Mordkommission
einer jungen Frau an einer Straßenkreuzung traf; beide gingen zu Fuß stadteinwärts weiter. Es stellte sich heraus,
dass es sich bei dem »Typen« um einen zweiundzwanzigjährigen gebürtigen Jugoslawen, Milan B., handelte, der mit der ermordeten
Münchnerin zusammengelebt hatte. Senta H. wollte sich von ihm trennen und hatte ihre Freundin um Unterstützung gebeten.
Sofort machte sich ein Ermittlerteam auf den Weg. Die Wohnung war leer, allerdings fiel auf, dass der Fernseher eingeschaltet
war und die Balkontür offenstand. Die Wände waren offensichtlich frisch gestrichen worden. Die Befragung von Anwohnern ergab,
dass der Exfreund der Getöteten in den letzten beiden Tagen auffällige Aktivitäten entwickelt hatte. Zusammen mit einem unbekannten
Mann hatte er diverse Möbel aus der Wohnung zerlegt und in einem Container in der Nähe entsorgt, ebenso einen Teppich. Dazu
hatten die beiden einen kleinen Transportwagen benutzt, den die Anwohner im Keller zeigen konnten. Wie die Ermittlungen ergaben,
war dieser Wagen kurz nach der Tat in der Nähe in einem Baumarkt gekauft worden – ein wichtiges Indiz für die weiteren Ermittlungen.
Anschließend hatten die beiden Männer die Wohnung neu gestrichen.
Bei der genauen Absuche fanden sich an verschiedenen Stellen in der Wohnung, im Treppenhaus und im Keller Blutantragungen.
Ein Blutspurengutachter des Instituts für Rechtsmedizin wurde zugezogen und schließlich gelangten die Spurensicherungsexperten
zu der Überzeugung, dass die Wohnung als Tatort in Betracht kam.
Bei der Befragung weiterer Anwohner wurde bekannt, dass sie am Donnerstag im Treppenhaus große Blutlachen gesehen hatten,
die kurz darauf beseitigt wurden. Die Ursache für all das Blut war den Anwohnern nicht ersichtlich. Bei den späteren Vernehmungen
gaben die Nachbarn an, dass sie angenommen hatten, jemand habe sich verletzt und sei dann blutend zum Arzt gegangen. Auf die
Idee, die Polizei zu informieren, kam – wie so oft – keiner. Aufgefallen war ihnen auch, dass Sentas Freund, Milan B., seit
dem |75| Donnerstag nicht mehr – wie sonst üblich – mit seinem teuren Mercedes fuhr, sondern mit einem dunklen Audi.
Ein weiteres Ermittlerteam spürte unterdessen Münchner Bekannte von Senta auf, die mit Milan B. zusammen eine Suchaktion nach
der vermissten Frau organisiert hatten. Dabei habe er sich sehr auffällig geäußert. Alles in allem verdichteten sich die Anhaltspunkte
für eine Täterschaft so stark, dass am Montagabend ein Ermittlungsverfahren gegen Milan B. wegen zweifachen Mordverdachts
eingeleitet wurde. Beamte der Zielfahndung wurden alarmiert und mit der Suche nach den Beschuldigten beauftragt. Die Angehörigen
dieser Polizeieinheit verfolgen mit Haftbefehl gesuchte Schwerverbrecher rund um den Globus und bleiben ihnen nötigenfalls
jahrelang auf den Fersen, bis sich eine Möglichkeit ergibt, die Gesuchten in einem Land zu verhaften, von dem aus eine Auslieferung
nach Deutschland möglich ist. Noch am selben Abend ergab sich der Verdacht, dass sich Milan B. mittlerweile zusammen mit seinem
Vater im Ausland aufhielt.
Die Zusammenstellung und Auswertung aller Informationen, die über den Tatverdächtigen bislang vorlagen, beschäftigte eine
Reihe von Beamten bis in die frühen Morgenstunden. Parallel dazu bereiteten Beamte des Erkennungsdienstes die Wohnung der
Getöteten als Tatort mit größter Sorgfalt spurentechnisch auf. Zu diesem Zeitpunkt hatte keiner von uns mehr Zweifel an der
Täterschaft von Milan B. Gegen vier Uhr morgens am Montag schien festzustehen, dass sowohl Milan B. als auch sein Vater, auf den die Beschreibung des
Mannes zutraf, der bei der Reinigung der Wohnung geholfen hatte, sich derzeit in Kroatien befanden. Da die Autos der beiden
nicht aufzufinden waren, veranlasste ich gleich darauf, auch ihre Fahrzeuge zur Fahndung auszuschreiben.
Knapp drei Stunden später, kurz vor sieben Uhr morgens, rüsteten sich zwei Beamte einer Fahndungseinheit im Bereich Rosenheim
für ihren bevorstehenden Streifendienst entlang der Autobahn München – Salzburg. Wie immer studierten sie vor Dienstantritt sorgfältig alle Fahndungsfernschreiben, |76| die sich im Laufe der Nacht von den verschiedensten Dienststellen angesammelt hatten. Darunter befand sich auch unsere Fahndung
nach den beiden Tatverdächtigen und ihren Fahrzeugen. Da der Fall im gesamten oberbayerischen Raum großes Aufsehen erregt
hatte und die
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