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Mordgier

Mordgier

Titel: Mordgier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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»Hinten sind Knochen gebrochen, Milo. Wollen Sie mal fühlen?«
    Milo kniete sich neben sie, und sie führte seine behandschuhte Hand.
    »Oh, yeah«, sagte er. »Wie eine eingedrückte Eierschale.«
    »Jemand hat ihr einen heftigen Schlag verpasst«, erklärte Ponce. »Vielleicht um sie außer Gefecht zu setzen, bevor er sie erstach?« Sie schaute zu beiden Häusern hinüber. »Wenn man so nah an Privatgrundstücken ist, möchte man lieber keinen Lärm machen.«
    Milo stand auf. »Sie sollten Detective werden, Diana.«
    Sie grinste. »Wenn man der Glotze Glauben schenkt, bin ich schon einer.«
    Der Umschlag kam an. Ponce legte den Kopf ehrfürchtig wieder zurück, nahm das Schultertuch erneut in die Hand und entfaltete es. Ein durchscheinender Stoff; er wehte in der Brise.
    »Etikett von Louis Vuitton.«
    »Ich dachte, die machen Koffer«, sagte Milo.
    »Die machen alles, Lieutenant.« Ponce schaute die Seide bewundernd an. Die Brise frischte auf, und ein paar Erdkrümel glitten von dem Stoff herunter und fielen auf die Leiche. Ponce gab das Schultertuch weiter und benutzte eine Pinzette, um den Dreck zu entfernen.
    Milo sagte: »Kostet ein Vermögen, wurde aber hiergelassen.«
    Eine perfekte Vorlage für einen dieser Witze, die Cops und Forensiker manchmal erzählen, um den Schrecken abzumildern.
    Diesmal machte das niemand.
    *
    Zwei Fahrer des Leichenschauhauses wickelten die Leiche in Plastik ein und trugen sie weg. Wenige Augenblicke später ging auch Diana Ponce, und die Kriminalisten machten sich an die Arbeit.
    »Es wird Zeit, dass wir uns zu Monica Hedges aufmachen«, sagte Milo. »Du kannst mit deinem Wagen dorthin fahren, wenn du willst.«
    »Klar.«
    Ich folgte ihm zum Wilshire und bog links ab. An der Warner fuhr er rechts ran und gab mir ein Zeichen, es ihm nachzutun.
    »Mission abgebrochen. Bei den Hedges meldet sich niemand, und es ist nicht gerade die richtige Gelegenheit für eine Nachricht auf dem Anrufbeantworter. Fahren wir zu dem Laden, wo Kat gearbeitet hat. Du bist ein modebewusster Typ.«
    »Eigentlich nicht.«
    »Zu dumm«, sagte er. »Ich hatte gehofft, du könntest übersetzen.«
    *
    La Femme Boutique lag am San Vicente im Westen der Barrington, eingequetscht zwischen einem Kaffeegeschäft, das sich auf indonesische Bohnen spezialisiert hatte, und einem Friseursalon voller wunderschöner Köpfe.
    Das Geschäft hatte hohe Decken, war schmal und weiß, an den Wänden hingen uralte Absinthplakate, und der Boden war aus verwittert aussehendem bordeauxfarbenem Marmor. Die wenigen Möbelstücke waren schwer und viktorianisch, die Kleider im Schaufenster duftig, voller Rüschen und unterernährten Mannequins auf den Leib geschnitten.
    Kundinnen waren keine in Sicht. Milo und ich schritten durch einen schmalen Gang, der von überhohen Kleiderständern gesäumt war. Manche der Kleider und Tops waren mit Sale gekennzeichnet, was ihre Preise im dreistelligen Bereich ansiedelte.
    Edith Piaf aus der Stereoanlage, Made in France auf den Etiketten.
    Modedesigner, von denen ich noch nie gehört hatte, aber das hieß nichts.
    Er sagte: »Ich habe mir Kats Klamotten in ihrer Bude nicht so genau angesehen, aber es waren keine wie die hier. Sie hatte auch keine Schultertücher - hey, wie geht’s Ihnen?«
    An eine hohlwangige Brünette in einem Top aus schwarzer Spitze gerichtet, die hinter dem Ladentisch saß, Evian trank und InStyle las. Hinter ihr stand ein hohes Regal mit Badewannenspielzeug, Kerzen in Obstformen, Cremes und Gels, die die Sicherheitskontrolle in Flughäfen nicht überstehen würden.
    Sie stand auf und glitt um den Tisch herum, den Kopf zurückgeworfen, die Hüften voran, wie ein Model auf dem Laufsteg. Ungefähr dreißig, dunkle Augen mit starkem Lidschatten. Make-up so dick wie Tortenguss, welches die Aufgabe hatte, einen Teint zu kaschieren, der nicht viel besser als der von Milo war. Das schwarze Top war straff in eine cremefarbene Kalbslederjeans gesteckt.
    »Hey, ihr zwei. Möchte jemand ein Schlechtes-Gewissen-Geschenk kaufen, oder geht’s um einen Geburtstag?«
    Milo zog sein Revers zur Seite und enthüllte sein Abzeichen. »Polizei. Katrina Shonskys Leiche wurde gerade ein paar Meilen entfernt gefunden. Sie ist ermordet worden.«
    Hohle Wangen wurden aufgeblasen. Lider flatterten. »Oh mein Gott, oh mein Gott - Kat!«
    Sie knickte in den Knien ein. Ich ergriff ihren Ellbogen, brachte sie zu einem braunroten Samtdiwan. Milo schnappte sich ihre Wasserflasche und goss ihr ein paar

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