Mord
«Das ist Alan, mein Freund.» Und Alan schaute ins Schlafzimmer und sah die schlafenden Kinder. Dann gab er Melinda einen züchtigen Gute-Nacht-Kuss und ging, sagte: «Bis Samstag.»
Melinda kellnerte jetzt auch samstags in der Diskothek. Alan bracht sie allein hin und holte sie wieder ab, schaute sich zwischendurch im Kino einen Film an. Das ging noch mal zwei Monate so, dann sagte Melinda eines Nachts, er könne doch bei ihr schlafen, wenn er wolle, morgen sei Sonntag, da müsse er doch nicht arbeiten. Alan stotterte, es könne doch so bleiben, wie es ist, es sei doch ganz nett. Erst als Melinda ihm anbot, im Wohnzimmer zu schlafen, willigte er ein zu bleiben. Sie war dann noch ein paarmal reingekommen, in einem kurzen Nachthemd mit einem hübschen Dekolleté, hatte gefragt, ob er noch etwas zu trinken brauche, ob das Kissen okay sei, aber er hatte gesagt, dass alles ganz nett sei. Nein, es gab keinen Sex in dieser Nacht, sie haben sich respektiert, gegenseitig, so nannte er das später. Am nächsten Morgen standen als erstes die beiden Kinder im Zimmer, blickten ihn an und fragten: «Bist du Vati?»
Am nächsten Sonnabend, es war genau genommen schon seit zwei Stunden Sonntag, nahm ihn, als er sich wieder das Lager auf dem Sofa gerichtet hatte, Melinda an der Hand und zog ihn ins Schlafzimmer. Sie hatte diesmal auf das Nachthemd und jede sonstige Verzierung verzichtet und trug nur ein goldenes Halskettchen. Es ging alles sehr schnell mit dem Verlust seiner Unschuld, aber dafür wurde der Akt in dieser Nacht noch zweimal wiederholt.
Melinda hatte gesehen, dass die Kinder Alan mochten und er gut mit Kindern umgehen konnte. Im Kindergarten sprachen sie von Alan als von ihrem Daddy. Zum ersten Mal seit der Navy-Zeit zog Alan bei seinen Eltern aus, in Melindas Wohnung, der Platz reichte. An einem Ostersonntag sagte Melinda aus heiterem Himmel: «Wie wär’s, wenn wir heiraten würden?» Alan dachte: Wieso? Es war doch auch bisher ganz nett. Er hatte eigentlich nie ans Heiraten gedacht. Doch dann sagte er: «Warum nicht? Dann sind wir eine richtige Familie.»
Sie sprachen mit seinen Eltern, mit Melindas Vater und ihrer ältesten Schwester einen Hochzeitstermin ab, kümmerten sich um die Feier und die Kirche. Als alles geregelt war, sagte Melinda: «Ich bin schwanger.» Das war eine Überraschung für Alan, irgendwie zwiespältig, aber dann auch eine Freude. Melinda ihrerseits war von der Sorge erlöst, Alan könnte sie verlassen, weil die zwei anderen Kinder nicht von ihm waren. Sie selbst hatte nie ernsthaft bezweifelt, dass dies dritte Kind von Alan war; Alan wäre gar nicht auf die Idee gekommen zu zweifeln.
Sie hatten ein funktionierendes Familienleben: Jedes Wochenende besuchte er mit den Kindern seine Eltern, ein- oder zweimal unter der Woche kam seine Mutter zum Einhüten, damit die jungen Leute auch mal ausgehen konnten. Dann kamen die älteren Kinder in die Schule und die Jüngste in den Kindergarten. Melinda fand eine Frau, welche die Kinder von der Schule und vom Kindergarten abholte, und dank ihres Buchhaltungskurses bekam sie einen Teilzeitjob bei Sprint Cars an der Eastern Avenue in Ilford, einer vielbefahrenen Durchgangstraße, wenige Kilometer von zu Hause entfernt.
Wenn Alan die Worte «Sprint Cars» hörte, zog sich sein Inneres schmerzlich zusammen. Es war ein Teilzeitjob, aber nach einigen Monaten fing Melinda an, Überstunden zu machen. Die Kinder waren schon lang wieder zu Hause, er war zu Hause, Melinda kam und kam nicht, und wenn sie kam, hatte sie nicht eingekauft. Irgendetwas war nicht in Ordnung, ihre Haltung änderte sich. Sie kümmerte sich nicht mehr um die Wäsche und das Aufräumen, fing an, daheim Gin zu trinken, nicht viel, aber vorher hatten sie gar keinen Alkohol in der Wohnung gehabt. Vor allem aber war sie auf einmal so kalt, auch den Kindern gegenüber. Nicht jeden Tag, es war für ihn gar nicht zu verstehen, manchmal war sie plötzlich wieder ganz lieb, schnurrte, sobald die Kinder im Bett waren, und war ganz anhänglich, was ihn noch mehr durcheinanderbrachte. Sie fuhr mit dem Auto zur Arbeit und kam immer öfter angetrunken nach Hause.
Er stellte sie zur Rede. Lass mir doch etwas Luft, bat ihn Melinda, ich bin jung, ich möchte mit meiner Freundin Lucy jeden Mittwoch ausgehen, Tanzen oder sonst was. Warum nicht, sagte Alan, ihm gehe es ja nur darum, dass sie die Kinder nicht vernachlässige, von der Schule kamen schon Beschwerden über vergessene Sachen und
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