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Mord

Mord

Titel: Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans-Ludwig Kröber
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fehlende Hausaufgaben. Als er einige Monate später Lucy anrief und fragte, was sie denn eigentlich so machten an ihren Disko-Abenden, Melinda erzähle so gar nichts, sagte Lucy, sie habe Melinda seit mindestens einem Jahr nicht mehr gesehen.
    Er brauchte dann noch acht Monate, bis er herausfand, mit wem Melinda ihn betrog, sie wollte es ihm nicht sagen. Obwohl ihm natürlich aufgefallen war, dass sie sich besonders schick machte, wenn sie zur Arbeit ging. Er begann systematisch zu recherchieren und benutzte zur Tarnung das Auto seiner Mutter. Zusammen mit ihr observierte er ein verdächtiges Auto und gelangte so zum Wohnhaus von Ronald Terryman, 25  Kilometer themseabwärts in Tilbury. Da waren auch die Telefonzellen, die man anrufen konnte und deren Nummern er bei Melinda gefunden hatte. Er läutete an der Wohnungstür, Rons Ehefrau machte auf, und er fragte nach ihrem Mann. Die Frau sagte, jeden Mittwoch gehe der zum Auto-Club. «Nein», sagte Alan da, «der ist im Restaurant mit meiner Frau.» Er wusste auch, wo, weil Melinda immer mit ihrer gemeinsamen Visa-Card bezahlt hatte.
    Rons Frau, die immer noch in der Haustür stand, fing an zu schreien, dass sie Ron umbringen werde, diesen Kerl. Alan blieb bei ihr, während seine Mutter geduldig im Auto wartete, bis Ron nach Hause kam. Etwas steif sagte Alan: «Es tut mir leid, Ihr Spiel zu verderben, aber ich weiß, was los ist.» Ron stellte sich ahnungslos, drohte schließlich mit der Polizei. Alan sagte, Ron solle seine Frau in Ruhe lassen, nach all dem Unheil, das er in das Leben seiner Familie gebracht habe. Vor allem die Kinder würden darunter leiden. Und Melinda gehe es auch ganz schlecht; wenn Ron Augen im Kopf hätte, würde er das ja wohl sehen. Dann stieg er wieder ins Auto, seine Mutter fragte: «Hast du es ihm gesagt?», und er antwortete: «Ja, ich habe es ihm gesagt.» Dann fuhren sie wieder themseaufwärts nach Ilford, er parkte das Auto vor dem Haus der Eltern und ging zu Fuß nach Hause. Melinda fragte ihn, wo er gewesen sei, und er sagte: «Ich weiß jetzt, was los ist, wer das ist.»
    Alan konnte später nie erklären, warum er nicht verlangt hatte, dass Melinda bei Sprint Cars kündigte. Er kam gar nicht auf die Idee. Aber Melinda ging in die Offensive. Sie sagte: «Der Mann hat mehr Geld, als du je im Leben haben wirst.» Sie sagte auch: «Der ist ein richtiger Kerl, der weiß, was eine Frau braucht.» Das sagte sie sogar vor den Kindern. Er mochte das gar nicht hören, zuckte immer zusammen, es tat ihm so leid wegen der Kinder. Er sagte ihr, sie solle so was sagen, wenn die Kinder schlafen.
    Ihr Lieblingsausdruck war «Du Bastard», ein Wort, dessen Bedeutung er den Kindern nicht erklären mochte. Sie sagte, während sie auf den Fernseher schaute: «Ich will dich nicht mehr, ich ertrag dich nicht mehr, du stehst all meinen Plänen im Weg.» Die Kinder kamen und fragten, ob er weggehe. Sie wussten, was los war, der ganze Haushalt war durcheinander. Immer wieder bat Alan seine Frau: «Schrei nicht so laut, die Nachbarn können alles hören.» Aber er wollte seine Ehe nicht aufgeben. Er fragte sich auch, was er falsch gemacht hatte, prüfte sich selbst, ob er vielleicht zu viel forderte. Gefragt hatte er sie das auch, und da hatte sie gesagt: «Nein, es ist nichts mit dir. Es ist nur nicht so, wie es sein sollte.» Manchmal hätte er sie durchschütteln mögen. Aber er rührte sie nicht an, und sie ließ sich auch nicht mehr anrühren.
     
    Melinda hatte dies als eine schlimme Zeit in Erinnerung, in der sie sehr unglücklich war, keine Berührung ertrug und sich doch nach Wärme und Zärtlichkeit sehnte. Sie trank viel, einmal war sie betrunken auf dem Küchenboden eingeschlafen, wo Alan sie fand, als er heimkam; es war ihr sehr peinlich. Schließlich kapitulierte er und zog wieder zu seinen Eltern. Melinda dachte, dass es für ihn sicher eine Erleichterung war, wieder von Vater und Mutter umsorgt zu werden, eigentlich waren das ja auch sehr nette Leute, unendlich harmlos und nicht einmal so langweilig wie Alan. Der war weiter die Zuverlässigkeit in Person, brachte sonntags die Kinder zur Kirche, kümmerte sich in der Woche mehrere Stunden nachmittags um sie und war am Wochenende mit ihnen bei Opa und Oma. Er gab ihr weiter Geld, mit dem sie weiter nicht gut auskam, und sie gewöhnte sich wieder an ihre Rolle als Single.
    Freitags kam meistens Ron, die Kinder mochten ihn nicht besonders, Moses nannte ihn «den Gorilla». Eigentümlich, Melinda

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