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Mordlicht

Mordlicht

Titel: Mordlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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Verbindung herzustellen, scheint eine hessische Spezialität zu
sein«, meinte Christoph, als sich jemand am anderen Ende der Leitung meldete.
    »Häschler.«
    Christoph hatte den
Namen undeutlich verstanden. »Würden Sie Ihren Namen bitte buchstabieren.«
    »Joi, gärn. H-E-S-S-L-E-R .«
    »Herr Hessler.«
    »Joi, sagsch doch.
Häschler.«
    Christoph stellte
sich vor und schilderte die Ereignisse der letzten Stunden sowie die Spur, die
jetzt nach Hessen führte.
    Der Kollege in
Friedberg, dessen breites Hessisch nur mit Mühe zu verstehen war, dachte einen
Moment nach.
    »Ich erinnere mich.
Ich war damals Mitglied in der Kommission, die den Fall bearbeitet hat.
Irgendwann wurden die Ermittlungen eingestellt, weil wir zu keinen verwertbaren
Ergebnissen gekommen sind. Die Tat hat damals für viel Wirbel gesorgt. Die
Täter, drei waren es, sind mit brutaler Härte vorgegangen und haben einen
unanzbeteiligten Bankkunden, einen jungen Familienvater, angeschossen. Die
Kugel ist in der Wirbelsäule stecken geblieben. Der Mann sitzt seitdem im
Rollstuhl. Wenn Sie Einzelheiten interessieren, müsste ich die Akte aus dem
Archiv ziehen.«
    »Die Details wären
für uns von Bedeutung.«
    »Das kann aber ein
wenig dauern. Soll ich Ihnen die Akte zur Einsichtnahme schicken?«
    »Wie lange würde das
dauern?«
    Der Hesse überlegte
einen Moment. »Mit Glück könnten Sie die Unterlagen morgen haben.«
    Während seines
Telefonats mit dem schwer verständlichen Polizisten aus der hessischen Provinz
hatte im Büro ein überhöhter Geräuschpegel geherrscht, da Große Jäger parallel
ebenfalls lautstark Erkundigungen eingezogen hatte.
    »Ich bin ein wenig
weitergekommen«, berichtete der Oberkommissar. »Frank Reiche ist seit ein paar
Jahren geschieden. Aus der Ehe sind zwei Töchter hervorgegangen. Beide sind
volljährig. Eine lebt mit der wiederverheirateten Mutter in Lüneburg, die
zweite wohnt in Darmstadt. Ich habe veranlasst, dass die Angehörigen informiert
werden. Polizeilich ist Reiche noch nicht in Erscheinung getreten. Nicht einmal
wegen Geschwindigkeitsübertretung. Mommsen und ich haben heute Vormittag
Nachbarn befragt. Dabei wurde uns versichert, dass der Mann ein unauffälliges
und zurückgezogenes Leben geführt hat. Er ist nie aufgefallen, sondern galt als
ruhiger und bescheidener Mitbürger. Niemand hat etwas über Alkohol oder
Drogenmissbrauch geäußert, selbst Frauenbekanntschaften schien er keine gehabt
zu haben. Das gibt uns natürlich noch mehr Rätsel auf. Warum erschlägt ein
braver Mann Ende vierzig einen Besucher, transportiert die Leiche in seinem
Kofferraum zu einem unbekannten Ort und wird kurz darauf selbst ermordet? Ich
gehe davon aus, dass die beiden Taten in einem unmittelbaren Zusammenhang
stehen.«
    Große Jäger sah kurz
auf die Notizen, die er sich angefertigt hatte. »Da ist noch etwas. Reiche
schien es in der letzten Zeit wirtschaftlich nicht gut gegangen zu sein. Noch
ziert sich seine Bank mit der Auskunft, aber ich bin am Ball. Außerdem erwarte
ich eine Schufa-Auskunft, die ich über Flensburg initiiert habe. Dabei war ich
überrascht, dass der Scheiß-Starke sich diesmal nicht geziert hat.
Normalerweise tut er sich ja schwer bei solchen Wünschen.« Große Jäger sah erst
auf den Wandkalender, dann auf die Uhr. »Heute ist Donnerstag. Da haben die
Banken bis sechs auf. Wenn ich jetzt nach Leck fahre, könnte ich noch ein paar
Erkundigungen über die wirtschaftliche Lage Reiches einholen.«
    »Das ist eine gute
Idee. Ich will noch nach Hattstedt und anschließend nach Schobüll.«
    »Was willst du
dort?«
    »In Hattstedt hat
ein Rentner seinen Nachbarn mit einer Zaunlatte verprügelt, weil der seiner
Frau schöne Augen gemacht hat. Und in Schobüll sind sich zwei Nachbarn in die
Haare gekommen, weil einer seinen Hund immer vor das Grundstück des anderen zum
Gassigehen ausgeführt hat. Der zweite hat sich revanchiert, indem er den
Hundekot aufgesammelt und dem Hundehalter in den Türschlitz geschoben hat.
Danach ist es zu einer Prügelei gekommen.«
    »Richtig. Hund. Das
ist das Stichwort. Jetzt muss ich wieder Überstunden machen, und keiner kümmert
sich um ›Blödmann‹. Ich denke, ich werde den Hund mitnehmen.«
    »Das ist nicht dein
Ernst?«
    Aber Große Jäger war
nicht davon abzubringen gewesen, den »Polizeihund« mit nach Leck zu nehmen.
Weil er mit ihrem Dienstwagen unterwegs war, hatte er Christoph vor dessen
Haustür abgesetzt, da dieser morgens zu Fuß zur Dienststelle

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