Mordgier
erinnert, und es gibt einen Beirat von drei Leuten, die alle erst eingezogen sind, nachdem Korvutz das Haus gekauft hat.«
»Bright und zwei andere«, sagte ich.
»Eine entfernte Cousine von Korvutz und der Sohn des Installateurs, der sich um Korvutz’ Häuser in New Jersey kümmert.«
Er zog ein gefaltetes Stück Papier heraus, das die Größe von Milos Notizblock hatte. »Ich hab mich an die Namen erinnert.«
»Das ist nett von Ihnen.«
»Hey«, sagte er, »ich kann doch nicht nein sagen, wenn der stellvertretende Chief anruft.« Langsam breitete sich ein Lächeln auf seinem Gesicht aus. »Selbst wenn er der Schwager meiner Frau ist.«
Säuberlich mit der Maschine getippt.
518 W. 35 Mieterbeirat
1. Dale Bright
2. Sonia Glusevitch
3. Lino Mercurio
Ich sagte: »Korvutz kannte die beiden anderen, bevor er das Haus kaufte. Gibt es irgendwelche Anzeichen dafür, dass er mit Bright schon vorher was zu tun hatte?«
»Nein. Und jetzt kommt’s, Doc: Selbst wenn der Beirat nach Korvutz’ Pfeife getanzt hat, wäre das juristisch gesehen nicht von Bedeutung. Ein Vermieter ist nicht verpflichtet, einen Mieterbeirat zu haben. Und keiner der Mieter hat sich einen Dreck darum geschert. Abgesehen von den Safrans. Die haben Korruption geschrien.«
Ich steckte das Blatt Papier in die Tasche.
»Die Wahrheit sieht so aus, Doc«, sagte Polito, »die Safrans hatten absolut keinen Grund, sich zu beschweren, sie wollten nur Schwierigkeiten machen. Alle anderen waren zufrieden mit dem Vorschlag, den Korvutz ihnen machte, weil sie damit besser dran waren als mit dem Loch, in dem sie da wohnten. Das waren keine großen Lofts wie in Soho. Das war ein beschissenes Ding, eine ehemalige Schuhfabrik, die in lächerliche Einheiten aufgeteilt wurde, eine richtig billige Konstruktion. Ich rede von Einzimmerapartments und kleinen Wohnungen, zweifelhaften Installationen und Elektroleitungen, ganz zu schweigen von den üblichen Problemen mit Nagetieren, weil es in einem Gewerbegebiet mit offenen Mülltonnen und wer weiß was allem liegt. Wenn Korvutz ein Angebot macht, das man nicht ablehnen kann, dann lehnt niemand ab.«
»Außer den Safrans«, sagte ich.
Polito legte seine Gabel hin. »Ich rede nicht gern schlecht über meine Opfer, aber soweit ich das beurteilen kann, waren diese beiden streitsüchtig . Ich rede von Hippie-Flüchtlingen aus den sechziger Jahren. Er war damals am City College, ein radikaler SDS-Typ. Ich trug damals Uniform, wurde bei Demonstrationen eingesetzt. Was weiß ich, vielleicht war er einer von den verzogenen kleinen Scheißern, die mich angebrüllt haben.«
»Was war mit Dorothy?«
»Dieselbe Kiste.«
»Dorothys Schwester meinte, sie hätten sich bedroht gefühlt -«, begann ich.
»Margie Bell«, sagte er. »Ich will Ihnen mal was über Margie erzählen. Sie war seit langem depressiv und wer weiß was alles. Nahm alle möglichen Medikamente und war außerdem zweimal ins Bellevue eingewiesen worden. Ein Jahr danach hat sie sich aufgehängt.«
»Eindeutiger Selbstmord?«
»Ihr Junge hat sie mit einem Abschiedsbrief im Badezimmer gefunden. Doc, die Safrans haben einen Sturm im Wasserglas veranstaltet. Wenn man in dieser Stadt wegen dem Mieterschutz eine billige Wohnung hat, kann man von Glück reden und zieht weiter, wenn die Zeit gekommen ist. Ich habe mir ihre Wohnung vorgenommen, jeden Quadratzentimeter auf der Suche nach einer Spur durchkämmt.« Er schüttelte den Kopf. »So würde ich meinen Hund nicht wohnen lassen. Sie haben das aber gemacht. Ihren Hund gelassen. In einer Ecke waren dreckige Zeitungen ausgebreitet, Urinflecken, völlig eingetrocknete Haufen Hundekacke. Diese beiden haben aus ihrer Wohnung einen Saustall gemacht - tut mir leid, wenn ich Ihnen das Steak vergällt habe. Worauf ich hinauswill: Sie haben wie Hausbesetzer gewohnt und hätten das Angebot von Korvutz akzeptieren sollen.«
»Haben Sie den Hund mal gesehen?«
»Nein, nur seine Hinterlassenschaft. Warum?«
Ich erzählte ihm von Leonora Brights verschwundenen Schoßhündchen und von Dale Brights freiwilligem Einsatz bei Tatzen und Krallen.
Er ließ den Wein in seinem Glas kreisen. »Dieser Typ mag Tiere, aber zu Menschen ist er nicht so nett?«
»Das soll vorgekommen sein.«
»Aber hallo«, sagte er. »Ich hatte einen Fall, damals als ich anfing, unten in der Ludlow Street, Lower East Side. Ein verrückter Junkie schlitzt seine Alte auf und lässt sie abgestützt zwei Wochen lang am Küchentisch sitzen. Ich rede von
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