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Mordkommission

Titel: Mordkommission Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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dem Linienbus gefahren. Unterwegs hatte er für Peter noch ein paar Süßigkeiten gekauft. So hatte
     der Täter geschickt dafür gesorgt, dass ihm der Junge völlig arglos gefolgt war. Der Mörder wurde zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe
     und anschließender Sicherungsverwahrung verurteilt. Aber auch die Eltern und ganz speziell die Mutter des kleinen Peter haben
     »lebenslang« bekommen: den lebenslangen Schmerz und die lebenslange Trauer wegen des Verlustes ihres kleinen Sohnes.

|93| »Wunderwaffe« DNA
    An einem Dienstag im August 1991, einem strahlend schönen Hochsommermorgen, betrat der Vorarbeiter eines Bauunternehmens gegen
     7.30   Uhr eine Brücke über der Isar, die seine Firma gerade renovierte. Etwa zweihundert Meter flussaufwärts, unterhalb des Ufergestrüpps,
     erblickte er etwas Rotes im Wasser. Bei näherem Hinsehen stellte er fest, dass da offensichtlich ein Mensch halb im Wasser
     lag. In diesem Bereich verläuft parallel zum Flussbett der Isar ein Kanal, zwischen den beiden Gewässerarmen erstreckt sich
     ein dicht bewaldeter, etwa fünfzig Meter breiter und mehrere Kilometer langer Damm. Der Mann lief den Damm entlang und zwängte
     sich durch das Gebüsch, bis er die Stelle erreichte. Dort fand er eine junge Frau, halbnackt und kaum noch ansprechbar, die
     sich mit letzter Kraft an den Zweigen eines Strauches festklammerte. Mit dem Unterkörper lag sie im Wasser der Isar, die rund
     hundert Kilometer entfernt in den Alpen entspringt und sich deshalb selbst im August nicht richtig erwärmt. Während der Zeuge
     die Frau an den Armen ans Ufer zog, bemerkte er, dass sie blaugefroren war und am Oberkörper mehrere Verletzungen aufwies.
     Über sein Funkgerät verständigte der Helfer sofort seine Bauleitung und forderte einen Notarzt und die Polizei an. Bis zum
     Eintreffen der Retter versuchte er, die Frau mit seiner Jacke zu wärmen. Seine Versuche, mit ihr zu reden, schlugen fehl.
     Die Frau wimmerte nur leise und war offenbar nicht mehr in der Lage, etwas zu sagen.
    Eine Notarztbesatzung übernahm kurz darauf die Versorgung der schwerstverletzten Frau und transportierte sie in eine nahe
     gelegene Klinik. Auf dem Weg dorthin kam die Frau nochmals kurz zu Bewusstsein und sagte zu der Ärztin vier Worte, die – wie
     sich erst viele Jahre später nach langen und aufwendigen Ermittlungen herausstellen sollte – offenbar bereits in der beginnenden
     Agonie gesprochen wurden; denn |94| als der Täter mehr als ein Jahrzehnt später ermittelt wurde, erwies sich, dass diese letzten Worte keinerlei Bezug zu ihm
     hatten. Die Worte lauteten »Scott   – Jane – Tennessee   – USA«.
    Am Tag nach ihrer Einlieferung starb die junge Frau. Wie die gerichtsmedizinische Untersuchung ergab, war die Frau vergewaltigt
     und dann mit mehr als einem halben Dutzend tief gehender Messerstiche in Brust und Rücken tödlich verletzt worden. Wie lange
     sie sich in ihrer Todesangst an die Zweige des Busches geklammert hatte, ließ sich nicht mehr klären.
    In ihrer Hosentasche fand die Polizei noch am Tatort eine Monatskarte für den Münchner Verkehrsverbund, in dem ihr Name, Sinead
     O., und eine Adresse vermerkt waren. Obwohl die angegebene Münchner Adresse nicht mehr stimmte, ließ sich darüber sehr rasch
     ermitteln, dass Sinead, eine irische Studentin, während der Sommerferien in einem großen Biergarten im Englischen Garten jobbte
     und in einem kleinen Zelt in der Nähe des Tatortes auf einem Campingplatz wohnte. Am Abend vor der Tat hatte Sinead einen
     irischen Pub im Stadtteil Schwabing besucht. Auf ihre Landsleute wirkte sie vergnügt und fröhlich wie immer, nichts deutete
     auf irgendwelche Probleme hin. Sinead verließ gegen Mitternacht das Pub, um zum Zeltplatz zurückzufahren. Vor dem Lokal verabschiedete
     sie sich von ihren Bekannten. Einige Iren sahen sie dann nochmals in der U-Bahn , sie saß allein in einem Abteil. Eine Station vor der Endhaltestelle stiegen die Zeugen aus. Sinead blieb allein im Waggon.
     Wenige Minuten später sollte sie ihrem Mörder begegnen.
    Monatelang wurden umfangreiche Ermittlungen im Umfeld des Campingplatzes und der Arbeitsstelle der Getöteten geführt, Dutzende
     Gaststättenbesucher, Arbeitskollegen, Bekannte und Freunde wurden vernommen. Doch nirgends boten die Überprüfungen den geringsten
     Ansatzpunkt zur Ermittlung des Täters. Schließlich wurde der Fall ungeklärt zu den Akten gelegt, die Leitzordner mit den Ermittlungsunterlagen
    

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