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Morddeutung: Roman (German Edition)

Morddeutung: Roman (German Edition)

Titel: Morddeutung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jed Rubenfeld
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Teil von ihrer Schwester waren. Er wollte sehen, wie Freud angesichts der Leichen in seinem eigenen Keller darauf reagieren würde. Das waren natürlich nur Kleinigkeiten, doch sie hatten das Fundament gelegt für die viel weiter gehende Verstellung, die seit seiner Ankunft in Amerika notwendig geworden war.
    Das Mittagessen in Jelliffes Club verlief sehr erfreulich. Neun oder zehn Männer saßen um einen ovalen Tisch. Neben kenntnisreicher wissenschaftlicher Konversation und hervorragendem Rotwein gab es eine kräftige Prise gepfefferten Humor, an dem Jung stets Gefallen fand. Hauptzielscheibe des Spotts waren die Befürworterinnen des Frauenwahlrechts. Einer der Männer stellte die Frage, ob jemand schon einmal eine Suffragette kennengelernt hatte, mit der er gern ins Bett gegangen wäre. Ein überwältigendes Nein erschallte. Jemand sollte diese Damen davon in Kenntnis setzen, bemerkte ein anderer Herr, dass das Ertrotzen des Stimmrechts noch lange nicht bedeutete, dass jemand mit ihnen schlafen würde. Alle waren übereinstimmend der Meinung, dass die beste Kur für Frauen, die das Wahlrecht forderten, darin bestand, es ihnen ordentlich zu besorgen; diese Behandlung war allerdings eine so unappetitliche Aussicht, dass man ihnen wohl lieber das Stimmrecht geben sollte.
    Jung war in seinem Element. Einmal wenigstens musste er nicht verbergen, wie wohlhabend er war. Es gab keinen Zwang, die eigene Abstammung zu verleugnen. Nach dem Essen begaben sich die Clubmitglieder in einen Rauchersalon, wo das Gespräch bei einem Glas Cognac fortgesetzt wurde. Allmählich lichteten sich die Reihen, bis Jung nur noch mit Jelliffe und drei älteren Männern zusammensaß. Einer der Herren machte ein fast unmerkliches Zeichen, woraufhin sich Jelliffe unverzüglich zum Gehen erhob. Jung stand ebenfalls auf in der Annahme, dass es auch für ihn an der Zeit war, sich zu verabschieden. Doch Jelliffe teilte ihm mit, dass die drei Herren eine kurze Unterredung mit Jung wünschten und dass er anschließend von einem Wagen abgeholt werde.
    Genau genommen war Jelliffe gar kein Mitglied dieses Clubs. Allerdings strebte er danach, es zu werden. Die Männer, die über den Verein und seine Mitglieder bestimmten, waren die drei im Rauchersalon. Von ihnen hatte Jelliffe den Auftrag erhalten, Jung zum Mittagessen mitzubringen.
    »Setzen Sie sich doch wieder, Dr. Jung.« Der Mann, der Jelliffe entlassen hatte, deutete mit einer eleganten Hand auf einen bequemen Sessel.
    Jung versuchte sich an den Namen des Herrn zu erinnern, aber er war so vielen Leuten vorgestellt worden, und Wein zu Mittag war so ungewohnt für ihn, dass es ihm nicht gelang.
    »Ich heiße Dana«, half ihm der Mann, dessen dunkle Augenbrauen sein silbernes Haar zum Leuchten brachten. »Charles Dana. Ich habe gerade mit meinem guten Freund Ochs von der New York Times über Sie geredet, Jung. Er möchte einen Artikel über Sie bringen.«
    »Einen Artikel?«, fragte Jung. »Ich verstehe nicht.«
    »In Zusammenhang mit den Vorlesungen, die wir nächste Woche für Sie an der Fordham University arrangiert haben. Er möchte ein Interview mit Ihnen führen. Und er schlägt eine Kurzbiografie vor: zwei ganze Seiten. Das wird Sie berühmt machen. Ich wusste nicht, ob Sie Interesse daran haben. Da habe ich ihm versprochen, Sie zu fragen.«
    »Also«, stammelte Jung, »ich … ich …«
    »Es gibt nur ein Hindernis. Ochs hat Angst, dass Sie Freudianer sein könnten. Er will nicht, dass seine Zeitung in Zusammenhang gebracht wird mit einem … mit einem … Nun, Ihnen ist ja bekannt, was über Freud erzählt wird.«
    »Ein degenerierter Sexfanatiker«, warf der beleibte Mann rechts von ihm ein und strich sich über seine buschigen Koteletten.
    »Glaubt Freud wirklich an das, was er da schreibt?«, fragte der dritte Herr, der schütteres Haar hatte. »Dass ihn jede Frau, die er behandelt, verführen will? Oder das, was er über Exkremente schreibt – Exkremente, verdammt noch mal! Oder dass sich pedantische Männer analen Verkehr wünschen?«
    »Und was ist mit den Jungen, die ihre eigenen Mütter penetrieren wollen?« Ein Ausdruck äußersten Widerwillens lag auf dem Gesicht des korpulenten Herrn.
    »Und was ist mit Gott?« Dana stopfte energisch Tabak in seine Pfeife. »Das muss wirklich schwer für Sie sein, Jung.«
    Jung war sich nicht sicher, wie das gemeint war. Er gab keine Antwort.
    »Ich kenne Sie, Jung«, fuhr Dana fort. »Ich weiß, wer Sie sind. Ein Schweizer. Ein Christ. Ein Mann

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