Mordgier
»Also ist Tony mit sich im Zwiespalt.«
»Nennen Sie es, wie Sie wollen, Sir. Bevor sie kriegen, was sie wollen, sind sie ganz hungrig. Dann ist es vorbei, knall bumm zack, und es ist so, als würde tief in ihnen ein Licht brennen, und sie sehen etwas, das ihnen nicht gefällt. Bei einem Neuling weiß man nie, wie er mit diesem Licht umgeht. Das ist der Grund, warum ich meinen Helfer brauche.«
»Das Vortäuschen geht nur bis zu einer gewissen Grenze«, sagte Milo.
»Da haben Sie Ihr Fantasyland. Ist Tony wirklich ein Bösewicht?«
»Wissen wir noch nicht.«
»Ist der Wannaboo ein Bösewicht? Sie stellen all diese Fragen über ihn.«
»Wir sammeln nur Informationen, Tasha.«
»Ist jemand umgebracht worden? Ich lebe auf der Straße, ich muss Bescheid wissen, Sir.«
»Tonys Mom.«
» Nein! Mir ist aufgefallen, dass Tony heute Nacht ein bisschen neben der Kappe war. Aber er hat nichts gesagt.«
»Inwiefern neben der Kappe?«
»Er hat sich umgeschaut, als wären überall Feinde. Hat an einer Stelle geparkt, die früher problemlos war, und wurde jetzt paranoid, es wäre zu leicht einzusehen, ist zu einer anderen Stelle weitergefahren, und immer noch hypernervös. Könnte er das verbrochen haben? An seiner Mama ?«
»Was glauben Sie?«
»Ich meine … ich bin sprachlos.«
»Seine Mutter wird ermordet, und er erwähnt es nicht mal«, sagte Milo.
»Kein Wort«, murmelte Tasha. »Neben der Kappe, wie ich sagte, aber dann nur das Übliche.«
»Soll heißen?«
»Bumm bumm bumm. Dann wurde er ganz still. Dann die Entschuldigungen .«
28
Als wir zwei Häuserblocks nördlich von Gordito’s waren, sagte Tasha: »Lassen Sie mich hier raus, Sir.«
Milo gab ihr die Handtasche wieder, und wir sahen zu, wie sie auf der Highland entlangstolzierte. Ein anderer Transvestit, der in der Nähe einer Telefonzelle herumlungerte, winkte ihr zu. Tasha nickte kaum merklich und ging weiter.
»Wannaboo«, sagte ich, während ich losfuhr. »Muss mir entgangen sein.«
»Dir ist nichts entgangen«, erwiderte Milo. »Das hat sie erfunden. Wie viel von ihrer Geschichte glaubst du?«
»Falls sie lügen wollte, hätte sie auf nichts davon eingehen müssen.«
»Tweed«, sagte er. »Will einfach ein hilfreicher Mensch sein.«
»Falls Korvutz mir reinen Wein eingeschenkt hat, ist er Bright zweimal begegnet, und Bright hat freiberuflich einen Doppelmord begangen, ohne darum gebeten worden zu sein. Das ist ein Prinz, der es liebt, lose menschliche Fäden durchzuschneiden.«
»Tony ist schwach. Ich muss allmählich darüber nachdenken, wie ich ihn knacke. Wie kriege ich ihn in mein Büro?«
»Seine Mutter hat Visitenkarten von Leuten gesammelt, die Dienstleistungen anbieten. Sag ihm, du hättest ihren Mord mit einer Bande von Betrügern in Verbindung gebracht, die älteren Hausbesitzern Modernisierungsmaßnahmen vorschlagen, und hättest ein paar Verbrecherfotos, die er sich ansehen sollte. Und während du das machst, könntest du ihm irgendwann sogar Brights Führerscheinfoto zeigen, den Namen fallen lassen und sehen, wie er reagiert.«
»Kreativ … Okay, fassen wir einen Besprechungstermin zum weiteren Vorgehen für neun Uhr ins Auge - besser für halb zehn. Sobald wir das Drehbuch fertig haben, rufe ich Tony an und bitte ihn, auf dem Revier vorbeizukommen.«
*
Am nächsten Morgen trank ich um Viertel nach neun starken Kaffee in Milos Büro, während er einen neuen Stapel mit Nachrichtenzetteln durchwühlte.
Das Büro für Bewährungshilfe war nicht in der Lage gewesen, Bradley Maisonettes Aufenthaltsort festzustellen, und »setzte eine Untersuchung in Gang«.
Wilson Good war immer noch nirgendwo zu finden, und die St. Xavier High war »äußerst besorgt«. Goods Assistenztrainer, ein Mann namens Pat Crohan, hatte versucht, Andrea Good telefonisch an ihrem Arbeitsplatz bei einer Firma für grafisches Design zu erreichen. Mrs. Good hatte unvermittelt vor vier Tagen gekündigt.
»Der Coach und seine Gattin haben sich aus dem Staub gemacht«, sagte Milo.
»Sie haben einen Hund«, sagte ich. »Wenn sie sich langfristig absetzen wollen, haben sie ihn mitgenommen. Wenn sie sich nur temporär absondern wollen und ihre Alternativen abwägen, haben sie ihn vielleicht irgendwo untergebracht. Möchtest du, dass ich das herauszufinden versuche?«
»Klar doch … verdammter Fall, sechzehn Jahre … zwei von Gordon Beverly, der sich nur mal melden wollte … das Büro des Chiefs möchte in drei Tagen ein Treffen zu allen laufenden
Weitere Kostenlose Bücher