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Mordkommission

Titel: Mordkommission Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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Voraussetzungen erfüllt, so bedarf es nur noch einiger kleinerer Ergänzungen, um einen Bewerber als zukünftigen
     Mordermittler interessant erscheinen zu lassen: So sollte man in der Nähe der Dienststelle wohnen, um im Ernstfall schnellstmöglich
     einsatzbereit zu sein. Man muss körperlich genügend fit sein, um die Belastungen des Bereitschaftsdienstes unbeschadet zu
     überstehen. Die Familie des Beamten muss gewillt sein, die unregelmäßigen Dienstzeiten und die Einschränkungen |234| in der Freizeit, besonders auch bei außergewöhnlichen Fällen (zum Beispiel Soko-Arbeit, laufende Fahndungsmaßnahmen und Ähnliches)
     mitzutragen. Eine Selbstverständlichkeit ist der völlige Verzicht auf Alkohol während der Dienst- und Bereitschaftszeiten.
     Ständige Erreichbarkeit auch außerhalb der eigentlichen Dienst- und Bereitschaftszeiten wird ebenfalls erwartet, da jederzeit
     eine Lage eintreten kann, für deren Bewältigung alle Beamten der Mordkommission erforderlich sind. Wie sehr die Einsatzbereitschaft
     gefordert wird, mag man daran ersehen, dass die Beamten meiner Dienststelle, dem Mordkommissariat beim Polizeipräsidium München,
     zum Zeitpunkt dieser Niederschrift einen Berg von mehr als 12   000   Überstunden aufgebaut hatten. Der künftige Mordermittler sollte nun noch langjährige Berufserfahrungen in anderen kriminalpolizeilichen
     Bereichen gesammelt haben und er darf – was naheliegend ist – keine Scheu vor Leichen haben. Und last but not least muss der
     Sachbearbeiter in der Mordkommission in besonderer Weise für Teamarbeit geeignet, also »teamfähig«, sein, da die Arbeit in
     einer Mordkommission nun einmal darin besteht.
     
    So viel zum Idealbild. Wer nach diesen Ausführungen nun allerdings erwartet, in einer Mordkommission wimmele es geradezu von
     Übermenschen, der wird von der Realität enttäuscht werden. Auch bei einer Mordkommission arbeiten mehrheitlich – wenigstens
     derzeit noch – normale Kriminaler, Beamte, die irgendwann mal im Streifendienst tätig waren, Verkehr geregelt, Ruhestörungen
     eingestellt und Verkehrsunfälle aufgenommen haben. Die Mehrzahl der Beamtinnen und Beamten der Mordkommissionen ist verheiratet,
     hat Kinder, führt ein ganz normales Familienleben und steht – im Gegensatz zu ihren »Kollegen« im Fernsehen – weder mit ihren
     Vorgesetzten noch mit den Vertretern der Staatsanwaltschaft auf Kriegsfuß. Der Schwerpunkt der Arbeit liegt nicht in der Bewältigung
     eigener Beziehungsprobleme oder in der Auseinandersetzung mit den Problemen des Nachwuchses, sondern |235| eindeutig – oh Wunder – in der Aufklärung von Straftaten. Auch in der Mordkommission wird, wie es so schön heißt, nur mit
     Wasser gekocht. Unsere Stärke liegt darin, dass wir – auch hier möchte ich sagen: noch! – mit hohem Personaleinsatz und praktisch
     ohne technische und ohne nennenswerte finanzielle Einschränkungen alle erforderlichen Maßnahmen durchführen können, um Tötungsdelikte
     aufzuklären.
    Der Wechsel zur Mordkommission ist weitaus weniger spektakulär, als man dies vermuten könnte. Frei werdende Sachbearbeiterstellen
     bei einer Mordkommission – etwa durch Pensionierung oder Versetzung zu einer anderen Dienststelle – werden nachbesetzt, indem
     die Stelle mit dem entsprechenden Anforderungsprofil im amtlichen Mitteilungsblatt der Polizei ausgeschrieben wird. Die geeignet
     erscheinenden Bewerber werden zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen, an dem im Idealfall auch die Leiter der einzelnen
     Mordkommissionen teilnehmen. Natürlich erfüllt keiner der Bewerber sämtliche genannten Bedingungen auch nur annähernd. Wer
     jedoch den vorstehend aufgelisteten Voraussetzungen am nächsten kommt, hat gute Chancen auf die Stelle. Die ausgewählten Bewerber
     werden nach Ablauf der Bewerbungsfrist schriftlich über ihre Versetzung zum Mordkommissariat informiert – das war’s! Der Bewerber
     wird anschließend in der Regel ein Jahr beim Kommissariat für Todesermittlungen auf seine künftige Tätigkeit als Sachbearbeiter
     bei einer Mordkommission vorbereitet. Im Kommissariat für Todesermittlungen werden ungeklärte Todesfälle und tödliche Unfälle
     – mit Ausnahme von Verkehrsunfällen – untersucht. Erst wenn sich dabei herausstellt, dass es sich um ein Tötungsdelikt handelt,
     wird die Mordbereitschaft alarmiert, die die weiteren Ermittlungen übernimmt. Hat der zukünftige Mordermittler beim Kommissariat
     für Todesermittlungen

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