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Mord zur besten Sendezeit

Mord zur besten Sendezeit

Titel: Mord zur besten Sendezeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Valerie Frankel
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klar, daß dies der Bereich von Ringo Schwartz sein mußte, Produzent, Regisseur, Gottheit, Vollidiot. In der obersten Schublade hatte er einen Vorrat an Mars gebunkert. Ich nahm mir eins, während ich weitersuchte. Ich paßte sehr auf, keine Schokoladenfingerabdrücke zu hinterlassen, weswegen ich mit meiner linken Hand aß und mit der rechten die Papiere durchging. Auf seinem Schreibtisch war ein einziges Durcheinander — ein Mann, der gut in mein Büro passen würde — , und überall lagen Papiere verstreut. Das Schild HIER NICHT SAUBERMACFIEN weckte in mir die Vermutung, daß diese Verrücktheit Methode haben mußte. Ich spürte einen gewissen Respekt für Ringo, daß er noch durch dieses Chaos fand. Darüber hinaus war ich allerdings genervt. Es war schon schwer genug, Indizien aufzuspüren, ohne daß ein Tornado sie vorher durcheinandergewirbelt hatte. Ich stöberte in seinem Hängeregister herum. Ich schaute mir den Kalender auf seinem Schreibtisch an. Seine Handschrift war so krakelig, daß ich es noch nicht einmal bemerkt hätte, wenn irgendwo gestanden hätte: »Heute: Sabrina Delorean erschießen«. Ich vertilgte das Mars, leckte meine Finger sauber und ging auf dem industrie-grauen, synthetischen Teppich auf die Hände und Knie.
    Ich untersuchte systematisch jeden dort herumfliegenden Wochenplan, jede Notiz und jeden Brief, versuchte, irgend etwas zu entdecken, ohne dabei Ringos perfekte Unordnung zu zerstören. Nach einer halben Stunde hatte ich nichts gefunden, außer einem Hinweis, daß Party Girls für das Ende der nächsten Woche eine neue Kandidatenauswahl geplant hatte. Meine große Chance, dachte ich. Dann erinnerte ich mich selber daran, daß ich erstens einen Freund hatte und zweitens (du lieber Schreck) bereits das Höchstalter überschritten hatte. Außerdem besaß ich kein einziges Kleid mit Pailletten.
    Ich schaute noch einmal in das Hängeregister. Der einzige halbwegs dicke Hefter war mit Restaurantquittungen und Taxibelegen vollgestopft — auch hier traf er meinen steuer-sparsamen Geschmack. Eine sorgfältige Suche durch fast ein ganzes Jahr von Belegen war allerdings einfach zuviel verlangt. Meinetwegen, ich geb’s zu: Ich bin faul. Ich blätterte die anderen Hefter durch und fand nichts Besonderes. Daraufhin nahm ich meine Handtasche von Ringos Schreibtisch und wollte gerade gehen, als ich das Stück Papier bemerkte, das meine Tasche bedeckt hatte.
    Es war eine Notiz an Ringo, die auf den vorangegangenen Donnerstag datiert war — auf den Tag vor dem Mord also. Sie war von Sinclair Singer. »Sabrinas Vertrag wird am Ende des Jahres selbstverständlich verlängert, und es gibt nichts, was du sagen oder tun könntest, das mich dazu bringen würde, sie zu entlassen. Gewöhn dich dran. Es bleibt ansonsten nur die Möglichkeit, dich in einem anderen Programm des Hyänen-Networks unterzubringen. Zwischenzeitlich möchte ich bitten, daß meine Zeit mit dieser Sache nicht weiter verschwendet wird. Das Thema ist durch.« Dieses Memo ging außerdem an Woody Latrek und Sherri Tigre. Wollten alle Mitarbeiter Sabrina aus der Show raushaben? Ich erinnerte mich, wie aufgelöst Patty gewesen war, als sie dachte, alle wüßten, daß Sabrina Ärger hatte. Sabrinas einziger Freund war anscheinend Sinclair. Und mit einem Freund wie ihm konnte es einem eigentlich egal sein, wie groß die Zahl der Feinde war. Ich spürte wahres Mitleid für Buster. Konnte Sinclair vielleicht Sabrina in der Show behalten wollen, um Rache an ihr zu üben für das, was sie seinem einzigen Sohn angetan hatte? Würde er sogar seine Show zerstören, um sie zu bestrafen? Es war allgemein bekannt, daß Party Girls in letzter Zeit sinkende Einschaltquoten zu beklagen hatte.
    Ich dachte noch eine Weile darüber nach, ehe ich meine Khat-beladene Handtasche über die Schulter nahm und Ringos Büro verließ. Das benachbarte Büro war zwar kleiner, aber immer noch vernünftig dimensioniert. Es gab keinen Zettel an der Tür, und hier war auch nicht abgeschlossen. Dieser Raum war halbwegs aufgeräumt, aber es lagen viel zu viele persönliche Sachen umher, als daß er als ordentlich hätte beschrieben werden können. Das gerahmte Bild eines Landhauses fiel mir auf. Das Dach war goldgelb gemalt, mit rotem und grünem Rand. Eine Rastafarm, dachte ich und fragte mich, was dort wohl angebaut wurde. Spinnenpflanzen hingen von Haken in der Decke. Eine genauere Betrachtung ergab, daß sie aus Plastik waren. In keinem dieser Büros gab es eine

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