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Mordlicht

Mordlicht

Titel: Mordlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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die
Wahrheit gesagt, als er bei Pastor Hansen auftauchte. Aber wer ist ermordet
worden? Und warum? Und wie stehen diese beiden Taten in Zusammenhang?«
Christoph blickte in die Runde.
    »Ich versuche, etwas
über Frank Reiche in Erfahrung zu bringen«, sagte Große Jäger. »Bisher wissen
wir nur, dass er tot ist und offenbar als Vertreter gearbeitet hat.«
    Christoph nickte und
nahm den Telefonhörer ab. Im Display hatte er gesehen, dass das
Landeskriminalamt am anderen Ende war. Eine Frauenstimme meldete sich, die
betont langsam sprach.
    Christoph atmete
tief durch. »Hallo, Frau Dr. Braun.« Er kannte die Eigenheit der Mitarbeiterin
aus dem naturwissenschaftlichen Bereich der zentralen Kriminaltechnik und
Spurensicherung der Landespolizei, die Sachverhalte langatmig und mehr als
ausführlich vorzutragen.
    »Es geht um den Mord
von heute Nacht in der Husumer Innenstadt«, begann sie. »Der Tote ist noch in
den frühen Morgenstunden zur Pathologie nach Kiel überstellt worden. Die
Kollegen haben sich sofort des Falls angenommen, obwohl sie …«
    »Frau Dr. Braun«,
unterbrach Christoph. »Wir sind Ihnen sehr dankbar für Ihre Bemühungen. Es
reicht mir aber zum Ersten, wenn Sie mir nur kurz die wesentlichen Eckpunkte
nennen. Alles Weitere kann ich Ihrem – wie immer – ausführlichen und fundierten
Bericht entnehmen.«
    Ihre Stimme klang
eine Spur pikiert, als sie antwortete: »Durch die Schläge gegen die Wand hat
das Opfer einen Schädelbasisbruch erlitten. Das hatte der Kollege vor Ort auch
festgestellt, wie ich dem Bericht entnehmen kann. Tüchtiger Mann«, schob sie
ein. »Das Brillenhämatom, das ist …«
    »Danke, Frau Dr.
Braun, ich weiß Bescheid, der Bluterguss unter den Augen. Es sieht aus, als
würde das Opfer eine Brille tragen. Es war rot, als die Leiche gefunden wurde.
Daraus sind Rückschlüsse auf die Tatzeit zu ziehen, da sich das Brillenhämatom
erst nach zwei bis drei Stunden violett verfärbt.«
    »Dann kann ich ja
mit meiner Erklärung aufhören«, kam es beleidigt über die Leitung.
    »Liebe Frau Dr.
Braun, ich wollte Ihre Zeit nicht über Gebühr in Anspruch nehmen.«
    Es entstand eine
kurze Pause, bevor die Wissenschaftlerin aus Kiel weitersprach. »Typisch für
den Schädelbasisbruch sind auch die Rinnsale aus Ohr und Nase. Das Blut ist
hellrot wässrig, weil es mit dem Liquor cerebrospinalis, das ist das
Hirnwasser, vermischt ist. Der Liquor, wie man vereinfacht sagt, wird auch für
die Diagnostik bei …«
    »Das klingt
hochinteressant. Können Sie mir das ein anderes Mal ausführlich erklären? Heute
möchte ich nur wissen, was die Todesursache war.«
    »Wir haben ein
Druckmal an der Stirn festgestellt. Das lässt vermuten, dass der Täter mit dem
Handballen kräftig gegen die Stirn des Opfers geschlagen hat, oben am
Haaransatz. Durch die starke Querbeschleunigung beim Aufkommen an der Wand sind
Gefäße im Gehirn gerissen. Das führt zu Einblutungen. Das Gehirn schwillt an
und drückt auf das Atemzentrum. Der Tod tritt im Prinzip durch Ersticken ein.
Der Laie muss sich vorstellen, dass das Ganze wie ein Schlaganfall wirkt. Das
ist im Prinzip ja auch eine Einblutung ins Gehirn. Nur, in diesem Fall, hat der
Täter den Kopf des Opfers mehrfach mit brutaler Gewalt gegen die Mauer
geschlagen. Das war kein Stoß im Affekt, sondern eine Hinrichtung.«
    »Und dabei ist der
Schädel zertrümmert worden?«
    Es klang, als würde
Frau Dr. Braun spöttisch lächeln. »Wo denken Sie hin? Eine laienhafte
Vorstellung. So schnell bekommen Sie die Schädeldecke nicht kaputt. Trotz
allem: Es war kein schöner Tod, den das Opfer gestorben ist.«
    »Ermordet zu werden
ist nie schön, Frau Dr. Braun.«
    Es war unüberhörbar,
dass die Dame eingeschnappt war. Sie beendete mit frostiger Stimme das
Gespräch.
    Dann rief Christoph
Jürgensen an. Anstelle des kleinen Kriminaltechnikers meldete sich ein Kollege
und bat Christoph um ein wenig Geduld. Es dauerte eine ganze Weile, bis er die
vertraute, ewig verschnupft klingende Stimme hörte.
    »Es gibt eine
Unmenge von Neuigkeiten«, sprudelte es aus Jürgensen heraus. »Beginnen wir mit
dem Audi des Opfers. Am und im Wagen haben wir nichts Bedeutsames gefunden.
Dafür war der Kofferraum umso interessanter. Der war über und über mit Blut
besudelt. Wenn euer Opfer darin nicht die Strecke einer großen Jagdgesellschaft
ins Gourmetrestaurant transportiert hat, dann hat dort drinnen ein Mensch
gelegen. Ob es eine Leiche war, lässt sich noch nicht mit

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