick griff nach meinem Ellbogen und zerrte mich zurück in den Korridor. Bucky schloß die Tür mit dem GELD-VERDIENEN-Schild. Mein Herz weinte. Bucky zog das Bündel Dietriche aus dem Schloß.
    »Ich gehe mal davon aus, daß du das hier gerne wiederhättest«, sagte er. »Tja, wirst du aber nicht wiederkriegen.« Fast erwartete ich, daß er zum Abschluß noch »ätschibätschi« sagen würde.
    »Herrgottnochmal, gib ihr das zurück«, wies ihn Dick an, womit er uns beide zutiefst erstaunte. »Wir sind wegen etwas anderem hergekommen.« Was hatte ich denn noch zu bieten, außer Sherris Tanga und meinem außerordentlich hübschen Äußeren?
    Ich führte die Jungs in mein Büro und setzte mich auf den Stuhl hinter meinem Schreibtisch. »Was macht euch nur glauben, daß ich euch irgend etwas geben könnte?«
    »Du meinst, außer der Tatsache, daß wir dich dabei erwischt haben, wie du in das Büro deiner Nachbarn eingebrochen bist?« fragte Bucky.
    »Das habe ich euch doch schon erklärt — die haben mich damit beauftragt, ihre Sicherheit zu überprüfen.«
    »Spar dir das«, schlug Dick vor. »Ich fange jetzt mal von vorne an. Und keine Lügen mehr, verstanden?« Ich klimperte mit den Augenlidern, als verstünde ich nicht. »Du verstehst das ganz prima. Ich weiß, daß du dich mit der Schießerei auf dem Set von Party Girls beschäftigst — und wie du es immer schaffst, an solch interessante Fälle heranzukommen, wird nie aufhören, mich in tiefes Erstaunen zu versetzen. Wir bekommen aber darüber hinaus jede Menge Druck, einen Mordfall aufzuklären, der am Times Square am frühen Freitag abend stattgefunden hat. Wir haben gerade einen Stadtstreicher festgenommen, weil er auf den Bürgersteig gepißt hat, und er sagte uns, er würde uns den Mörder beschreiben, wenn wir ihn laufen lassen. Er sagt, er sei dabei gewesen und hätte die ganze Sache gesehen. Wir haben noch einen anderen Zeugen, der die Geschichte wieder anders erzählt. Wem sollen wir also glauben, einem pickeligen Teenager oder einem Obdachlosen, der immer nur Pech gehabt hat, seitdem er seine Flasche Rosenwasser auf dem Bürgersteig ausgegossen hat? In einem stimmen beide Zeugen überein: Der Mörder ist mit ungefähr fünf Kilo einer verbotenen Substanz, nämlich einem Bündel Khat, verduftet. Wir wollen den Mörder, und wir wollen dieses Khat.«
    Das Khat — das war mir völlig entfallen. Und ich hatte diesem Obdachlosen auch noch fünf im Schweiße meines Angesichts verdiente

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