Mordkommission
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die Fahrt zum Standesamt überraschten – erklärte sie ihnen dann fast beiläufig, dass sie 2008 bei den Paralympics in China
teilnehmen werde.
Sie hielt ihr Versprechen und stellte sogar einen Weltrekord auf. Außerdem gewann sie zwei Silbermedaillen.
Allen, die in diesem Fall tätig waren, ist das schwere und tragische Schicksal dieser tapferen Frau sehr nahe gegangen – über
ihren Erfolg haben wir uns deshalb sehr gefreut.
|72| Ohne Erbarmen
Es gibt immer wieder Fälle, die selbst bei »alten Hasen« das Gefühl erzeugen, man sei in einen schlechten Film geraten. So
einer nahm in unserer Dienststelle an einem wunderschönen Sommersonntag im Jahr 2005 seinen Lauf. Während einer Radtour erreichte
mich in einem ausgedehnten Waldgebiet in der Nähe von Starnberg der Anruf des Leiters der Bereitschaftskommission.
Bereits am Freitag hatte eine Fußgängerin im Bereich Traunstein an einer Staatsstraße einen Müllsack gefunden, dessen grausiger
Inhalt sich als eine abgetrennte menschliche (linke) Hand entpuppte. Den ersten Erkenntnissen der Rechtsmedizin zufolge schien
es sich um die Hand einer jüngeren Frau zu handeln. Bei einer groß angelegten Suchaktion mit starken Kräften der regionalen
Polizeidienststellen, der Bereitschaftspolizei, Hundestaffeln und der Bergrettung waren am Samstag rund um einen Kurort im
Voralpenland weitere Müllsäcke mit Leichenteilen entdeckt worden. Zur Bestürzung aller befand sich in einem dieser Müllsäcke
eine zweite, ebenfalls abgetrennte linke Hand einer offensichtlich jüngeren Frau. Die Leichenteile stammten also von mindestens
zwei Frauen.
Einen gleichfalls aufgefundenen Frauentorso überführte man am Tag darauf zur gerichtsmedizinischen Untersuchung in das Münchner
Institut für Rechtsmedizin. Während der Obduktion war zufällig ein Beamter des KDD im Saal anwesend, der kurz zuvor ein Fahndungsfernschreiben
der Kripo Fürstenfeldbruck nach einer jungen Türkin gelesen hatte. Darin war von einer auffälligen Tätowierung die Rede gewesen,
und so eine wies auch der Frauentorso auf. So lag die Vermutung nahe, dass es sich bei einigen der Leichenteile um die sterblichen
Überreste der jungen Türkin, der Kosmetikschülerin Aylin F., handelte. Die Vermisstenstelle beim Polizeipräsidium München
wurde daraufhin in die Ermittlungen der Kripo Fürstenfeldbruck eingebunden. |73| Nachdem die Identität der jungen Frau anhand der Tätowierung und eines DN A-Abgleichs eindeutig hatte festgestellt werden können, wurde bekannt, dass seit dem Vortag eine weitere zwanzigjährige Frau von ihrem
Freund in München vermisst wurde. Da sie dieselbe Kosmetikschule besuchte, stand zu befürchten, dass die zweite Hand zu der
vermissten Frau aus München gehörte. Dies wurde nach der Überprüfung der Fingerabdrücke beim Landeskriminalamt zur traurigen
Gewissheit. Die zweite Hand stammte zweifellos von der seit Samstag in München vermissten Senta H., beide Frauen waren ermordet
worden. Da auch die junge Frau aus München einem Kapitalverbrechen zum Opfer gefallen war, war die Münchner Mordkommission
nun ebenfalls zuständig. Ich bat den Kollegen unseres Bereitschaftsdienstes, alle verfügbaren Beamten des K 111 sowie die
Kapitalbereitschaft des Erkennungsdienstes zu alarmieren und zu einer Einsatzbesprechung zusammenzurufen.
Eine knappe Stunde später erreichte ich die Dienststelle. Hier waren mittlerweile auch zwei Beamte der für den Fundort der
Leichenteile zuständigen oberbayerischen Kriminalpolizeiinspektion eingetroffen sowie Beamte aus Fürstenfeldbruck, der Vermisstenstelle
und ein Beamter der Staatsanwaltschaft München. Seitens der verschiedenen örtlich zuständigen Staatsanwaltschaften wurde vereinbart,
die Gesamtermittlungen unter der Leitung der Staatsanwaltschaft München zu führen; parallel dazu wurden die polizeilichen
Ermittlungen dementsprechend dem K 111 übertragen.
Eiligst wurden per Boten alle Unterlagen zusammengetragen. Am Mittwoch, also zwei Tage, bevor die erste Hand gefunden worden
war, hatte Aylin F. in den frühen Morgenstunden von ihrer Freundin Senta einen Anruf bekommen. Senta flehte ihre Freundin
an, sofort in ein Taxi zu steigen und zu ihr nach München zu kommen, da sie Ärger mit einem Typen habe. Tatsächlich konnte
der Taxifahrer ausfindig gemacht werden, der die Frau nach München gefahren hatte. Er hatte noch beobachtet, dass sein weiblicher
Fahrgast |74| sich mit
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