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Mord zur besten Sendezeit

Mord zur besten Sendezeit

Titel: Mord zur besten Sendezeit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Valerie Frankel
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freiwillig für die andere freie Stelle gemeldet. Und Sie müssen mir Ihre Pistole geben. Jetzt.«
    »Und welcher Typ hat sich als Ersatzmann gemeldet?« fragte ich und fand unter den ganzen Stiften, Fläschchen und Töpfen mit Cremes, Lotions und Puder genau meinen Lieblingston an Lippenstift. Ich erinnerte mich an meine Kindheit, als Make-up noch Spaß bedeutete.
    »Ich will keine Pistole im Umkreis von fünfzig Meilen vom Set sehen.«
    »Wie wäre es mit Alex Beaudine?« schlug ich vor. »Er ist auch ein ausgebildeter Professioneller.«
    »Sabrina will ihn nicht riskieren«, sagte Ringo.
    »Ich kann also davon ausgehen, daß ich ein Risiko wert bin«, sagte ich und fühlte mich wie kleingehackte Hühnerleber.
    Ringo schaute auf seine Uhr. »Sie haben noch vierzig Minuten Zeit, um uns Ihre Waffe auszuhändigen«, sagte er und stürmte von dannen, wobei seine Arme durch die Luft schnitten wie Papieräxte. Seine weißen Socken ließen die Knöchel unsichtbar werden, als er den weißgestrichenen Korridor entlangging. Die Maskenbildnerin — genau diejenige, die Lola und ich vor einigen Tagen vom Badezimmer ausgesperrt hatten — stand von ihrem Stuhl auf. Sie stellte sich hinter mich und beobachtete mich, wie ich sie im Spiegel beobachtete. Sie legte ihre zehn Finger um mein Gesicht und zog meinen Kopf zurück, um sich meine Flaut genauer anzuschauen.
    »Sie sind also diejenige, die man mir vorgezogen hat«, sagte sie und schmierte mir dabei irgendein weißes schmalzartiges Zeug über die Wangen. »Ich habe ja auch nur drei Stunden lang gebettelt. Ich versuche ja auch erst seit drei Jahren, in die Show zu kommen.«
    Sherri Tigre kam in einer glitzernden roten Paillettengeschichte dahergeschlendert. Sie glitt zu mir an den Make-up-Tisch. Ich fühlte mich plötzlich verlegen. Ich wollte nicht, daß jemand, der so aussah wie sie, mich mit all dieser Schmotze auf dem Gesicht sähe. Sie fragte: »Sind Sie Wanda Mallory?« Wir waren uns ja auch erst gestern vorgestellt worden. Ich hatte sogar für sie geschwärmt. Ich hasse es, wenn die Leute sich nicht an mich erinnern.
    »Ich habe Sie gestern bei Tonys Beerdigung gesehen«, sagte ich.
    »Und ich Sie«, erwiderte sie. »Ich soll Ihnen etwas aussuchen, was Sie heute abend für die Show anziehen können. Welche Kleidergröße tragen Sie? Ich habe Größe sechs. Ich bewahre meine Figur, indem ich wenig Fett und viel Rohkost esse, makrobiotische Diät halte und jeden Tag dreißig Minuten Aerobic mache.«
    Na, wie wunderbar für dich. »Ich trage Größe acht«, sagte ich. Ich hoffte, die Sachen in Größe acht würden eher in Richtung neun ausfallen.
    Sie lächelte spöttisch. »Ich habe ein paar Stretch-Sachen, Lycrakleider. Sie werden wunderbar darin aussehen.«
    »Ich gehe davon aus, daß Sie gerade keinen Tanga mehr da haben, der dazu passen könnte«, sagte ich.
    Sherri biß sich in den Finger. Ihre Augen füllten sich, und sie fing an zu weinen. Einfach so. Ohne Vorwarnung. Nichts. Die Maskenbildnerin wischte mir die Fettcreme vom Gesicht, während Sherri schluchzend neben mir stand, ohne sich im geringsten zu genieren. Ich sagte: »Machen Sie mir doch bitte nur noch die Wangen, das reicht dann.«
    Lady Makeup erledigte noch die letzten Handgriffe und stieß mich dann aus dem Stuhl. Ich blickte in den Spiegel. Sie hatte mehr gemacht als nur Wangen. Ich hatte außerdem Augen und einen Mund und ein Kinn. Das einzige Natürliche an mir waren meine Haare geblieben. Ich legte meinen Arm um Sherris Schultern, während wir zu ihrer Garderobe gingen.
    Sherri holte ein paar Kleider aus ihrem Schrank. Ein schlichtes schwarzes Minikleid von Chanel fiel mir auf. Ich zog es über. Sherri sagte: »Das Kleid hat die Show 2.000 Dollar gekostet.«
    »Bei solchen Aufmunterungen nebenher verstehe ich nicht, warum Sie gehen wollen.«
    »Wovon reden Sie überhaupt?« fragte sie und klimperte mit den Wimpern.
    Ich zog den Bauch ein. »Das Talkshow-Projekt mit Woody und Ringo. Wie ich gehört habe, ist es zum Sterben schön. Im wahrsten Sinne des Wortes.« Ich zog den Reißverschluß hoch.
    »Was wollen Sie damit sagen?« fragte sie. »Daß ich den Jungen erschossen habe?«
    »Das ist nicht im Entferntesten das, was ich andeuten wollte. Ich bin nur neugierig, warum Sie zu seiner Beerdigung gegangen sind.« Das Kleid lieferte die hübsche Figur gleich mit. Ich freundete mich zusehends mit der Idee an, im Fernsehen zu erscheinen.
    Sherri brach schon wieder in Tränen aus. Sie sagte: »Ich hasse

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