Mord
hatte gesagt, wahrscheinlich wäre der Termin mit dem Chef am frühen Nachmittag. Alan könnte jetzt ganz woanders sein und seinem neuen Chef die Hand schütteln. Aber er ging mit Melinda in ein Café, wo sie heißes Wasser trank und er eine Cola.
Als sie um 4 Uhr nachmittags wieder im Hotel waren, verschwand Melinda gleich ins Bad. Vielleicht musste sie sich übergeben, Alan traute sich nicht zu fragen, über so was sprach sie nicht. Melinda kam zurück ins Zimmer, sagte, sie gehe heute nicht mehr weg, zog sich aus bis auf den Tangaslip und dann ein kurzes Nachthemd an. Alan saß noch eine Weile im Sessel am kleinen runden Tisch und las in seinem Deutschbuch. Doch bald legte er es beiseite, zog sich ebenfalls Hemd und Hose aus und legte sich zu Melinda. Sie drehte ihm den Rücken zu, der frei war, weil sie Arme und Beine um die Bettdecke geschlungen hatte. Alan drückte sich an sie, an ihre weiche warme Haut, streichelte mit der rechten Hand ihre Oberschenkel und die Pobacken. Melinda knurrte etwas unwillig, rührte sich aber nicht. Alan streichelte weiter, langsam, vorsichtig. Gestern, am frühen Abend, bevor sie in den Pub gegangen waren, hatten sie das letzte Mal Sex gehabt, sie hatte ihn geritten, und er war mit einem gedehnten Knurren in ihr gekommen. Seitdem sie sterilisiert war, mussten sie nicht mehr aufpassen. Jetzt aber, so dachte er sich schon, war ihr Kater wohl ein kleines Hindernis, andererseits konnte er aber auch an nichts anderes denken. Er fuhr mit den Fingerspitzen den Tangastring zwischen ihren Pobacken auf und ab und dann weiter nach vorn, wo das Fleisch unter dem Tanga weich wurde und nachgab. Aber Melinda schob seine Hand beiseite. Er zog sich zurück, streichelte wieder ihre Schenkel, ihren Rücken und ihren Nacken, ging erneut sanft zwischen ihre Beine. Ärgerlich sagte Melinda: Lass mich, und wickelte sich in die Bettdecke. Alan ließ los, drehte sich auf den Rücken, lag einige Minuten regungslos da und starrte an die Zimmerdecke, eine weiße Raufasertapete. Er dachte an seine Mutter und die Royal Navy und an die verpasste Chance mit Harold. Dann stand er vorsichtig auf, um seine Frau nicht zu stören, und zog sich ein rotes T-Shirt an.
Melinda aber schlief nicht, sie dachte an Ron, ob er vielleicht etwas geklärt hatte und sie ihn vielleicht irgendwie anrufen könnte, ohne dass Alan es merkte. Sie dachte an die Kinder, die sich hier nie wohlfühlen würden, und an das ganze Geld, das sie völlig nutzlos in diesem Scheißland verplemperten, und dass sie nach Hause wollte, heim, heim, so schnell wie möglich. Und dann tschüs, Alan. Sie hatten es versucht, jetzt wussten sie Bescheid, das war wohl nichts. Was sollte sie mit einem solchen Mann, und dann auch noch im Ausland, wo die Autos alle auf der falschen Seite fuhren?
Melinda war gerade eingeschlafen, als Alan laut sagte: «Ich geh dann mal los und rufe Harold an.» Er hatte eigentlich gehofft, Harold am Abend im Pub zu sehen und das versäumte Vorstellungsgespräch ausbügeln zu können. Wenn Melinda nun aber nicht mehr ausgehen wollte, musste er Harold wenigstens anrufen, um seine Chance zu wahren.
Melinda fuhr hoch. Was wollte der Kerl? Sollte das hier denn ewig weitergehen? Wann kapierte er endlich mit seiner Eselsgeduld, dass es aus war, vorbei, over, tilt? Sie rollte sich übers Bett auf Alans Seite, der neben dem Bett stand, sprang auf, packte ihn am Hals, schüttelte ihn und beschimpfte ihn als Idioten, der gar nichts kapierte und sich von jedem hergelaufenen Ami verarschen ließ. Sie stand mit den Füßen auf dem Bett und war trotz ihrer 158 Zentimeter jetzt größer als er. Alan sagte: «Es ist genug, hör auf!» Immer wieder sagte er das. Wie ein Judoka zog Melinda ihn mit ihren 54 Kilogramm auf das breite Doppelbett, sodass er zunächst auf ihr zu liegen kam, rollte sich dann unter ihm weg, setzte sich auf ihn und schlug mit ihren Fäusten auf seine Brust, kratzte seinen Hals, ohrfeigte ihn und schrie immer wieder: «Idiot! Du Nichts! Du gottverdammtes Nichts!» Alan spürte Schmerz, er wusste nicht wo, er sagte: «Nimm dich doch zusammen! Mel! Nimm dich zusammen!» Melinda schlug weiter auf ihn ein, und Alan sagte: «Kannst du dich jetzt endlich beruhigen?»
Irgendwann sprang Melinda auf ihrer Seite aus dem Bett, und Alan machte ohne jede Überlegung auf seiner Seite dasselbe, er wollte nicht mehr auf dem Rücken daliegen. Beide standen sich an den Seiten des Bettes gegenüber und sahen sich schnaufend an. Mels
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