Mordgier
Nicht so groß wie Sie, Sir.«
»Kräftig gebaut?«
»Schwer zu sagen mit diesen Kleidern. Ich spreche von Tweed , und es war warm. Wie … wie … bei einer dieser Film-Omas, wo die Oma ein kaltschnäuziges WASP-Biest ist. Strümpfe mit Nähten in der Mitte.«
»Wie alt?«
»Er hat einen auf Muttchen gemacht, das ganze Make-up, die graue Perücke. Hätte dreißig sein können, hätte fünfzig sein können. Eine Menge von ihnen macht das, macht einen auf Komm zu Oma . Wie bei Essen, das als Trost dient, wissen Sie? Falls es jemanden tröstet, eine Oma zu haben, die sich die Beine nicht rasiert und ein Gesicht wie ein Klodeckel hat - wo sind wir hier? So weit bin ich noch nie gewesen.«
Wir waren zwei Meilen nach Osten von ihrem Revier entfernt.
Als wir uns der Rodney näherten, sagte Milo: »Kumpel, warum biegst du nicht ab?«
Ich fuhr an Tony Mancusis Haus vorbei. Milo beobachtete Tashas Gesicht. Sie schien zu schlafen.
Als ich nach links auf den Sunset einbog, sagte ich: »Das ist irgendwie interessant, Tasha. Tony beklagt sich über seine Mutter einem Mann gegenüber, der versucht, wie eine Mutter auszusehen.«
»Hey«, sagte Tasha. »Daran hab ich noch gar nicht gedacht.«
»Wie heißt dieser Mann?«, fragte Milo.
»Falls ich das wüsste, würde ich es Ihnen sagen, Sir, ganz bestimmt.«
»Groß, dreißig bis fünfzig. Geben Sie mir mehr Details.«
»Hässlich, Sir. Geschwollenes Gesicht, eine rote, glänzende Nase, als würde er den ganzen Tag und die ganze Nacht trinken … eine Brille. Rosafarbene Plastikbrille. Mit Rheinkieseln. Eine Muttchen -Brille - ach ja, Klarlack auf den Nägeln.«
»Augenfarbe?«
»Weiß nicht, Sir. Das ist so lange her, hässlich ist alles, woran ich mich wirklich erinnern kann. Hatte es darauf angelegt, wissen Sie? Eine graue Perücke wie ein Spüllappen, ein zweiteiliges Tweedkostüm, ganz ausgebeult und schwer - mit grünem Samt eingefasst.« Ein würgendes Geräusch. »Schuhe, mit denen man in Matsch treten konnte, ohne dass es jemandem auffällt. Als ob ein Schultertuch das alles rausreißen könnte.«
»Er trug ein Schultertuch?«
»Das einzige hübsche Teil des ganzen On -sombels«, sagte Tasha. »Violettig, hin-rei-ßend. Louie Vieh-tong. Was für eine Verschwendung.«
*
Während ich die Fahrt durch East Hollywood fortsetzte, nach Silver Lake und Echo Park hinein, versuchte Milo, weitere Details über Tony Mancusis Zuhörer herauszuholen, ohne Erfolg. Die Lichter von Downtown tauchten auf.
Tasha gähnte.
Milo sagte: »Hier ist ein Bild von einem Mann, den wir kennen.«
»Ein haariger Bär«, sagte Tasha.
»Könnte er der Wannaboo sein?«
»Wenn Sie ihn mit einer Haarschneidemaschine behandeln, könnte ich es Ihnen vielleicht sagen.«
»Versuchen Sie, an den Haaren vorbeizusehen.«
»Tut mir leid, Sir, ich will Ihnen die Wahrheit sagen. Zu viel Haartracht.«
»Hatten Sie den Eindruck, dass sich Tony und Tweed schon vor der Party kannten?«
»Tweed, hey, ja, das sollte sein Name sein. Ich hatte ihn und Tony noch nie zuvor gesehen - und ihn nie danach. Bin nie wieder zu einer Party dort oben gegangen. Weil mir mein süßer alter Anwalt geraten hat, es nicht zu tun. Wollte mich ganz für sich haben, wenn er in der Stadt ist. Hat das mit le monnee untermauert. Macht er immer noch.«
»Aber Sie haben nach wie vor Zeit für Tony.«
»Zu viel freie Zeit ist nicht gut, Sir. Nichts ist umsonst.«
»Worauf steht Tony?«
»Dass ihm alles leidtut.«
»Er sich selbst?«
»Das auch, Sir, aber ich meinte, dass er sich entschuldigt.«
»Wofür?«
»Für alles«, sagte Tasha. »Meine Zeit in Anspruch zu nehmen. Er kommt rein und will, was er haben will, und nachdem er es bekommen hat, ist er down und runzelt die Stirn, sagt, er sollte das nicht tun, er wäre wirklich nicht so.«
»Und streitet ab, dass er schwul ist.«
»Nach Tonys Ansicht ist er alles andere als schwul. Wenn man ihn schwul nennt, wird er missmutig. Er denkt sich, dass er mich mag, weil ich ein Mädchen bin, er mag nur Mädchen.«
»Wie oft trifft er sich mit Ihnen?«
»Das Häufigste war einmal im Monat, Sir. Dann hörte es auf. Heute Nacht war das erste Mal seit ungefähr … drei Monaten? Könnten wir zurückfahren? Bitte? Ich kenne diesen Teil der Stadt nicht, und ich bin nicht gerne, wo ich mich nicht auskenne.«
»Klar«, sagte Milo.
Ich fand eine Einfahrt und wendete.
»Vielen Dank, Sir. Kann ich meinen kleinen Helfer zurückhaben?«
»Übertreiben Sie es nicht«, sagte Milo.
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