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Morddeutung: Roman (German Edition)

Morddeutung: Roman (German Edition)

Titel: Morddeutung: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jed Rubenfeld
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erinnern sich, dass der Mörder Miss Riverford mit seiner eigenen Seidenkrawatte erwürgt hat. Er war schlau genug, um diese Krawatte vom Tatort zu entfernen. Aber er hat einen Fehler gemacht. Als er den Mord begangen hat, war seine Nadel an der Krawatte – eine Nadel, die sein geprägtes Monogramm trägt. Zufällig kam diese Nadel direkt auf der weichen, empfindlichen Haut am Hals des Mädchens zu liegen. Aufgrund des starken und anhaltenden Drucks hat sich das Monogramm in ihren Hals gebohrt, so wie sich zum Beispiel ein enger Ring in einen Finger gräbt. Dieser Abdruck, meine Herren, hält die Initialen des Mörders so eindeutig fest, als hätte er eine Visitenkarte hinterlassen – bloß spiegelbildlich. Der Buchstabe rechts ist ein umgekehrtes G , denn G ist die erste Initiale des Mannes, der Miss Riverford getötet hat. Der Buchstabe links ist ein umgekehrtes B , denn der Mann ist George Banwell. Jetzt wissen wir, warum er ihre Leiche entwenden musste. Er hat die verräterische Quetschung an ihrem Hals gesehen und wusste, dass ich sie irgendwann entschlüsseln würde. Aber er hat nicht vorausgesehen, dass ihm der Diebstahl der Leiche nichts nützen wird – wegen der Fotografie!«
    »Mr. Hugel, Sir?«, begann Detective Littlemore.
    Der Coroner stieß ein tiefes Seufzen aus. »Soll ich es noch mal erklären, Detective?«
    »Banwell war es nicht, Mr. Hugel«, erklärte Littlemore. »Er hat ein Alibi.«
    »Unmöglich«, rief Hugel. »Seine Wohnung liegt im selben Gebäude und sogar im selben Stockwerk. Der Mord ist am Sonntag zwischen Mitternacht und zwei Uhr morgens passiert. Falls Banwell eine Verabredung hatte, war er zu diesem Zeitpunkt sicher schon zu Hause.«
    »Er hat ein Alibi«, wiederholte Littlemore. »Und was für eins. Er war Sonntagnacht bis zum frühen Montagmorgen die ganze Zeit mit dem Bürgermeister zusammen – weit weg von der Stadt.«
    »Was?«, entfuhr es dem Coroner.
    »Ihre Argumentation weist im Übrigen noch einen anderen Fehler auf«, warf Riviere ein. »Sie sind vielleicht nicht so vertraut mit der Fotografie wie ich. Haben Sie diese Bilder selbst gemacht?«
    »Ja.« Hugel runzelte die Stirn. »Warum?«
    »Das sind Ferrotypieaufnahmen. Vollkommen veraltet. Sie haben Glück, dass ich überhaupt noch einen Vorrat Eisensulfat habe. Das Bild, das Sie damit erzeugen, spiegelt die Realität – doch im wahrsten Sinn des Wortes. Links ist rechts, und rechts ist links.«
    »Was?« Hugel war die Verblüffung anzumerken.
    »Ein Umkehrbild. Wenn also der Abdruck auf dem Hals des Mädchens die Umkehrung des Monogramms ist, dann ist die Fotografie die Umkehrung der Umkehrung.«
    »Eine doppelte Umkehrung?«, fragte Littlemore.
    »Ein doppeltes Negativ«, bestätigte Riviere. »Und ein doppeltes Negativ ist ein Positiv. Das heißt also, dieses Bild zeigt das Monogramm, so wie es tatsächlich aussieht, und keine Umkehrung davon.«
    »Das kann nicht sein.« Hugel klang eher verletzt als ungläubig, als hätten ihn Littlemore und Riviere absichtlich ins Unrecht gesetzt.
    »Aber es ist so, Monsieur Hugel.«
    »Dann ist das doch ein J «, bemerkte Detective Littlemore. »Der Typ heißt also Johnson oder so. Und was ist der erste Buchstabe?«
    Riviere spähte wieder durch die Lupe. »Sieht überhaupt nicht aus wie ein Buchstabe. Aber es ist vielleicht ein E , würde ich vermuten – oder nein, ein C .«
    »Charles Johnson«, sagte der Detective.
    Der Coroner stand nur reglos an seinem Platz und wiederholte: »Das kann nicht sein.«

     
    Schließlich hielt ein Taxi vor Brills Haus, und vier Männer – Freud, Brill, Ferenczi und Jones – kletterten heraus. Ich erfuhr, dass sie nach dem Mittagessen in ein Filmtheater gefahren waren und wilde Verfolgungsjagden zwischen Polizei und Gangstern genossen hatten. Ferenczi konnte über nichts anderes mehr reden. Er war, wie mir Brill berichtete, sogar mit einem Hechtsprung von seinem Stuhl geschnellt, als eine Lokomotive scheinbar direkt auf das Publikum zudampfte. Er hatte noch nie einen Kinofilm erlebt.
    Freud fragte mich, ob ich eine Stunde mit ihm durch den Park spazieren wollte, um ihm von Miss Acton zu erzählen. Nichts lieber als das, erwiderte ich, aber inzwischen hatte sich leider etwas anderes ergeben: Ich hatte unerfreuliche Nachrichten mit der Post erhalten.
    »Da sind Sie nicht der Einzige«, sagte Brill. »Jones hat heute Morgen ein Telegramm von Morton Prince in Boston bekommen. Er wurde gestern verhaftet.«
    »Dr. Prince?« Ich war

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