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Mordkommission

Titel: Mordkommission Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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spät kam. Ohne weitere Veränderungen am Tatort
     vorzunehmen, hatten sich die Rettungskräfte wieder aus der Wohnung zurückgezogen und den Kriminaldauerdienst verständigt.
     Das ist bei unklaren Todesfällen so üblich, wenn nicht feststeht, ob nicht vielleicht ein Unfall oder Suizid vorliegt.
    Im abgesperrten Korridor des Erdgeschosses traf ich auf die Kollegen des KDD.   Mittlerweile waren auch meine beiden Kollegen unserer Mordbereitschaft und die Staatsanwältin vor Ort. Wir erfuhren, wie die
     Leiche entdeckt worden war. Ein Mitarbeiter des Restaurants, in dem die Tote, Bian V., gearbeitet hatte und in dem man sie
     als außergewöhnlich pünktlich und zuverlässig schätzte, hatte sich Sorgen gemacht, weil seine Kollegin unentschuldigt nicht
     zur Arbeit erschienen war. Seine wiederholten Versuche, sie telefonisch zu erreichen, schlugen fehl. Besonders beunruhigte
     ihn, dass ihr Handy abgeschaltet war. Mit einem Kollegen suchte er ihre Wohnung auf. Nachdem auf ihr Klingeln und Klopfen
     nicht geöffnet wurde, entschlossen sich die beiden, Vermisstenanzeige zu erstatten. Da die Kriterien dafür jedoch zu diesem
     Zeitpunkt nicht erfüllt waren, hatte man die Männer gebeten, damit noch zu warten. Daraufhin waren beide nochmals zur Wohnung
     gefahren; diesmal aber hatten sie aus dem Lokal eine kleine Leiter mitgenommen, mit deren Hilfe sie durch das Fenster in die
     Wohnung blicken konnten. Und dabei hatten sie Bian V. in einer großen Blutlache auf dem Boden entdeckt.
     
    Inzwischen waren die Beamten des Erkennungsdienstes mit ihrem Equipment vollzählig am Tatort eingetroffen und begannen mit
     der fotografischen Dokumentation und |126| mit der Spurensicherung. Nach geraumer Zeit kam einer der Beamten aus dem Appartement zu mir in den Hausflur und sagte, dass
     ich mir nun selbst ein Bild machen könne. Die Spurensicherungsmaßnahmen im Flur und im vorderen Bereich des Wohnraumes waren
     so weit abgeschlossen, dass ich keine Spuren mehr verändern oder vernichten konnte.
    Es ist üblich, dass bei einem Kapitaldelikt zunächst ausschließlich Beamte des Erkennungsdienstes in ihrer Schutzkleidung
     einen Tatort betreten. Doch sind in der Regel bereits Auffindungszeugen, Sanitäter oder Erstzugriffsbeamte vor Ort gewesen,
     die – sei es aus der anfänglichen Unkenntnis, sich an einem Tatort zu befinden, oder durch die Notwendigkeit, Erste Hilfe
     zu leisten – natürlich ganz normale Kleidung trugen. Um keine weiteren Spuren zu verändern, zu vernichten oder neue Spuren
     zu legen, wird daher ein Tatort ab dem Moment, da die Tat erkannt wird und keine weiteren Rettungsmaßnahmen mehr erforderlich
     sind, abgeriegelt, er ist dann eigentlich nur für die Spezialisten des Erkennungsdienstes zugänglich. Erst wenn diese »grünes
     Licht« geben, sollten andere Personen den Tatort betreten. Dass sich in der Praxis immer wieder Kollegen nicht an diese Regel
     halten, hängt vermutlich mit ihren schlechten Vorbildern aus Krimiserien zusammen.
    In der Wohnung war anhand diverser Blutspuren – auch an den Wänden und am Mobiliar – zu erkennen, dass das Opfer wohl noch
     versucht hatte, seinem Mörder zu entkommen. Zahlreiche Bilder an Wänden und auf Kommoden und Schränken zeigten eine atemberaubend
     hübsche, lächelnde und lebensfrohe junge Frau; dieselbe Frau, die nun auf bestialische Weise verstümmelt zu unseren Füßen
     lag. Ich bin mir sicher, dass ich in diesem Moment nicht der Einzige war, der sich beim Anblick dieser fröhlichen Fotos geschworen
     hat, alles daranzusetzen, dass der Täter nicht ungeschoren davonkommen würde.
    Mittlerweile waren genügend Unterstützungskräfte eingetroffen, sodass wir mit der Befragung der Hausbewohner und zeitgleich
     mit der Absuche der Umgebung nach Spuren und Beweismitteln beginnen konnten. In dem Haus wohnten |127| überwiegend Asylbewerber, wodurch es zu diversen Verständigungsschwierigkeiten kam. Die Bewohner der beiden Wohnungen links
     und rechts des Tatorts waren seit längerer Zeit nicht mehr im Haus gesehen worden; niemand konnte uns sagen, wo sie sich derzeit
     aufhielten. Daher setzten wir unsere Hoffnung auf das Appartement oberhalb der Tatwohnung, in dem drei Asylbewerber aus Äthiopien
     lebten, die nach Angaben anderer Bewohner ihre Wohnung seit Tagen kaum verlassen hatten. Möglicherweise hatten sie ja etwas
     gehört, einen Streit oder umfallendes Mobiliar; damit wäre es vielleicht möglich, die Tatzeit einzugrenzen.
    Tatsächlich trafen

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