Mordgier
mexikanischer Mord sei - all der Tratsch über Drogen und Gangs.«
»Gab es dafür einen Grund?«
»Damals waren wir eine regelrecht rassistische Stadt. Mittlerweile sind die meisten Leute Mexikaner, und deshalb macht keiner mehr das Maul auf, außer ein paar von den älteren Cowboys, wenn sie in die Stadt kommen und ein paar Gläser zu viel trinken. Mein zweiter Mann war halber Mexikaner, und sie hätten die Blicke sehen sollen, die man mir zugeworfen hat. José war ein netter junger Mann.«
»Jünger als Leonora.«
»Anfang zwanzig. Und hübsch dazu.«
»Sie haben nie für möglich gehalten, dass er es gewesen sein könnte?«
»Er war der netteste junge Mann, dem Sie je begegnen würden, Doktor. Solche Muskeln. Nachdem sie sich getrennt hatten, sagte Leonora, sie wolle weiterhin mit ihm befreundet bleiben, es habe nur als Ehe nicht funktioniert. Wollen Sie meine Meinung hören? Sie waren nie mehr als Freunde, die ganze Hochzeit war vorgetäuscht, damit er sich legal hier aufhalten konnte.«
»Das hätte Leonora für einen Freund getan?«
»So ein Mensch war sie nun mal. Und José bekam seine Papiere, Leonora hat es mir erzählt, sie war ganz begeistert darüber. Kurz danach trennten sie sich, und José ging irgendwohin nach Süden, und das schien ihr nichts auszumachen. Was für ein Motiv sollte José auch gehabt haben, ihr etwas anzutun? Keiner von beiden hatte Geld in nennenswerter Höhe. Im Gegensatz zu Leonoras Familie. Die hatten jede Menge. Ich sage Ihnen, den Bruder sollten Sie sich mal vornehmen. Bragen hat wahrscheinlich gesagt, ich wäre eine verrückte alte Schachtel, die sich in alles einmischt, aber wenn er gegen mich in einem Intelligenztest antreten möchte, ich bin jederzeit bereit.«
Ich lachte.
»Meinen Sie, ich scherze?«, fragte sie.
16
Am nächsten Tag traf ich mich mittags mit Milo in den Hügeln über dem Sepulveda Pass.
Ein leeres Grundstück ungefähr eine Meile oberhalb der Stelle, wo Kat Shonskys Wagen gefunden worden war. Zwei Hundeführer von K-9 durchstreiften mit einem schokoladenbraunen Labrador und einem Border-Collie an der Leine das Gestrüpp zwischen zwei eleganten, modernen Pfahlbauten.
Schön gepflegte Hunde mit scharfen Augen. Beide mit einem speziellen Draht zu totem Menschenfleisch.
»Um deine nicht gestellte Frage zu beantworten«, sagte Milo, »dies ist einer der wenigen offenen, nicht eingezäunten Fleckchen hier im Umkreis. Was nichts heißen muss, sie könnte in Alhambra sein. Aber wir haben heute Morgen eine Meute Spürhunde an ihren Kleidern schnüffeln lassen und sie durch die ganze Gegend gejagt. In der ersten Stunde nichts, dann rannte einer von ihnen hierher und wurde ein bisschen aufgeregt.«
»Ein bisschen?«
»Er überlegte es sich anders und wirkte etwas zerstreut. Passiert öfter, als man denkt. Trotzdem sind wir besser gründlich. Also sind jetzt die Leichenhunde an der Reihe.«
»Wem gehört das Grundstück?«
»Den Eigentümerinnen der beiden benachbarten Häuser. Zwei mit Anwälten verheiratete Schwestern, die vorhaben, einen gemeinsamen Swimmingpool zu bauen. Derzeit machen sie zusammen in Südamerika Ferien, und zwar seit zwei Wochen.«
»Da hast du deine glückliche Familie«, sagte ich.
»Nicht so glücklich, wenn Lassie und Rin Tin Tin etwas mit Maden drin finden.« Seine Haut hing schlaff herunter, und seine Kleidung war so stark zerknittert, als hätte er mit einem Einbrecher gerungen.
»Hast du die Nacht durchgemacht?«, fragte ich.
»Tonys Wohnung in einem komatösen Zustand überwacht, bis ich um sieben Uhr rüber zu Kats Apartment gefahren bin. Das sah aus, als ob Martha Stewart gerade dort gefilmt hätte.«
»Moms geschickte Hand.«
»Ich habe trotzdem die Spurensicherung bestellt. Kein Beweis für eine Gewalttat oder einen Kampf, aber eine Sache, die Mom nicht gefunden hat, war eine Tüte Gras unten in einer Tamponschachtel. Keine Kreditkartenquittungen, was dazu passt, dass die gute Monica die finanzielle Nabelschnur gekappt hat. Auch keine Telefonabrechnungen oder Steuerunterlagen, aber Kat hat keine Papiere aufbewahrt, basta. Kein einziges Buch in ihrer Bude, und die einzigen Zeitschriften waren alte Hefte von Us und Elle . Einige Reiseandenken hat sie aufgehoben - billigen Scheiß aus Hawaii, Tahiti und Cozumel. Auch ein paar Schnappschüsse. Sie im Bikini, zu breit lächelnd, keine Männer an ihrer Seite. Als ob sie jemanden dazu gebracht hätte, ein Bild von ihr zu machen, um zu beweisen, dass sie glücklich
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