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Mord zur Geisterstunde

Mord zur Geisterstunde

Titel: Mord zur Geisterstunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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einzuwenden. Klaus trottete hinter seiner Gattin her.
    »Ich bin nicht sicher, ob er mit ihr einer Meinung war«, sagte Honey.
    »Aber er hat sich nicht getraut, ihr zu widersprechen. Macht nichts. Ich schreib mir auf, dass ich noch gesondert mit ihm reden muss. Allerdings muss ich mich beeilen. Die beiden bleiben nur eine Woche.«
    Das letzte Paar waren die Karviks, die, wie sich herausstellte, aus Norwegen und nicht aus Schweden stammten. Arne wich mit seinen dunklen Augen und dem schwarzen Haar vom üblichen Bild des blonden Recken ab. Seine Frau hatte endlos lange Beine und weißblondes Haar, das ihr bis zur Taille reichte. Auf sie passte das Wikinger-Image genau.
    »Die Atmosphäre war so wunderbar«, hauchte die Ehefrau, deren üppiger Busen aus dem mit drei Perlenknöpfchen verzierten Ausschnitt quoll. »Ich hatte Gänsehaut am ganzen Körper.« Sie unterstrich ihre Worte mit einer bebenden Bewegung, die ihren Busen erzittern ließ wie Götterspeise. Steve sah ganz so aus, als wollte er die Dame am liebsten gleich vernaschen.
    Honey schaltete sich ein.
    »Haben Sie irgendwas – oder jemanden gesehen?«
    Mrs. Karvik drückte kurz den Arm ihres Gatten. »Wir sind ganz in dieser besonderen Atmosphäre aufgegangen, nicht wahr, |103| Arne? Wir sind so empfänglich für derlei Stimmungen«, hauchte sie mit rauchiger Stimme. Jetzt schaute sie wieder zu Steve und Honey. »Wir waren sicher, dass uns Geister begleiteten. Manchmal war mir so kalt, dass ich am ganzen Leib bebte.«
    Honey verkniff sich die Bemerkung, dass der Grund dafür wahrscheinlich der eiskalte Wind und der strömende Regen gewesen waren.
    Sobald Steve sich wieder gefangen hatte, erklärte er den beiden, sie könnten gehen, sie müssten aber zuvor ihre Urlaubsadresse im Vereinigten Königreich und ihre Heimatadresse in Norwegen hinterlassen.
    »Die hast du aber glimpflich davonkommen lassen«, stellte Honey fest.
    Steve wand sich ein wenig verlegen und schaute konzentriert auf die Kritzeleien auf seinem Notizblock, als läge darin eine tiefe Bedeutung verborgen. Die meisten Zeichnungen sahen aus wie große busenartige Ballons mit dicken Punkten in der Mitte.
    Honey schnalzte missbilligend mit der Zunge. Steve fuhr wütend hoch.
    »Ich habe gesagt, du kannst dabeisitzen. Das heißt aber nicht, dass du alles an dich reißen sollst«, erinnerte er sie vor der nächsten Befragung mit warnendem Unterton. »Du warst nämlich gegen die Karviks eindeutig voreingenommen. Grün vor Neid, würde ich mal sagen.«
    »Und du, Sherlock, befandest dich wohl auf dem Planeten Testosteron?«
    Das war sonnenklar, aber natürlich würde er das um nichts auf der Welt zugeben. »Ich? Ich war nur aufmerksam.«
    »Ja, ja, ja. Und die Gute war auch nur ganz normal freundlich. Wäre ihr Ausschnitt eine Spur tiefer gewesen, du wärest auf Nimmerwiedersehen darin verschwunden.«
    »Ein Wahnsinnstod!«
    Nun kam Jan Kowalski herein, diesmal nicht in ein Regencape gehüllt. Er trug ein grünes Hemd, eine Hose mit Tarnmuster und eine schwarze Lederjacke. Sein Haar war sehr kurz geschoren.
    |104| Die ersten Worte las er von einem mehrfach zusammengefalteten Stück Papier ab. Er hielt den Zettel auf Armlänge weg. »Ich bin aus Gdánsk. Ich studiere Internet-Kommunikation. Ich suche Arbeit.« Er reichte ihnen das Blatt. »Meine Personalien.«
    Steve fragte ihn, wie lange er im Land bleiben wollte. Jan erklärte, er würde wieder nach Hause zurückkehren, wenn er nicht innerhalb der nächsten vierzehn Tage Arbeit fände.
    Honey wollte wissen, warum er an dem Geisterspaziergang teilgenommen hatte. »Um Arbeit zu finden«, antwortete er.
    Honey verkniff sich die Frage, welche Beschäftigung er denn auf einer solchen Veranstaltung zu finden hoffte. Waren in der Geisterwelt im Augenblick Stellen für IT-Genies frei? Spuk-Surfen? Internet für Phantome? World Wide Spinner? Die letzte Domain hatte sich wahrscheinlich sogar schon jemand reserviert, überlegte sie. An Spinnern herrschte ja wahrhaftig kein Mangel.
    »Jemand hatte mir eine SMS geschickt«, erklärte Jan. »Der wollte mich auf dem Spaziergang treffen und mit mir über Arbeit reden, die er mir anbieten könnte.«
    »Aber es ist niemand gekommen?«
    »Nein.«
    Er beteuerte, dass er jede Art von Arbeit annehmen würde. Er schien ein liebenswerter, vorzeigbarer junger Mann zu sein. Für alle Fälle schrieb sich Honey seinen Namen und seine Adresse auf. Auf dem Zettel war verzeichnet, dass er gegenwärtig in der Jugendherberge

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