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Mordgier

Mordgier

Titel: Mordgier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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seiner Hose abzuwischen. Was hat das zu bedeuten?«
    »Das könnte ein Zeichen von Verachtung sein«, sagte ich.
    »Angesichts der verletzten Arterien muss es völlig unmöglich gewesen sein, keine Blutspuren im Wagen zu hinterlassen.«
    »Wenn er die offensichtlichen Flecke beseitigt hat und die Firma den Benz dampfreinigen lässt, kann ihm nichts mehr passieren.«
    »Mit Verachtung bin ich absolut einverstanden«, sagte er. »Hier war jede Menge Wut im Spiel. Die Frage ist, was hat eine dreiundsiebzigjährige pensionierte Lehrerin getan, um das zu provozieren?«
    »Menschen haben ihre Geheimnisse.«
    »Nun ja, bis jetzt sind keine von ihr ans Tageslicht gekommen. Das Haus war aufgeräumt, sauber, richtig großmütterlich.«
    Er zog seinen Teller näher zu sich heran und begann, sein Essen hinunterzuschlingen.
    »Heiße Wut, aber kühle Planung«, sagte ich. »Vielleicht war er beim letzten Mal nicht so sorgfältig.«
    »Was meinst du damit?«
    »Der Fleck in dem Bentley.«
    »Mit dem Bentley ist keine Leiche verbunden, Alex. Ich bin nicht bereit, die beiden Fälle miteinander zu verknüpfen.«
    Ich schwieg.
    »Ja, okay, es gibt Parallelen«, sagte er. »Gib mir einfach einen anderen Mord, der einen Zusammenhang herstellt, und erklär mir, wie so ein sorgfältiger Mann einen Blutfleck hinterlassen konnte.«
    »Es war dunkel, als er den Bentley zurückbrachte, und deshalb hat er ihn übersehen. Oder irgendwas machte ihn nervös, und er ist überstürzt aufgebrochen.«
    »Das ist schwach, Doktor.«
    »Eine andere Möglichkeit ist, dass er ihn absichtlich zurückgelassen hat.«
    »Noch eine Botschaft der Verachtung?«
    » Seht mal, womit ich ungestraft davongekommen bin. Vielleicht war der Bentley eine Probe für heute.«
    »Ein psychopathischer älterer Mitbürger, der gerne Spielchen spielt.« Er trommelte mit der Gabel auf den Tisch. »Oder der Bentley hat mit Mrs. Mancusi nichts zu tun.«
    »Oder das.«
    »Du glaubst es nicht.«
    »Du denn?«
    Er seufzte. »Ich habe nachprüfen lassen, ob es irgendwelche Berichte von Gewaltverbrechen während der Stunden gab, als der Bentley verschwunden war. Bis jetzt nichts.« Während er sich Linsen in den Mund löffelte, sagte er: »Jemand in dem Alter. Merkwürdig.«
    »Du weißt doch, was man behauptet. Siebzig ist die neue Fünfzig.«
    Er griff sich eine Hummerzange. »Und oben ist unten, und tief ist hoch.«
    »Falls eine Verbindung zum organisierten Verbrechen vorliegt«, sagte ich, »könnte das bedeuten, dass ein Team am Werk ist. Einer stiehlt den Wagen, gibt ihn an den Mörder weiter und ist anschließend zur Stelle, um beim Saubermachen zu helfen, fährt ihn vielleicht sogar zurück. Wenn der Mörder dann noch dafür sorgt, dass sein Kontakt mit den Vordersitzen auf ein Minimum beschränkt bleibt, würde der Zeitdruck reduziert.«
    »Eine mörderische Boxencrew«, sagte er. Er knackte die Zange am Gelenk und saß bewegungslos da, als nähme er das Geräusch in sich auf. »Die Goodfellas haben seit Mickey Cohen keine große Rolle mehr gespielt, aber im Valley und drüben in dem Videospielcenter am Canon Drive in Beverly Hills treiben sich ein paar Kredithaie herum.«
    »Der Canon ist auch in der Nähe vom Parkplatz der Mietwagenfirma.«
    »Das ist er.« Er zog ein Stück Hummerfleisch aus der Zange, steckte es in den Mund und wiederholte den Vorgang mit der anderen Zange. »Was meinst du, unsere nette kleine pensionierte Lehrerin hat eine dunkle Vergangenheit als Gangsterbraut?«
    »Oder ein heimliches Laster. Wie Glücksspiel.«
    »Sie hat es geschafft, so hohe Spielschulden auf ihre Rente anzuhäufen, dass man sie in Stücke schneidet? Das ergibt keinen Sinn, Alex. Das Letzte, was der Hai tun möchte, ist, die Elritze abzumurksen und alle Hoffnung auf Bezahlung aufzugeben.«
    »Es sei denn, der Hai hat es aufgegeben, das Geld einzutreiben«, sagte ich. »Oder sie hat gar nicht gespielt, sondern jemand anders, und man hat sie als warnendes Beispiel benutzt.«
    Ich beschrieb ihm den von Moskow bezeugten unfrohen Wortwechsel zwischen Mrs. Mancusi und dem blonden Mann, der nach Ansicht des Nachbarn ihr Sohn war.
    »Ein Streit«, sagte er.
    »Geld ist die häufigste Ursache von Konflikten. Vielleicht hat Junior Mom um Geld gebeten, und sie hat abgelehnt.«
    »Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Kredithai eine alte Lady nur deshalb abschlachtet, um ihrem Tropf von Sohn einen Riesenschreck einzujagen.«
    »Du hast vermutlich recht«, sagte ich. »Aber es ist eine neue,

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