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Mordgier

Mordgier

Titel: Mordgier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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Türschloss.
    Der Innenraum roch nach Schweiß, Tabak und Schweinefleisch. Drei Kartons mit bis zum Knochen abgenagten Rippchen teilten sich den Rücksitz mit einem Behälter, der Reste von gebratenem Reis enthielt, einer Ansammlung kleiner Plastikbecher, in denen süßsaure Sauce gewesen war, fettfleckiger Servietten, benutzten Feuchttüchern, einem Paar zerbrochener Stäbchen. Drei Dosen Red Bull waren zu Scheiben zusammengedrückt. In Milos Schoß lag eine Thermoskanne mit Tartanmuster.
    Sein Gesicht und sein Körper waren zu einer einzigen dunklen Masse verschmolzen. Als meine Augen sich angepasst hatten, erkannte ich, dass er sich umgezogen hatte: ein schwarzer Velourstrainingsanzug, ein Nylonschulterholster, in dem seine 9mm steckte, und neu aussehende Keds.
    »Schick.«
    Er nahm die Ohrstecker seines iPods heraus, schaltete den Apparat aus. »Hast du was gesagt?«
    »Nur hallo.«
    »Ich würde dir was zum Futtern anbieten, aber …«
    »Ich habe gegessen.«
    »Noch einen Salat für Großverdiener?«
    »Wir haben gekocht.«
    »Ein Mann des Volkes.«
    »Was hast du gerade gehört?«
    »Das Stereotyp des Gegenteils, nicht Judy oder Bette oder Liza oder Barbra. Rat mal.«
    »Doo, Wop.«
    »Beethoven. Die Eroica .«
    »Ein Mann von Klasse«, sagte ich.
    »Ricks iPod. Ich hab ihn aus Versehen genommen.«
    *
    Wir saßen eine Stunde da. Eine Streife aus Hollywood meldete sich. Kein Zeichen von Wilson Good.
    Um halb zwei ergriff die Langeweile der Observation von mir Besitz. Ich sagte mir, dass ich noch eine Stunde dranhängen und dann zum Schlafen nach Hause fahren würde, um meine Zeitzonen wieder auf die Reihe zu kriegen.
    Milo sagte: »Wo du schon mal hier bist. Gib mir einen Stoß, wenn irgendwas passiert.« Er schob den Schalensitz so weit zurück, wie er sich zurückschieben ließ, und senkte den Kopf auf die Rückenlehne. Zwanzig Minuten später erwachte er mit einem erschreckenden Gutturallaut und wilden Augen. »Wie viel Uhr ist es?«
    »Zehn vor zwei.«
    »Willst du selber ein Nickerchen machen?«
    »Nein danke.«
    »Willst du abhauen?«
    »Vielleicht bald.«
    »Langweilig«, brummte er. »Hab ich dir ja gesagt. Geh schlafen, mein Prinzlein.«
    »Muss schön sein, zur Abwechslung einmal recht zu haben«, sagte ich. »Wobei die Betonung auf einmal liegt.«
    »Ach du meine Güte, Schlafentzug bringt die bösartige Seite in dir zum -« Irgendwas zu seiner Linken veranlasste ihn, sich abrupt umzudrehen.
    Ich folgte seinem Blick und sah nichts. Dann ging die Tür von Tony Mancusis Haus auf. Als ob Milo es gerochen hätte.
    Ein Mann trat auf die Straße. Hängende Schultern, pummelig, schlurfender Gang.
    Tony Mancusi ging in südlicher Richtung zu seinem Toyota, stieg ein und fuhr los in Richtung Sunset.
    Milo kurbelte das Fahrerfenster herunter und schaute zu. Mein Blickfeld war zum größten Teil durch parkende Wagen versperrt, aber ich konnte die Zwillingsflecken der Rücklichter in zwanzig Meter Entfernung sehen.
    Mancusi fuhr bis zur nächsten Querstraße und rollte an einem Stoppschild vorbei.
    »Das erste Vergehen«, sagte Milo und ließ den Motor an. »Dem hoffentlich weitere folgen werden.«
    *
    Der Toyota fuhr auf dem Sunset nach Westen, vorbei am Western Pediatric Medical Center und weiter durch die Hospital Row. Um diese Uhrzeit war der Boulevard bis zur Vine verlassen, wo das nächtliche Stadtbild von Gammlern, Drogensüchtigen und Billiglohnarbeitern geprägt wurde, die auf ihre Busverbindung warteten.
    Das geringe Verkehrsaufkommen bedeutete, dass Milo ein gutes Stück hinter dem Toyota bleiben musste, aber es verwandelte Mancusis Rücklichter auch in Leuchtfeuer. Die Neonschrift am Lagerhaus eines großen Büroausstatters erhellte einen roten Saucenklecks, der seinen Mundwinkel verzierte. Wenn man die schwarzen Haare und die graue Haut hinzunahm, hatte man Dracula mit einer Schwäche für ungesättigtes Fett.
    Mancusi erwischte an der Highland eine rote Ampel, setzte gesetzwidrig zurück und wechselte auf die linke Abbiegespur.
    Milo murmelte: »Tony, Tony«, und blieb einen halben Häuserblock hinter ihm.
    Der grüne Pfeil blinkte, und Mancusi bog in einen dunklen Parkplatz auf der Ostseite der Avenue ab. Schaltete die Scheinwerfer aus, während er den Wagen neben einer Imbissbude mit verschlossenen Läden ausrollen ließ.
    Milo machte die Lichter des Camaros aus und schaute von der anderen Seite der Highland aus zu.
    Ein riesiges gemaltes Schild auf dem Dach der Imbissbude zeigte ein

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