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Mord zur besten Sendezeit

Mord zur besten Sendezeit

Titel: Mord zur besten Sendezeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Valerie Frankel
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fest, daß Sherri Tigre in diesem Gebäude arbeitete und winkte mich durch.
    Ich stieg im dritten Stock aus dem Aufzug, wo sich das Set von Party Girls und die Garderoben befanden. Kurz vorher checkte ich noch einmal im Aschenbecher, ob es da Kippen gäbe. Da ich keine fand, machte ich mich auf den Weg zu den Garderoben. Als ich um eine Ecke bog, knallte ich in den warmen, weichen Körper von Marnie O’Shea.
    Wir fielen beide auf unseren jeweiligen Hintern. Sie hatte einen riesigen Haufen Papiere getragen, die jetzt in alle Richtungen flogen. Marnie trug mal wieder einen Overall, diesmal eine kobaltblaue Kreation, die auf der Vorderseite mit glitzernden Knöpfen verziert war. Ihre Hosenbeine steckten ordentlich in den weißen Cowboystiefeln. Der Hut war ihr vom Kopf gerutscht, aber das Band hielt ihn fest und schnitt in das weiche Fleisch ihres Halses. Ich stand auf, half ihr, die Papiere wieder einzusammeln, und entschuldigte mich vielmals für diesen Zusammenprall.
    »Es ist alles meine Schuld«, wehrte sie ab. Ich beließ sie gerne in dem Glauben.
    »Was führt Sie denn an einem Sonntag hierher?« fragte ich.
    »Ich arbeite immer sonntags.«
    »Ich habe Ihren Namen doch gar nicht auf der Liste gesehen?«
    »Und warum haben Sie sich die angesehen?« fragte
    sie.
    »Einfach ein Routine-Sicherheitscheck.«
    »Wie Sie das immer für den CIA gemacht haben«, sagte sie. Ich konnte nicht genau erkennen, ob sie einen Witz machen wollte oder das ernst meinte.
    »Ich habe nie für den CIA gearbeitet, Marnie«, sagte ich. Ihre Augen weiteten sich hinter der großen rosa Brille. »Ich habe für Interpol und das FBI gearbeitet.«
    Sie schien davon beeindruckt zu sein. »Komisch«, sagte sie. »Keine dieser beiden Organisationen hat Ihren Namen als Mitarbeiterin gespeichert.« Also hatte Marnie mich überprüft. Ich hoffte, sie hatte das Singer nicht erzählt.
    »Natürlich haben die das nicht, Marnie. Wie geheim würde denn eine Geheimpolizei sein, wenn alle Leute wüßten, wer für sie arbeitet? Das geht doch nicht.«
    Marnie sammelte ihre Papiere auf und drückte sie an die reichlich vorhandene Brust. »Ich habe nur getan, worum mich Mr. Singer gebeten hat. Es tut mir leid. Ich hätte mir gar nicht erst die Mühe machen sollen, das zu überprüfen. Wie konnte ich nur so dumm sein? Es ist alles meine Schuld.«
    »Haben Sie jemals überlegt, eine Therapie zur Stärkung Ihres Selbstwertgefühls zu machen, Marnie?« fragte ich sie.
    »Ich weiß, ich bin einfach lächerlich. Seit sechs Monaten arbeite ich schon hier, und ich fühle mich immer noch so ungenügend.« Sie wirkte deprimiert. Es tat mir leid, daß ich überhaupt etwas gesagt hatte.
    »Marnie, Sie sind eine erwachsene Frau. Wahrscheinlich haben Sie eine Familie.«
    Sie blickte etwas vernebelt drein. »Ich habe einen Sohn«, sagte sie.
    »Sie haben ein erfülltes Leben. Ein Ausflug oder zwei zu Bloomingdale’s, und es wird Ihnen wieder prima gehen«, sagte ich.
    »Meinen Sie?« fragte sie und lächelte.
    »Ganz sicher.« Ich lächelte zurück. Langsam wurde es mir ungemütlich. »Ich werde jetzt mal meinen Check hier weitermachen, okay?«
    »Ich wollte auch gerade gehen«, sagte sie. »Schönen Tag noch.« Wir winkten uns gegenseitig auf Wiedersehen, und dann verschwand sie hinter den sich schließenden Türen des Aufzugs. Ich atmete erleichtert auf. Marnie erinnerte mich an Max’ Mutter. Diese besondere Spezies von Frau, voller Schuldgefühle und emotional fordernd, schaffte mich jedesmal völlig. Sie brauchten andere Menschen viel zu sehr. Das einzige, was ich jetzt brauchte, war Essen, irgend etwas Eßbares, und zwar viel. Ich ging meiner Nase nach.
    Leider führte mich die aber nirgendwo hin. Ich stolperte durch das Labyrinth von Büros und anderen Räumen in die Richtung, wo ich die Garderoben der Stars zu finden glaubte. Die Etage war vollkommen leer — ich hätte gedacht, daß wenigstens ein paar Leute da sein würden.
    Während ich auf der Suche nach Sherris Garderobe war, kam ich an einem Büro mit gläsernen Wänden vorbei. Es war größer als alle anderen, die ich in diesem Stockwerk gesehen hatte. Ich schaute hinein. Ein Zettel war an die Tür geklebt, auf dem zu lesen war: HIER NICHT SAUBERMACHEN. Ich probierte die Türklinke. Die Tür war offen, was mich geringfügig enttäusch te _ schließlich konnte ich jetzt schon wieder nicht meine Fertigkeiten als Dietrich-Künstlerin austesten.
    Ein kurzer Schwenk meiner Augen über den Schreibtisch machte mir

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