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Mordlicht

Mordlicht

Titel: Mordlicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Nygaard
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gelaufen. Große Jäger zog noch ein paarmal an der
Zigarette und blies geräuschvoll den Rauch in die Luft.
    »Ich bin gebissen worden.«
    »Von der Weißhaarigen?«
    Große Jäger sah Christoph fast böse an. »Scherzkeks.
Von ›Blödmann‹. Als ich heute Nacht heimkam, war der Hund so frustriert über
meine lange Abwesenheit, dass er mir in den Fuß gebissen hat. Durchs Leder
hindurch. Dabei hatten wir zu dem Zeitpunkt noch gar nicht mit unserer
Diskussion darüber begonnen, wo und in welcher Weise es einem Köter gestattet
ist, seine Geschäfte zu erledigen.«
    »Ein tierischer Mitbewohner bedarf besonderer
Aufmerksamkeit. Wie soll der Hund sonst seinen dringenden menschlichen – äh –,
tierischen Bedürfnissen nachkommen?«
    »Wahrscheinlich war er sauer, weil du ihn gestern
vernachlässigt hast«, ergänzte Mommsen.
    Große Jäger knurrte etwas Unverständliches. Damit war
für ihn dieses Thema erledigt, zumal er dadurch abgelenkt wurde, dass jemand
ohne zu klopfen ins Büro trat.
    Eine rotblonde Frau mit wuscheligen Haaren, die
aussahen, als wären sie ungekämmt, sah sich um und steuerte auf Christoph zu.
    »Moin«, gab sie im forschen Ton von sich.
    »Ich kenne es so, dass man anklopft, wenn man einen
Raum betritt«, beschwerte sich Große Jäger.
    Sie drehte sich zum Oberkommissar um und zog ihre
Stupsnase ein wenig in die Höhe, sodass sich über der Nasenwurzel eine Falte
bildete. Dann stemmte sie die Arme in die Hüften, was bei ihrer leicht
stämmigen Figur ein wenig lustig aussah. Mit den zahlreichen Sommersprossen im
runden Gesicht machte sie insgesamt einen fröhlichen Eindruck.
    »So?«, fragte sie in Große Jägers Richtung. »Ist das
so? Doch nicht, wenn man zur Familie gehört.«
    »Interessant«, brummte der Oberkommissar zurück und
sah der Reihe nach seine Kollegen an. »Hat jemand von euch seine Tante ins Büro
bestellt?«
    Die Frau drehte sich zu Große Jäger um, streckte ihm
die Hand entgegen und meinte: »Ich bin Tante Hilke. Und wie heißt du, mein
Junge?«
    »Nun mal sachte. Erstens duzt man Erwachsene nicht
gleich. Und wenn, dann bin ich der Onkel Große Jäger.«
    Sie lachte. »Von dir hab ich schon gehört. Wir werden
bestimmt noch unsere Freude miteinander haben.« Dann wandte sie sich an
Christoph.
    »Du bist Christoph Johannes, wenn ich mich nicht
täusche?«
    Der stand auf und erwiderte ihren Händedruck. Fest und
zupackend hatte sie seine Hand geschüttelt.
    »Hilke Hauck«, stellte sie sich vor, um auch Mommsen
per Handschlag zu begrüßen. »Ich bin die neue Kollegin. Kriminalkommissarin.
Ich war bis gestern in der Kriminalpolizeiaußenstelle Schleswig und bin zu euch
versetzt worden. Dr. Starke wird dich informiert haben«, wandte sie sich an
Christoph.
    »Der hat wirklich etwas gegen uns«, stöhnte Große
Jäger. »Dieser verdammte Sch…«
    Den Rest seines Satzes verschluckte er vorsichtshalber
aber doch.
    »Herzlich willkommen«, begrüßte Christoph die
Kollegin.
    Hilke war achtunddreißig Jahre alt, verheiratet, hatte
zwei Töchter und wohnte in Treia, einem Dorf zwischen Husum und Schleswig. Ihr
Mann betrieb dort eine Landmaschinenwerkstatt. Das alles hatte Christoph aus
Flensburg erfahren. Die selbstsicher auftretende Frau sollte das Husumer Team
insbesondere im Sachgebiet Eigentumsdelikte verstärken.
    Interessiert sah sie sich um. »Und wo soll ich
sitzen?«
    »Für dich hat der Chef ein Einzelzimmer herrichten
lassen«, gab ihr Christoph zu verstehen. »Normalerweise hat jeder Kollege aus
unserer Dienststelle einen eigenen Raum. Nur wir drei sitzen zusammen. Aus
alter Gewohnheit und – es fördert auch die dienstliche Kommunikation.«
    »Was heißt hier, jeder Kollege hat ein eigenes
Zimmer. Was ist mit den Kolleg innen ?«
    »Mein Gott«, stöhnte Große Jäger auf. »Harm, drück mal
bitte auf den Alarmknopf.«
    Mommsen sah den Oberkommissar verständnislos an. Auch
Christoph verstand ihn nicht.
    »Mach schon«, stimmte Hilke Hauck ein und sah Mommsen
an. »Drück schon auf den Knopf. Zickenalarm!«
    Bis auf Große Jäger brachen alle in ein schallendes
Gelächter aus.
    Dann führte Christoph die neue Mitarbeiterin zu
Polizeidirektor Grothe und machte sie mit anderen Angehörigen der
Polizeiinspektion bekannt. Schließlich zeigte er ihr das für sie
bereitgestellte Nachbarbüro.
    Danach kehrte er zu seinem Schreibtisch zurück und
nahm die Kopien der Akte aus Hessen zur Hand. Nach einigem Suchen fand er seine
Vermutung bestätigt. Bei dem Banküberfall in

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