Mordgier
sagte er: »Wenn man lange genug in dieser Stadt gearbeitet hat, bekommt man einen Gaumen für gutes Essen. So, dann erzählen Sie mir mal von diesen Morden in L.A.«
Ich fasste die Fälle zusammen.
»Das ist alles?«
»Leider.«
»Also sind Sie nur aus dem Grund hier, weil dieser Dale-Typ vielleicht, möglicherweise, indirekt schuldig sein könnte?«
»Ja.«
»Schicke Autos, wie? Das ist L.A., stimmt’s? Dafür hat man Ihnen tatsächlich einen Flug spendiert? Das LAPD muss modern geworden sein, wenn sie einen Seelenklempner - tut mir leid, einen Psychologen schicken. Wie kommen Sie an solche Beziehungen?«
»Das Midtown Executive nennen Sie Beziehungen?«
»Das ist ein Argument.«
Das Essen kam. »Im Ernst, Doc«, sagte Polito, »ich bin neugierig wegen dieser ganzen Psychogeschichte. Wir haben natürlich auch Psychologen, aber die führen allenfalls eine Therapie durch, wenn die oberen Etagen meinen, ein Kollege habe einen Knacks weg. Machen Sie das auch?«
Ich gab ihm eine Kurzfassung meiner Biografie und meiner Rolle.
»Sie machen Ihr eigenes Ding«, sagte er. »Wenn Sie das durchziehen können, sollten Sie’s auch tun. Egal, zu den Safrans. Der Verdacht fiel sofort auf Korvutz, weil er der Einzige war, mit dem sie bekanntermaßen ernsthaften Ärger hatten. Außerdem war er bekannt dafür, nicht ganz astreine Tricks anzuwenden, wie ich es nennen würde. Beispielsweise mitten in der Nacht eine Abbruchkolonne anrücken und ein Haus niederreißen zu lassen, damit die Nachbarn sich nicht beschweren können. Und wenn danach alle ein Mordstheater veranstalten, entschuldigen sich seine Anwälte: Hoppla, tut uns leid, da muss jemand die Unterlagen durcheinandergebracht haben, wir werden Sie für alle Unannehmlichkeiten entschädigen.« Dann dauert es Monate, um festzustellen, worin die Unannehmlichkeiten bestehen, dann gibt es weitere Verzögerungen, und dann haben es alle vergessen.«
»In dem Zeitungsartikel, den ich gelesen habe, heißt es, er sei oft verklagt worden.«
»Das ist der Preis, den man als Geschäftsmann zahlt.«
»Das hat sein Anwalt auch gesagt.«
»Sein Anwalt hatte recht, Doktor. Wenn man sich in dieser Stadt gegen den Wind schnäuzt, landet man vor Gericht. Mein Sohn macht jetzt in Brooklyn sein Juraexamen. Hat zehn Jahre im Raubdezernat von Brooklyn gearbeitet und gesehen, wo Barthel den Most holt.« Er lächelte. »Das Olivenöl.«
Er wandte seine Aufmerksamkeit seinem Teller zu und begann mit sichtbarem Vergnügen zu essen. Mein Steak war toll, aber ich war mit den Gedanken woanders. Ich wartete eine Weile, bevor ich fragte, ob es andere Verdächtige als Korvutz gegeben habe.
»Nein. Und mit Korvutz kamen wir auch nicht weiter, weil wir keine kriminellen Verbindungen feststellen konnten. Trotz der Russennummer. Wir haben Viertel, Doktor, Brighton Beach und was sonst noch, da wird mehr Russisch als Englisch gesprochen. Ein paar von diesen Typen sind extra aus dem Grund hierhergekommen, um Übles zu tun, deshalb haben wir Russisch sprechende Detectives, die völlig ausgelastet sind. Keiner von ihnen und keiner von ihren Informanten hat jemals von Korvutz gehört. Er kam nicht aus Moskau oder Odessa, den Städten, aus denen die meisten von ihnen kommen.«
»Aus Belarus.«
»Hieß früher Weißrussland und ist jetzt ein eigener Staat«, sagte Polito. »Was ich sagen will, ist: Egal wie tief wir gegraben haben, wir haben keine schmutzigen Geheimnisse über Korvutz zu Tage gefördert. Klar, er ist oft vor Gericht. Das ist jeder andere Bauunternehmer auch. Und jedes Mal, wenn er verklagt wird, schließt er einen Vergleich.«
»Sind andere Mieter von ihm verschwunden?«
Polito schüttelte den Kopf. »Und niemand, mit dem er prozessiert hat, wollte schlecht über ihn reden, weil das zu den Bedingungen des Vergleichs gehört. Um ehrlich zu sein, Doc, er wurde nur aus dem Grund in Betracht gezogen, weil sonst niemand auf dem Radar auftauchte. Und jetzt erzählen Sie mir von diesem Bright.«
»Erinnern Sie sich an ihn?«
»Ich habe eine undeutliche Erinnerung an ihn, und das auch nur, weil er der Vorsitzende dieses getürkten Mieterbeirats war.«
»War der Beirat offensichtlich getürkt?«
»Hören Sie«, sagte Polito, »es gibt gar keinen Beirat, bevor Korvutz das Gebäude kauft, und das Gleiche gilt für die ersten sechs Monate, die es ihm gehört. Dann beantragt er die Genehmigung zur Umwandlung, und ganz plötzlich findet eine Wahl statt, an die sich niemand besonders deutlich
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