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Mordgier

Mordgier

Titel: Mordgier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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reisen.«
    »Wohin?«
    »Durrch die Welt. Als wäre sie ein grroßes Land. Ich hab gesagt: ›Djale, die Welt ist nicht ein Land, sie ist kleine Kisten von Leuten, die einander umbringen, und niemand mag irgendjemand, der anders ist. Willst du nach Weißrussland fahren und sehen, warum ich da weggegangen bin?‹ Er sagte: ›Nein, Sonny, ich meine die grroßen Städte. Paris, London, Rom.‹ Ich hab ihn gefrragt, warrum er nie in die grroßen Städte gefahrren ist, als er in Deutschland war, als Captain. Er sagte, er hätte in der Army zu viel zu tun gehabt. Aber vielleicht war er gar nicht in Deutschland, wie?«
    »Das wäre meine Vermutung«, erwiderte ich.
    »Alles Lügen«, sagte sie. »Okay, das ist keine grroße Überraschung.«
    »Haben Sie irgendwelche Fotos von ihm?«
    »Ich hebe keine Andenken auf.«
    Ich fragte nach einer äußeren Beschreibung. Das Bild, das sie malte - groß, kräftig, kahl -, passte zu allem, was Roland Korvutz gesagt hatte.
    »Brraune Augen«, fügte sie hinzu. »Sanfte Augen. Manchmal trrug er eine Brrille, manchmal Kontaktlinsen.«
    »Das hört sich vielleicht komisch an, aber hat er jemals Frauenkleidung getragen?«
    »Nicht auf der Straße.«
    »Sie finden die Frage nicht überraschend?«
    »Bei Dark Nose war eine der jungen Frrauen - sie spielte Systema - groß, Konfektionsgröße sechzehn, achtzehn. Dann und wann machte Djale seine Späße.«
    »Über ihre Größe?«
    »Nein, nein, die Kleider. Er zog sie an, dann eine Perücke, und sprach mit einer hohen Stimme. Sehr lustig.«
    »Er hat rumgeblödelt.«
    »Was, ist er in der Richtung verdreht?«
    Ich zuckte die Achseln.
    »Ist das ein unheimlicher Sexmord?«
    »Schwer zu sagen, was es ist.«
    »Oh Mann … ich nehme an, ich habe Glück gehabt. Djale war immer nett zu mir, aber wer weiß? Ich bin jetzt müde, Ah-lex. Zu viel Gerede.«
    Sie brachte mich zur Tür, beugte sich vor und küsste mich, umgeben von einer Vanillewolke, auf die Wange.
    Ich dankte ihr noch einmal.
    »Warum nicht?«, sagte sie. »Vielleicht komme ich eines Tages nach Kalifornien.«

25
    »Hat der Chief etwas für sein Geld bekommen?«, fragte ich Milo.
    »Das lasse ich dich wissen, wenn ich mit ihm geredet habe.«
    »Wann ist das?«
    »Wenn der Palast ruft.«
    Siebzehn Uhr, düsterer Himmel, dicke Luft in L.A. Wir saßen in einem Café am Santa Monica Boulevard, das für Omelettes in der Größe von Kanaldeckeln bekannt war. Kaffee für mich und Kaffee und ein Teller mit Zimtgebäck für ihn. Vor zwei Stunden hatte er ein spätes Mittagessen im Restaurant Moghul beendet. Eine interessante Mischung aus Kreuzkümmel und seinem Verdauungszigarillo hing in seiner Kleidung.
    Bevor ich gestern Abend ins Bett gegangen war, hatte ich ihm eine Nachricht auf Band gesprochen, eine Zusammenfassung dessen, was ich in New York erfahren hatte. Ich hatte nichts von ihm gehört, weil er Tony Mancusi bis Sonnenaufgang überwacht hatte.
    Er rieb sich die Augen. »Dale hat die Safrans umgebracht … Okay, ich hab was für mein Geld bekommen, lass mich deinen nicht gegessenen Hundertdollarteller Kopfsalat bezahlen.«
    »Vierzig Dollar«, sagte ich. »Kopfsalat und Jakobsmuscheln.«
    »Jippie-jei.«
    Ich war seit mittags wieder zurück. Er war bis sechzehn Uhr nicht zu erreichen gewesen. Hatte Gilbert Chacon auf dem Mietwagen-Parkplatz von Prestige einen erneuten Besuch abgestattet und Chacon das Geständnis abgerungen, dass er zu spät zur Arbeit gekommen war, festgestellt hatte, dass die Kette eingehängt war, das Vorhängeschloss aber fehlte, schnell zu Rite Aid an der Canon gefahren war und die billige Drugstore-Version gekauft hatte, die uns aufgefallen war.
    »Glaubst du, es steckt mehr dahinter?«, fragte ich.
    »Dass jemand ihn bestochen hat, das Schloss offen zu lassen? Ich glaube nicht. Er hat angeboten, einen Lügendetektor-Test zu machen, hatte mehr Angst davor, seinen Job zu verlieren, als wegen Beihilfe belangt zu werden.«
    »Egal wie es passiert ist, wer das Schloss geknackt hat, hat es auch behalten.«
    »Aus Sentimentalität.«
    *
    Nachdem er Chacon verlassen hatte, hatte er an einer Konferenzschaltung mit texanischen Behörden und Detectives aus sechs Städten teilgenommen, in denen Cuz Jackson Gräueltaten begangen zu haben behauptete. Drei Sackgassen, eine unwahrscheinliche, zwei mögliche.
    Plus Antoine Beverly, ein großes Fragezeichen.
    Die Nadel-und-Bahre-Leute im Lone-Star-Staat wollten die Angelegenheit ins Rollen bringen. Das Büro des Chiefs hatte

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