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Mordkommission

Titel: Mordkommission Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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Asservate, in unserem Falle also die Zigarettenstummel und
     das Drosselwerkzeug, den genetischen Code des Täters verraten würden. Tatsächlich gelang es den Experten der Rechtsmedizin,
     ein individuelles DN A-Muster zu bestimmen. Jetzt wurde es für uns spannend: Würde der Suchlauf erfolgreich sein, gab es vom Mörder bereits wegen einer
     anderen Straftat einen genetischen Code in der zentralen Datenbank beim Bundeskriminalamt? Enttäuschung machte sich breit,
     als wir erfuhren, dass sich unsere Hoffnung nicht erfüllen würde. Für »unser« DN A-Muster gab es keinen Treffer. Dennoch blieben wir optimistisch: waren wir doch durch die Formel dem mutmaßlichen Mörder ein ganz
     erhebliches Stück nähergekommen, auch wenn wir bis dato weder sein Gesicht noch seinen Namen kannten. Die Erfahrung zeigt
     nämlich immer wieder, dass Gewalttäter häufig durch weitere Gewaltdelikte auffallen. Sollte er also irgendwann nochmals in
     Erscheinung treten und dabei einem Speicheltest unterzogen werden, so könnten wir den Fall klären.
     
    Nachdem die anderen Überprüfungen keine neuen Ermittlungsansätze gebracht hatten, wurde der Fall wieder zu den Akten gelegt.
     Eine Zeitlang trat der Mord an der Rentnerin Sophie G. durch die Fülle der täglichen Ereignisse in den Hintergrund. Aber nicht
     ganz. Denn der Rechner beim Bundeskriminalamt vergisst nichts. Und so machte er brav Meldung, als er 2004, also achtzehn Jahre
     nach dem Mord, im automatisierten Abgleich auf das DN A-Muster eines Mannes stieß, der ein Sexualdelikt an |121| seiner Freundin begangen hatte. Es passte exakt zu dem Tatortmuster der Zigarettenstummel aus der Wohnung der »Rotwein-Sophie«.
    Als uns das Ergebnis telefonisch vorab durchgegeben wurde, begannen wir sofort mit umfangreichen Recherchen nach dem Spurenverursacher.
     Wir erfuhren, dass dieser Mann, Fritz B., bereits sieben Jahre im Gefängnis verbüßt hatte, da er als Anführer einer Jugendgang
     über einen längeren Zeitraum hinweg in einem Münchner Einkaufszentrum sein Unwesen getrieben hatte. Dabei war er immer wieder
     auch durch alkoholbeeinflusste Straftaten aufgefallen. Eigentlich wäre angesichts dieser Tatsache zu erwarten gewesen, dass
     das genetische Muster des Täters längst in unserer Datenbank hätte erfasst sein müssen – doch weit gefehlt! Die restriktiven
     Vorgaben unserer Datenschutzbestimmungen hatten dies bis zu dem sexuellen Übergriff des Tatverdächtigen nicht ermöglicht.
    Nun galt es, die Tatrelevanz der Spur zu überprüfen, über die das Muster des Verdächtigen gewonnen worden war. Allein mit
     den Zigarettenkippen würde sich der zwingende Nachweis, dass der Raucher von einst auch der Mörder gewesen sein musste, nicht
     erbringen lassen. Immerhin aber reichte die Übereinstimmung der DN A-Muster dazu aus, einen dringenden Tatverdacht gegen den Besucher von damals zu begründen und somit einen Haftbefehl gegen Fritz
     B. zu erwirken. Dennoch war behutsames, taktisches Vorgehen angesagt.
    Wir konnten in Erfahrung bringen, dass der Verdächtige seit Kurzem in einem oberbayerischen Ort in einem Entziehungsheim für
     Alkoholkranke lebte. Am frühen Morgen des nächsten Tages machten wir uns zu dritt auf den Weg. Es waren auf den Tag genau
     achtzehn Jahre seit dem Mord vergangen. Von der Heimleitung erfuhren wir, dass Fritz B. gerade an einer Gruppensitzung teilnahm.
     Wir baten darum, ihn unter einem Vorwand zu uns zu bringen. Fritz B. war offensichtlich ahnungslos, er wirkte entspannt und
     neugierig. Als ich uns vorstellte und ihm erklärte, dass wir der Münchner Mordkommission angehörten, erschrak er jedoch |122| sichtlich. Wir postierten uns unauffällig so, dass ihm weder für einen Fluchtversuch noch für einen überraschenden Angriff
     Platz blieb. Nachdem ich ihm außerdem eröffnet hatte, dass ihn seine Vergangenheit eingeholt habe und er in dem dringenden
     Verdacht stehe, vor achtzehn Jahren eine Rentnerin getötet zu haben, veränderte sich sein Gesichtsausdruck auf beeindruckende
     Weise. Der gleichgültig interessierte Blick bekam von einer Sekunde zur anderen einen gehetzten Ausdruck, die Farbe des Gesichtes
     verwandelte sich schlagartig in ein dunkles Rot und Sekunden später in fahle Blässe. Während ich den Beschuldigten routinemäßig
     über seine Rechte belehrte, beobachtete ich mein Gegenüber gespannt. Schnell war jedoch zu erkennen, dass von diesem durch
     seinen langjährigen Alkoholmissbrauch gezeichneten Mann kein

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