Mord
Rose Boves war 28 Jahre alt, attraktiv, was sie auch wusste, und Mutter dreier Kinder. Mit 18 hatte sie Sandy bekommen, deren Vater, ein gleichaltriger Lehrling, sie schon vor der Geburt verlassen hatte, weil er ein Verlierer, Schisser und schlicht untauglich war. Mit 20 hatte sie von einem anderen Mann das Kind Moses bekommen. Dieser Mann, der zehn Jahre älter war als sie, weigerte sich, ihretwegen seine Frau zu verlassen. Dann traf Melinda Alan, und vor sechs Jahren hatten sie geheiratet, da war sie mit ihrem jüngsten Kind Vicky schwanger. Sie arbeitete weiter in Teilzeit, als Platzanweiserin im Kino, als Televerkäuferin, als Aerobiclehrerin, als Bardame, manchmal drei Jobs gleichzeitig. Zusätzlich hatte sie erfolgreich einen Kurs in Buchhaltung gemacht.
Sie war ehrgeizig und wollte was vom Leben. Nicht nur arbeiten, auch feiern und genießen, flirten, scherzen, trank gerne Gin und Bitter Lemon, zu Mahlzeiten manchmal Wein, mochte den aber nicht besonders. Nie sah sie jemand betrunken oder gar torkeln. Jetzt schon gar nicht, da die Menschen sich in Bewegung setzten, Melinda ihre beiden großen Taschen packte und hinter Alan auf den Ausgang zu marschierte, wo sie die Stewardess und den Purser mit einem Lächeln bedachte.
Sie liefen fast 20 Minuten bis zum Gepäckband, hievten die beiden großen Koffer auf einen Rollwagen und fanden schließlich den Flughafenbus, der sie nach Heidelberg bringen sollte. Während Melinda mit der Wange am Fensterglas auf der Autobahn Richtung Mannheim sauste, fragte sie sich, ob sie denn mit dem richtigen Mann unterwegs war. Seit Jahren hatte sie ein Verhältnis mit Ronald Terryman, ihrem Chef bei Sprint Cars an der Eastern Avenue in Ilford im Osten Londons. Ron war ein kompakter, am ganzen Körper schwarz behaarter, zupackender Kfz-Mechaniker, der es gewohnt war, mit schwarzen Fingernägeln bei seiner innig geliebten Mutter die Mittagsmahlzeit einzunehmen; seine Ehefrau kam erst abends von ihrem Bürojob in der City zurück. Er war zehn Jahre älter als Melinda. Genau vor drei Jahren hatte sie bei ihm als Bürokraft zu arbeiten begonnen, ein halbes Jahr später hatte Ron ihr am späten Vormittag das Höschen runtergezogen und sie auf dem ohnehin ziemlich leeren Schreibtisch genommen, wofür sie ihm dankbar war.
Das war im Januar gewesen, und Alan hatte es bald mitbekommen, dass Melinda ihre sexuellen Wünsche nun weitgehend anderswo, vermutlich mit Ron, befriedigte. Es wurde aber nie darüber gesprochen, Alan machte ihr nur Vorwürfe, sie sei so viel weg und vernachlässige die Kinder. Es sei doch auch gefährlich, wenn sie so spätabends noch unterwegs sei.
Er wollte sich nicht eingestehen, dass die Ehe aus war. Nach einigen Monaten suchte er zusammen mit seiner Mutter Rons Ehefrau auf und unterrichtete sie von der «Affäre». Beendet war diese damit jedoch nicht, sodass Alan schließlich nach einem Jahr die Familienwohnung an der Wanstead Park Road in Ilford verließ und zurück zu seinen Eltern zog.
Er bemühte sich aber weiterhin um Melinda und versuchte immer wieder, sie zur Rückkehr zu bewegen. Die drei Kinder kamen ihn regelmäßig besuchen im Haus der Oma. Er bedrängte ihre Schwester und andere Verwandte, mit Melinda zu reden. Oft stand er mit seinem Auto vor ihrer Haustür, übernachtete sogar im Auto, trotz des Lärms, der von der parallel verlaufenden Autobahn kam. So bekam er auch häufig genug mit, dass Ron vor allem freitags bei Melinda und den Kindern übernachtete, konnte sehen, wie er ankam oder dass sein Auto dastand oder wenn Melinda und Ron morgens zusammen aus der Haustür traten.
Ein Jahr nach seinem Auszug entführte Alan die beiden jüngeren Kinder, Moses und Vicky, und hielt sie in einem Lieferwagen fest, den er ansatzweise in einen Wohnwagen verwandelt hatte. Als Melinda daraufhin zur Polizei ging, rückte er die Kinder nach zwei Tagen wieder heraus. Sie beantragte anschließend das alleinige Sorgerecht, die Kinder der beiden anderen Männer hatte er ohnehin nicht adoptiert, auch wenn diese nach der Heirat seinen Nachnamen angenommen hatten.
Melinda war es nun endgültig leid gewesen mit Alan; sie drängte Ron zur Trennung von seiner Frau, aber der ließ sich Zeit. Was er ihr nicht sagte: Es steckte auch einiges Geld seiner Ehefrau in der Werkstatt. Außerdem hatte er vier Kinder mit ihr, die etwas älter waren als Melindas, aber noch keineswegs erwachsen. Dennoch sah sich Melinda gemeinsam mit Ron Häuser in der Gegend von Becontree an, wo
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