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Mord zur Geisterstunde

Mord zur Geisterstunde

Titel: Mord zur Geisterstunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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übernachtete. Honey dachte nach. Im Augenblick brauchte sie kein Personal, aber im Hotelgewerbe konnte ja innerhalb von vierundzwanzig Stunden allerlei geschehen. »Wir bleiben in Verbindung«, sagte sie zum Abschied und reichte ihm ihre Visitenkarte, während sie ihm die momentane Situation in ihrem Hotel erklärte.
    Er strahlte erfreut, nahm die Karte und steckte sie ein.
    »Danke. Vielen Dank.«
    Er wollte gehen.
    »Augenblick noch«, sagt Steve. »Wir brauchen noch eine Aussage von Ihnen. Sie müssen sie nicht selbst schreiben. Ich mache das, lese sie Ihnen vor, und Sie können sie dann unterzeichnen.«
    |105| Honey schien es, als hätte sie Furcht in Jans dunkelbraunen Augen aufblitzen sehen. Ganz kurz nur, so kurz, dass sie schon meinte, es sich nur eingebildet zu haben. Andererseits betrachteten Immigranten oft jegliche Art von Behörde mit einigem Misstrauen. Sie befanden sich in einem fremden Land und suchten Arbeit, und Polizisten machten sie einfach nervös.
    Steve Doherty ließ sich nicht anmerken, ob ihm das auch aufgefallen war.
    Jan setzte sich wieder.
    Steve stellte ihm die gleichen Fragen wie allen anderen.
    »Haben Sie außer den Leuten auf dem Spaziergang sonst noch jemanden gesehen?«
    Jan Kowalski schüttelte den Kopf. »Keine Geister. Nur Personen.«
    Steve hatte den Blick auf das Blatt Papier gerichtet, auf dem er die Aussage aufschrieb. Jetzt schaute er auf. »Sie haben Leute gesehen? Eine Person?«
    Er nickte. »Einen Mann. Ja, ich habe einen Mann gesehen.«
    Man konnte die Spannung fast mit Händen greifen. Honey spürte, wie sich Steves Körper straffte, und sah, wie sich seine Augen zu Schlitzen verengten.
    »Können Sie ihn beschreiben?«
    Jan nickte. »Wir waren am oberen Teil einer Gasse angekommen, die zur Hauptstraße hinunterführte. Der Mann kam aus einer Seitenstraße – einer schmalen Seitenstraße. Wir haben noch oben gewartet. Die Stadtführerin war zur Toilette gegangen.«
    »Sie standen oben in einer Gasse?«
    Jan zuckte die Achseln, hob mit fragender Miene hilflos die Hände. »Ich habe ihn nur kurz gesehen.«
    Steve fragte, ob er den Mann wiedererkennen würde. Er glich jetzt einem Spürhund, der eine Fährte witterte.
    »Wie war der Mann gekleidet?«
    »Schwarz. In Schwarz. Mit Hut und einem langen Mantel.«
    »Hätte es ein Umhang sein können?«
    Jan zuckte die Achseln. »Ja, vielleicht.«
    |106| »Erinnern Sie sich sonst noch an etwas?«
    »Er roch nach nichts.«
    Das war ungewöhnlich. Normalerweise berichteten Leute nicht darüber, was sie mit der Nase erschnüffelt hatten.
    »Nicht einmal nach Regen«, fuhr Jan fort. »Vielleicht irre ich mich, aber eigentlich glaube ich das nicht. Ich habe eine sehr feine Nase. Alle anderen um mich herum haben nach etwas gerochen. Die Frauen meist nach Parfüm und Deodorant. Die Männer nach Aftershave, Kognak oder einem lautlosen …« Er schaute zur Decke, während er nach dem rechten Wort suchte.
    »Ich verstehe schon«, meinte Steve,
    »Niemand sonst hat ihn gesehen.«
    Doherty schaute ihm in die Augen.
    Honey wurde ganz starr.
    »Niemand?«, fragte Doherty.
    »Nein. Jedenfalls schien es mir so.«
    Er war wohl froh, endlich gehen zu dürfen.
    »Siehst du! Hab ich dir doch gesagt, das war ein Typ in einem dunklen Anzug. Der junge Mann hat ihn auch gesehen«, triumphierte Honey. Sie hielt sich nicht dabei auf, dass ihn sonst niemand bemerkt hatte. Es reichte ihr, dass sie nicht die Einzige war.
    »Großartig. Ein Kerl in einem dunklen Anzug. Da haben wir ja den Personenkreis schon gewaltig eingeschränkt.«
     
    Pamela Windsor war außerordentlich zuvorkommend. Sie hatte bereits alles aufgeschrieben und sagte nun im Grunde noch einmal genau das Gleiche – und einiges mehr. Überrascht ging Doherty mit ihr alle Einzelheiten durch. Dann dankte er ihr für ihre Hilfe und entließ sie.
    Als Letzte wurden die beiden Australierinnen befragt. Sie lächelten schon, als sie den Raum betraten. Betty Smith und Sally Weston waren im besten Alter. Sie waren Singles und auf der Suche nach so viel Spaß und Unterhaltung, wie sie nur kriegen konnten. Beide waren leicht übergewichtig, trugen Jogginganzüge und Turnschuhe und sahen aus, als ließen sie es sich so richtig gut gehen.
    |107| »Also, denn man los«, sagte Betty, und der Stuhl ächzte, als sie sich darauf warf. Auch Sallys Stuhl stöhnte unter ihren Pfunden. Die beiden hatten allerdings nichts davon bemerkt. Denn sie musterten Steve von Kopf bis Fuß.
    »Sind Sie noch zu haben?«,

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