Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Mordkommission

Titel: Mordkommission Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
Vom Netzwerk:
vom Täter stammte, da Sinead einen Freund hatte,
     dem sie allen Aussagen zufolge sehr treu war. Dieser Freund befand sich zu jener Zeit nachweislich in Irland. Das DN A-Merkmalmuster wurde daher in die Datenbank des BKA eingestellt, allerdings fand sich zu unser aller Enttäuschung kein identisches Muster.
    Mehr als ein Jahr lang wurden nun die damaligen Aussagen von mehreren hundert Personen – darunter eine Vielzahl irischer Studenten,
     die wie das Opfer damals am Campingplatz wohnten und längst wieder in Irland waren – gegeneinander auf Widersprüche oder Abweichungen
     abgeglichen. Schon nach kurzer Zeit überstieg die Zahl der Aktenordner, die wir für die neuerlichen Überprüfungen anlegten,
     die Zahl der eigentlichen Ermittlungsordner. Personen aus dem Umfeld des Opfers wurden erneut vernommen und gaben freiwillig
     Speichelproben ab, doch auch diese Überprüfungen führten zu keiner Übereinstimmung der DN A-Merkmalmuster .
     
    So vergingen die Monate, die Akten im Mordfall an der irischen Studentin wurden im gleichen Umfang größer, wie die Hoffnung
     kleiner wurde, den Täter doch noch zu ermitteln.
    Da klingelte am 11.   11.   2003 das Telefon auf meinem Schreibtisch. Ein Kollege des Landeskriminalamtes Bayern teilte mir mit, dass das Landeskriminalamt
     in Schleswig-Holstein einen Datenbanktreffer gemeldet hatte. Das neu eingestellte DN A-Muster eines erkennungsdienstlich behandelten Straftäters in Bremerhaven wies eine Übereinstimmung mit einer Wahrscheinlichkeit
     von eins zu mehreren Milliarden mit dem Muster einer von der Mordkommission München eingestellten Tatortspur auf. Der Treffer
     wurde – wie üblich – als Zahlencode gemeldet, |98| sodass uns zunächst nicht bekannt war, zu welcher Tat er gehörte.
    Die Kollegen wurden zusammengerufen. Fieberhaft durchsuchten wir alle in Frage kommenden Meldebögen, die aus Datenschutzgründen
     sämtlich anonymisiert sind, nach der mitgeteilten Schlüsselzahl. Endlich fand einer von uns den passenden Meldebogen: »Ich
     hab’s – es ist   …«, spürbare Spannung lag in der Luft, »der Mord an der Studentin aus Irland, die in den Isarauen vergewaltigt und erstochen
     wurde!«
    Wir konnten es kaum fassen. Niemand, der es nicht selbst einmal erlebt hat, kann nachvollziehen, was uns Kriminaler in solch
     einem Moment bewegt. Das monatelange verbissene Suchen nach einer Spur, die Rückschläge, die vermeintliche Aussichtslosigkeit
     – all das war von einer Sekunde auf die andere wie weggeblasen: Es gab endlich einen Namen zu diesem grauenvollen Verbrechen,
     all die Arbeit der letzten achtzehn Monate schien nicht umsonst gewesen zu sein. Man sah es den Gesichtern der versammelten
     Kollegen deutlich an, wie jeden Einzelnen das Jagdfieber ergriff. Wer war der Mann, der nun so überraschend in den Fokus der
     Ermittlungen gerückt war? Tauchte der Name in den bisherigen Ermittlungsunterlagen irgendwo auf? War er irgendwie durch das
     Fahndungsraster geschlüpft und hätte man die Person womöglich schon viel früher finden können? Fragen über Fragen beschäftigten
     uns an diesem Tag, währenddessen anderenorts der Fasching begann   …
    Sofort nach dem Bekanntwerden des Datenbanktreffers wurde das Institut für Rechtsmedizin beauftragt, zur Sicherheit nochmals
     einen Individualabgleich der beiden Spurenmuster zu machen, wenngleich niemand von uns an dem Ergebnis ernsthaft zweifelte.
     Aber in einem Fall von solcher Brisanz mussten wir vor der Einleitung weiterer Maßnahmen natürlich absolute Sicherheit haben.
     Am nächsten Tag erfolgte die Bestätigung, die Spuren am Slip des Opfers stammten ohne jeglichen Zweifel von dem Tatverdächtigen
     aus Bremerhaven.
    |99| Bis spät in die Nacht saßen wir im Büro zusammen. Die Kaffeemaschine hatte keine Chance zu erkalten, Zigarettenqualm zog durch
     die Gänge. Innerhalb weniger Stunden gelang es uns, umfangreiche Informationen zu dem Mann zu erhalten. Nichts deutete darauf
     hin, dass er zum Bekanntenkreis des Opfers gehört haben könnte. Vielmehr bestärkten die über ihn vorliegenden Erkenntnisse
     den Verdacht, dass es nichts als ein schrecklicher Zufall war, warum gerade Sinead sein Opfer wurde. Der Name dieses Mannes,
     Otto D., war nirgends in den Akten erwähnt. Doch wurde uns schnell klar: Mit größter Wahrscheinlichkeit hatte dieser Mann
     Sinead vergewaltigt und tödlich verwundet.
    Die Staatsanwaltschaft in München wurde über den Treffer und den daraus resultierenden

Weitere Kostenlose Bücher