Mordgier
Milo aufgefordert, in Sachen Antoine Druck zu machen, aber es gab keine Anhaltspunkte, denen man hätte nachgehen können, abgesehen davon, Antoines Jugendfreunde ausfindig zu machen.
Beide blieben spurlos verschwunden. »In den letzten achtundvierzig Stunden sind zivile Einsatzwagen aus Hollywood an Wilson Goods Haus vorbeigefahren. Eindeutig niemand zu Hause, und St. Xavier beginnt sich Sorgen zu machen.«
»Vielleicht ist er richtig krank geworden und im Krankenhaus gelandet«, sagte ich.
»Haben wir überprüft. Nichts.«
»Der Coach hat das Spielfeld verlassen«, sagte ich.
»Komische Geschichte, nicht? Wie ich schon sagte, der Blödmann müsste nur mit uns zusammenarbeiten. Wäre das nicht was, wenn Antoines Tod sich als irgendeine gruselige Sache unter Jungs entpuppen würde?«
Als ich darüber nachdachte, wurde ich müde. Vielleicht lag es aber auch daran, dass ich in dem zellenähnlichen Hotelzimmer kein Auge zugetan und danach den sechsstündigen Flug in einer Knochen verbiegenden Stellung verbracht hatte.
Ich kippte meinen Kaffee herunter. Milo riss ein Päckchen Splenda auf, benutzte es aber nicht. »Good war zum Zeitpunkt von Antoines Verschwinden in dessen Alter. Hältst du einen Fünfzehnjährigen einer solchen Tat für fähig?«
»Sie sind nicht myeliniert.«
»Wer ist was nicht?«
»Myelin«, sagte ich. »Das ist eine Substanz, mit der Nervenzellen beschichtet sind. Sie spielt eine Rolle in der gedanklichen Verarbeitung. Teenager haben nicht so viel davon wie Erwachsene. Manche Leute denken, das sei ein guter Grund, jugendliche Straftäter nicht zu exekutieren.«
»In welchem Alter normalisiert sich das?«
»Das ist von Mensch zu Mensch verschieden. Manchmal erst im mittleren Alter.«
»Schlechter Lebenswandel dank Chemie«, sagte er. »Aber es geht hier nicht um einen blöden Mord aufgrund von niedrigen Impulsen. Das bringen Bandenmitglieder im Kindesalter die ganze Zeit fertig. Falls Good Antoine auf dem Gewissen hat, haben wir es mit einem Teenager zu tun, der gerissen genug ist, seinen besten Kumpel zu ermorden, es aalglatt zu vertuschen und als aufrechter Bürger weiterzuleben. Als Sargträger zu fungieren und sich die kleinen Augen auszuweinen.«
»Sich selber für moralisch zu halten und mit so einer üblen Sache zu leben wäre eine teuflische Last auf dem Gewissen, aber es gibt Leute, die das durchziehen. Good könnte allerdings auch einer dieser perfekt funktionierenden Psychopathen sein, der es verstanden hat, nicht in Schwierigkeiten zu geraten.«
»Und jetzt kommen ihn die Schwierigkeiten besuchen«, sagte er. »Also dreht er durch und kratzt die Kurve.«
»Vielleicht war Antoines Tod auch kein kalkuliertes Verbrechen. Zwei Kids albern herum, und irgendwas geht schrecklich schief. Good gerät in Panik und versteckt Antoines Leiche. Jetzt hat er fürchterliche Angst.«
»Vielleicht drei Kids. Antoines anderer Kumpel ist ein Junkie und Berufsverbrecher. Das könnte eine Selbstbestrafung sein.«
»Gordon Beverly hat gesagt, Maisonette hätte Familienprobleme und hätte einen Mordanschlag aus einem vorbeifahrenden Auto überlebt. Vielleicht waren seine Reserven nicht so stark wie die von Good.«
»Bradley verurteilt sich zu einem miserablen Leben, Wilson bekommt das Haus in den Hügeln. Vielleicht macht das aus Good einen wirklich kaltblütigen Scheißkerl … zum Teufel, es könnte doch ein vorsätzlicher Mord gewesen sein. Die Goods haben uns erzählt, dass Antoine mehr Abonnements verkauft hätte als alle anderen. Was ist, wenn diese kleinen Scheißkerle sein Geld einsacken wollten, und er wollte es nicht rausrücken?«
»Diese Firmen arbeiten normalerweise so, dass die Kids die Formulare einreichen und später bezahlt werden.«
»Okay, aber mein Gefühl sagt mir, dass irgendwas zwischen diesen drei Jungs passiert ist. Ich muss Mr. Good finden und anfangen, seine Illusionen zu zerstören, aber ich darf Mancusi und Shonsky nicht aus den Augen verlieren. Wo ich gerade von ihm spreche, Tony hat gestern Jean Barone angerufen und wollte wissen, wann Mamas Testament eröffnet wird.«
»Was hat sie ihm geantwortet?«
»Was ich ihr aufgetragen hatte: Die Mühlen der Justiz mahlen langsam. Er legte auf, ohne sich auch nur zu verabschieden. Wenn der Druck auf ihn erhöht wird, bringt ihn das vielleicht dazu, eine Dummheit zu begehen. Zum Beispiel sich mit demjenigen zu treffen, als den Dale Bright sich ausgibt.«
Er schnappte sich ein Gebäckstück, biss so energisch hinein,
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